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Karlinger, Hans [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (3,1): Bezirksamt Ochsenfurt — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26554#0073
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Eibelstadt.

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von Bibm ein Ablaßbrief erteilt »pro fabrica et structura ecclesiae parochialis in
honore summi confessoris sancti Nicolai in Eyvelstadt«. (KESTLER, S. 22.) Um diese
Zeit muß mit dem Bau des Chors begonnen worden sein, da sich an einem Chor-
strebepfeiler die Jahreszahl 1480 findet. (Vgl. unten S. 57.) Außerdem werden um
igoo fünf Fenster in die Kirche gestiftet (Ausgaben- und Gefällbuch, fol. 29), von
denen zwei »auff der borkirchen« angebracht waren. Auch wurden 1484 vier Altäre
geweiht: der Hochaltar, der Sakristeialtar, sowie ein Altar auf der Nordseite zu
Ehren St. Mariä und einer auf der Südseite zu Ehren St. Katharinä, wie aus einer
Aufzeichnung vom Ende des 16. Jahrhunderts hervorgeht. (Vgl. Kreisarchiv Wtirzburg,
Akten Ger. Ochsenfurt XV, Fasz. 794.)
Der Neubau umfaßte zunächst nur den Ghor, wobei wahrscheinlich das alte
Langhaus beibehalten blieb, denn die Seitenschiffe wurden erst um 1520 aufgeführt.
Dagegen scheint zwar die Jahreszahl 1507 an der nordwestlichen Ecke des Langhauses
(vgl. unten) zu sprechen. Aus den archivalischen Notizen geht aber unzweifelhaft
hervor, daß der Bau der Seitenschiffe nicht lange vor 1520 begonnen wurde, und
zwar, wie sich zeigen wird, auf der Südseite. Das schließt allerdings nicht aus, daß
man die ganze Westmauer zu beiden Seiten des bestehenden romanischen Turmes,
ja vielleicht die ganze Emporenanlage schon etwa gleichzeitig mit dem Chorbau
begann und 1507 fertig hatte, nachdem es ja im Mittelalter bisweilen Übung war,
bei größeren Bauten gleichzeitig im Osten und Westen zu beginnen. So findet
wohl auch die Stelle in dem unten zitierten Vertrag mit Meister Stefan Baldt wegen
Erbauung des nördlichen Seitenschiffes »die abseiten zu bawen bis an den ort, so
der thurn sten und gepaut werden soll« eine Erklärung, wenn man annimmt, daß
unter der Erbauung des Turms nur der Aufbau der oberen Geschosse gemeint ist.
Von den Seitenschiffen wurde zuerst das südliche aufgeführt, und zwar vor
1322, denn in diesem Jahr stellt »Reinhart der junge, baumeister vber die abseiten
des gotzhaus« die Schlußrechnung wegen der »vordem abseiten«. (Vgl. Fasz. 29g,
fol. 84—8g.) Daß unter der »vordem abseiten« das südliche Seitenschiff zu ver-
stehen ist, geht aus dem Akkord von 1322 wegen Erbauung des nördlichen Seiten-
schiffs, »der hintern abseiten«, hervor, die »bei vnser Lieben Frauen altar« liegt,
also nach obiger Altarbeschreibung auf der Nordseite. Der Bau scheint um 152g
abgeschlossen gewesen zu sein. Das südliche Seitenschiff baute »meister Hans Bock,
steinmitz, thumbmeister zu wirtzburgk«, der mit dem bei ScuAROLD, AU. IV, 1. Heft,
S. 16, genannten Johann Steinmitz identisch sein dürfte. Bezüglich Erbauung des
nördlichen Seitenschiffes wird am Mittwoch nach dem Fest St. Johannis des Täufers
ig22 ein Akkord mit dem Meister Stefan Baldt, Steinmetz, abgeschlossen.!) Da sich

t) Der Vertrag, der mit obigem Meister abgeschlossen wurde, lautet nach der Abschrift im
Gotteshaus- und Elendenkerzen-Gefäll-Buch (Stadtarchiv Eibelstadt, Fasz. 295, fol. 86a): »Zw wissen
menigliche, das die ersamen vögt, schulteis, burgermeister vnd raht zu Eyuelstat die abseiten irer
pfarkirche da Selbsten bey vnnser lieben frauen altar auff zu fürn vnd zu bawen bis an den ort,
so der thurn sten vnd gepaut werden soll, verlihn vnd angedingt haben meister Steffan Baldt,
steinmitzn, also das er zu soliche abseiten nemlichn den ersten pfeiler bey vnser lieben frauen altar
vber eck vnd dan die abseiten hinab gegen dem thurn zu, sofern ob angezeigt ist, auffurn vnd
verfertigen soll mit simbs, Schnecken, pfeilern, fenstern, formstein, kernstucken, auch mit allen
anfengen vnten zu der borkirche vnd oben zu dem baw gehörig vnd mit allem dem, so einem
steinmitzn zu machn gepurt, in aller massen die fördern abseiten da gegen vber auffgefurt vnd
gepaut worden ist. Mer das er vnther dem vntersten fenster ein thur zimlicher hohe vnd weiten
nach notturfft hawen vnd machen soll. Vnd zu solichn baw sollen die bawmeister da zu veiorden,
 
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