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Karlinger, Hans [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (3,1): Bezirksamt Ochsenfurt — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26554#0104
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I.B.-A. Ochsenfurt.


Größere Bauvomabmen finden an der Kirche 1314—-1521 statt. Soviel aus den
Gotteshausrechnungen der genannten Jahre (Kreisarchiv Würzburg, Nr. 5440—5443)
geschlossen werden kann, kamen die damaligen Umbauten wohl einem Neubau
gleich, der in der Anlage des Langhauses heute noch erhalten ist. 1516 werden
die »abseidenn« der alten Kirche abgebrochen und Fundamente für Pfeiler und
Mauern gegraben, auch wird im genannten Jahr ein Teil des Mauerwerks aufgeführt.
Eine Wölbung der Kirche hat damals nicht stattgefunden. (Vgl. S. 86.) Nirgends
ist davon die Rede. 1518 wurden in den Seitenschiffen neue Altarmensen aufgestellt,
1321 Kirche und drei Altäre neu geweiht. Der Bau wurde von Meister Hans Bock,
Steinmetz, ausgeführt. Er erhält 1314 beim Arbeitsbeginn 23 ff, 1316 weitere 123 fl.
als Restzahlung. Neben ihm wird Meister Jörg Keyser 1516 als sein »Diener« ge-
nannt. Meister Hans Bock, der auch den Kirchenbau in Eibelstadt um diese Zeit
ausführte (vgl. oben S. 33), scheint gleichzeitig in Volkach beschäftigt gewesen zu
sein, von wo er nach Frickenhausen gerufen wurde. 1316 wird er viermal aus
Volkach oder Eibelstadt geholt. Sein Steinmetzzeichen dürfte unter der Empore
erhalten sein. (Vgl. S. 84.) Jörg Keyser erscheint unter den Spruchleuten in dem
Streit zwischen Meister Stephan Baldt und dem Rat zu Eibelstadt 1323 (vgl. oben S. 34).
Die Rohbauarbeiten müssen 1316 abgeschlossen gewesen sein, denn in diesem
Jahr erhält Meister Erhärt, Maler von Ochsenfurt, 2 % 24 »für die 6 schildt an
der kirchen zu malen«. Darunter sind jedenfalls die sechs Wappenschiide zu
verstehen, welche die oberen Ecken der drei südlichen Langhausstrebepfeiier (vgh
unten S. 86) schmücken.
1603—1616 erfuhr die Kirche eine abermalige Umgestaltung. 1603 wurde nach
dem Inhalt der Kirchenrechnung (Kreisarchiv Würzburg, Nr. 633p) der Chor von
Grund aus neu aufgeführt und der Turm erhöht. Meister Heinrich Bruder, Stadt-
meister zu Ochsenfurt und Philipp Keller von Marktbreit, erhalten für die Bauarbeiten
1129 fl. Den Turmhelm fertigt Zimmermeister Hans Mörgoltmaier(Mörgoltmär) aus
Würzburg. Der Riß zum Neubau wurde von Baumeister Georg Weißperk in Wtirz-
burg gemacht, der iofh 1% 26 ^ bekam. 1613—1616 wird das Gewölbe einge-
zogen. (Vgl. Kreisarchiv Würzburg, Gotteshausrechnung Nr. 6340.) Auch wird die
Kirche nach Westen erhöht. Der Maurermeister Erhärt Ottinger, »Voitländer«, er-

Friedhof zu malen. (Ebenda, Nr. 5435.) Die Kirche hatte damals also noch keine Verbindung
mit dem Rathaus, wie jetzt (vgl. S. 84), sondern war von diesem durch den Friedhof getrennt.
Für die Geschichte der Goldschmiedekunst in Würzburg ist von Interesse, daß man 1495 (Kreis-
archiv Würzburg, Nr. 5436) ein Brustbild des hl. Gallus aus Silber für 203 il. 3 % iy ^ bei »dem
goldtschmidt zu wirtzburg, der da sitzt uff dem pruderhoffc bestellte. Das steinerne Gehäuse in
der Sakristei für das Bdd fertigte Peter Gantz um einen Gulden. 1488 (ebenda, Nr. 5432) ließ
manGantz einen neuen Taufstein machen, der 12 fl. kostete. Im genannten Jahr werden außerdem
Ausgaben für den »kernter*:, d. h. das Gebeinhaus auf dem Friedhof — jetzt verschwunden — und
für den Ölberg verrechnet.
In der Rechnung von 1514 (Kreisarchiv Würzburg, Nr. 5440) finden wir den Namen
Tilman Riemen Schneiders, der für die Kirche Altarbilder, wohl Reliefs, schnitzte. »Item
3 % haben verzert schultes hanns Ortter vnd gemeyner kneclit, als sy meystern Dylenn dy bildt
in dy newenn daffell angedingt habn. — Item 1 % 2 ^ gebenn zw weinkauff, als man meyster
Dylenn obgeschriben bildt verdingt vnd meistern pawlßen, dem schreynern, das korpus abkaufft.
Item 6 gülden geben meistern Dylenn an denn 18 gülden, so ime verdingt ist vmb dy bildt in
das korpus laudt zweyer auß geschnidenn zettel.c Von all diesen Einrichtungsgegenständen hat
sich nichts erhalten.
 
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