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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0029

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AMT BUCHEN.

BODIGHEIM.

üdlich an diesen Keller, aber entsprechend höher gelegen, stösst ein zweiter,
tonnengewölbter kleinerer Keller, der sich unterhalb des Schlossgartens vor der ganzen
Giebelfront des Palas entlang zieht und an seinem hintern Ende eine grubenartige Ver-
tiefung hat. Der ganzen Anlage nach kann er nur als Vorrathsraum, vielleicht für die
Munition u. dergl. gedient haben.

D,er erwähnte, nördlich anstossende und weit in den ehemaligen Halsgraben vor- Nordbau
springende Nordbau ist völlig Ruine. Kahl und schmucklos ragen seine Umfassungsmauern
empor, deren Alter kaum zu bestimmen sein würde, wenn sich nicht aus den Renaissance-
Formen des Haupteinganges vorn in der Schmalseite und aus der Lage in Bezug auf
den vorstehend beschriebenen Hauptbau bestimmte Anhaltspunkte gewinnen Hessen. Von
beiden Gesichtspunkten aus ist er offenbar später zu setzen, als jener, und zwar gleich
in den Anfang des XVII. Jhs. Da die Burg während des 30jährigen Kriegs i. J. 1634
(s. oben) zerstört worden ist, kann er somit nur kurze Zeit bestanden haben. Eine steinerne
Wendelstiege hinten in der Ecke vermittelte den Verkehr zwischen den Stockwerken.
Da die erwähnten Fenster in der anstossenden Giebelmauer des Palas anscheinend immer
offen geblieben sind, so kann der Anbau nicht höher hinauf, als bis zu diesen Fenstern,
muss dafür aber, dem Terrain entsprechend, wesentlich tiefer hinabgereicht haben. Die
Spuren der Wendelstiege reichen

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denn auch in der That nicht über eine
Stockwerkshöhe hinauf. Vielleicht, dass
statt des Daches eine flache Altane den
Bau oben abschloss. Bei den jüngst
hier vorgenommenen Ausgrabungen
sind zwei mit Löwenköpfen verzierte
Sockelsteine der Thürgewände dieser
Wendelstiege gefunden und eine Anzahl
sauber gearbeiteter Trittstufen freigelegt
worden, deren unterste die Fussboden-
höhe des Erdgeschosses angiebt.

Das erwähnte Eingangsthor in
diesen Nordbau zeigt am Gewände und
Bogen hübsch verzierte Renaissance-
Füllungen und lässt, ebenso wie die Wendelstiege, auf eine einstige reiche, künstlerische
Ausstattung des Baues schliessen.

In der zwischen Berchfrit und Palas im XVII. Jh. hergestellten Verbindungsmauer Schiessscharte
sitzt die in Fig. 10 abgebildete, eigenthümliche Augenscharte.

Der im Familienarchiv befindliche Vertrag v.J. 1580, in dem Stephan Rüdt die Errichtung einer
Schneckentreppe, sowie eine ausgiebige Erneuerung im Innern seines Wohngebäudes mit dem Steinmetz
Burkhard aus Neckarsteinach um 437 fl. vereinbart, kann sich auf keines der beiden vorstehend be-
schriebenen Gebäude beziehen, da der Giebelbau i. J. 1597 »von Grund aus neu aufgeführt« ist, also
schwerlich kurz vorher mit grossen Kosten restaurirt sein wird, der Nordbau aber erst im XVII. Jh.
aus oben angeführten Gründen entstanden sein kann. Wahrscheinlich bezieht sich der Vertrag auf
das mittlerweile verschwundene Wohngebäude des Weiprecht'schen Zweiges (s. oben S. 18).

Wann die alte Burg-Anlage die jetzige Umänderung erfahren hat, ist nicht bekannt,
wahrscheinlich erst nach der allgemeinen Einführung der Schiesswaffen. Die Nutzlosigkeit
der alten Vertheidigungssysteme den Geschützen des XV. Jhs. gegenüber führte hier, wie
 
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