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Karlinger, Hans [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (3,1): Bezirksamt Ochsenfurt — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26554#0298
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I. B.-A. Ochsenfurt.

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Hhcm. Vierung zwisciien Chor und Langhaus, gegen beide durch Gurtbogen abgesetzt.
Tircife' Oie Gurtbogen stützen sich auch kräftige Wandpfeiler mit Renaissancegesims.
Beschreibung. Rippenkreuzgewölbe mit runder Öffnung im Scheitel. Gewölbeform und Rippen
wie im Chor.
Das Langhaus umfaßt vier Joche. Tonnengewölbe mit Stichkappen, mit
gotisierender Netzfiguration. Doppelt gekehlte Rippen, die auf einfachen Konsolen
ruhen. Runde Schlußsteine mit figürlichen Reliefs, die Heilige aus dem Kartäuser-
orden darstellen; den Stilformen zufolge um 1613.
Das Querschiff wurde im 14. Jahrhundert durch eingezogene Mauern vom
Mittelbau abgetrennt. Es hatte ursprünglich, wie gewöhnlich, gleiche Breite mit der
Vierung. Anläßlich der Veränderungen von 1613—1616 erhöhte man die westlich
von der Vierung gelegenen Kreuzgang-
trakte, die mit dem Lettner der Kirche
in direkter Verbindung standen (vgl.
Eig. 182 und 187), bis zum Dachanschnitt
des bisherigen Querhauses. Die so er-
weiterten Querflügel erhielten neue Gie-
bel und Bedachung und erscheinen dem-
nach nach außen als einheitliche Bauten.
An den Ostseiten des romanischen
Querschiffs standen ursprünglich zwei
halbrunde Apsiden. Die nördliche war
zu Beginn des 17. Jahrhunderts noch
erhalten, wie aus dem Plan um 1610
in der Pfarregistraiur Tückeihausen (vgl.
oben S. 234) zu ersehen ist; die Grund-
mauern der beiden wurden durch Gra-
bungen im Frühjahr 1910 festgestellt.
Der obere Abschluß der Nordapsis läßt sich an der dortigen Mauer noch deutlich
konstatieren. Es läuft nämlich in zwei drittel Höhe der Ostwand ein Rundbogen
durch das Gemäuer, dessen Steine aber so geschnitten sind, daß der äußere
Randbogen gegenüber dem inneren konzentrisch verengert ist. Der Bogen hat
also eine schräge Leibung nach innen. Diese Bildung ist wohl als Ansatz des
ehemaligen Halbkuppelgewölbes der Apsis zu erklären. Demnach ging die Apsiden-
rundung unmittelbar aus der Mauerdicke der Ostmauer hervor in anologer Dispo-
sition, wie sie besonders auffällig bei der Propsteikirche St. Agidien in Kleinkomburg
bei Schwäbisch-Hall erhalten ist. (Vgl. Kunst- und Altertumsdenkmale im König-
reich Württemberg, Jagstkreis, S. 639 ff.) Auf der Südseite befindet sich jetzt an der
Stelie des Apsidenbogens an der Außenseite eine stichbogige Nische.
Die Ansatzspuren der Apsidenbogen führen zu dem Schluß, daß das roma-
nische Querschiff gleiche Höhe wie die Vierung hatte. Die Teilung des nördlichen
Querschiffflügels in zwei Geschosse erfolgte sicher schon nach Umwandlung des
Prämonstratenserklosters in eine Kartause. Es ist nämlich im Untergeschoß ein
einfaches Rippenkreuzgewölbe eingezogen (vgl. Querschnitt Fig. 182), das nach der
Form der einfach gekehlten Rippen und des Gewölbeschlußsteines mit Laubwerk-
dekoration dem 14. Jahrhundert angehört. Nach der Angabe im Haupt-, Grund-
und Lagerbuch über Tückeihausen (vgl. oben S. 233) befand sich hier der Kapitel-
saal. Vermutlich stand er mit der Kirche durch Eingänge in Verbindung, Spuren
 
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