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Karlinger, Hans [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (3,1): Bezirksamt Ochsenfurt — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26554#0277
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SOMMERHAUSEN.

BUNDSCHUH V, 350. — F. HÄNLU und K. v. SPRUNER, Handbuch für Reisende
auf dem Maine, Würzburg 1843, S. 77. — LuDW. BRAUNFELS, Die Mainufer, Würz-
burg o. J., S. 224.
Ansicht von Süden. Lithographie uni 1830.
PROT. PFARRKIRCHE. Prot. Pfarrstatistik, S. 243. Pfarrkirche.
Eine dem hl. Bartholomäus geweihte Kirche 1341 erwähnt. (Abschrift einer
Urkunde auf dem Rathaus zu Sommerhausen, nach Mitteilung des Herrn K. Pfarrers
MoNNiNGER.) Die Kirche stand aber schon früher, wie der erhaltene Turm be-
weist, der nach den Stilformen (vgl. unten) noch in das 13. Jahrhundert gehört.
1596 wurden die Turmobergeschosse und der Treppenaufgang zum Turm errichtet,
wie eine Sandsteinplatte an letzterem mit der Inschrift ZAFTF / zV/VAzV/ vypd be-
sagt. 1666—1672 erfolgte ein Umbau des Langhauses, das 1739 einstürzte. (Pfarr-
archiv Sommershauen.) 1740 wurde das jetzige Langhaus aufgebaut. (Ebenda.)
Eingezogener Chor im Ostturm mit Kreuzgewölbe. Rippen mit rechteckigem
Profil auf romanischen Kapitellen mit Blumen und Knospen ruhend. Die dazugehörigen
Säulenschäfte sind herausgeschlagen. Runde Schildbogen. Die Kapitelle gehören
ihren Formen nach der Übergangszeit des spätromanischen zum gotischen Stil, also
wohl der Mitte des 13. Jahrhunderts, an. Fenster im Chor südlich rundbogig mit
Leibung aus doppelter Hohlkehle, nördlich spitzbogig mit spätgotischem Maßwerk.
Chorbogen rund mit beträchtlich tieferem Scheitel wie beim Gewölbe.
Rechteckiges Langhaus mit außen abgerundeten Ecken. Fünf Fensterachsen
mit je zwei Fenstern übereinander, so daß von außen das Gebäude zweigeschossig er-
scheint. Holzemporen auf drei Seiten. Das Äußere durch Pilaster gegliedert, die
ein kräftiges Abschlußgesims tragen. Hauptportal westlich.
Turm mit fünf Geschossen. Im zweiten Geschoß spitzbogige Klangarkaden,
im vierten spitzbogige Schallfenster mit nachgotischem Maßwerk des späten 16. jahr-
hunderts. Origineller zweiteiliger Treppenaufgang östlich. Helm glockenförmig.
Altar modern.
Kanzel. Sehr beachtenswerter, schöner Renaissanceaufbau um 1620, im Einrichtung.
18. Jahrhundert bei Vergrößerung der Kirche ergänzt und erhöht. Als Schaft dient
die Holzfigur Christi als Salvator mundi. Achtseitiger Korpus mit den Reliefs der
vier Evangelisten zwischen Säulen. An der Untersicht des Schalldeckels Relief
der hl. Dreifaltigkeit, in der Bekrönung Engel. Aufgangstüre mit Rundbogen
auf zwei Säulen, Bekrönung Christus am Kreuz mit Maria und Johannes. In der
Türfüllung Sündenfall (Fig. 172) und Kreuzigung. Von den fünf Füllungsfeldern der
Treppenbrüstung sind die drei unteren rein ornamental in Muschelwerk gehalten,
sie gehören dem ] 8. Jahrhundert an. Ursprünglich sind dagegen die beiden oberen
Felder, die den Traum Jakobs in figurenreichen Reliefs darstellen. Den Renaissance-
schnitzereien ist sowohl in den figürlichen wie in den ornamentalen Details eine
elegante und zugleich kräftige Formgebung von guter dekorativer Wirkung eigen.
Die stilistische Übereinstimmung zwischen der Kanzel und dem Weberschen Epitaph
(vgl. unten) läßt auf einen Meister schließen. Die Arbeit ist in Holz ausgeführt und
dunkelbraun getönt.
An der Kanzelbrüstung. Sanduhr mit drei Gläsern in sehr hübsch ge-
schmiedeter eiserner Fassung. Schmiedeeiserner, reich verzierter Arm. 18. Jahrhundert.
 
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