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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0030

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KREIS MOSBACH.

in so vielen andern Fällen, zu einer völligen
Aufgabe des Festungscharakters und zu einer
durchgreifenden Umgestaltung der ganzen An-
lage. Die Schildmauer wurde abgerissen und
der aufgefüllte Halsgraben zum Schlosshofe
umgewandelt, der mit Mauern umgeben.und so-
wohl an der Nordseite wie an der Südseite mit
Thoren versehen war, in der Weise, wie unser
Situationsplan auf S. 14 angiebt.

Das Untere Thor im Norden, durch das
man, vom Schlosshof heraufsteigend, den Burg-
hof betritt, ist in den frühen Renaissance-
Formen gehalten, bei denen die Gothik noch
überall hindurch zu schauen pflegt. Unsere Ab-
bildung des Thorpfeilers (Fig. 11) lässt dies deut-
lich erkennen. Säule und Gesims sind durchaus
antikisch, Hohlkehle und Rundstab des Bogens
spätgothisch. Unter gewöhnlichen Verhält-
nissen würde diese Art der Formenmischung
spätestens auf die Mitte des XVI. Jhs. hinein-
weisen, in unserer Gegend haben sich aber
erwiesenermassen die gothischen Traditionen
viel länger erhalten (vergl. oben S. 19), so dass
das Thor gleichzeitig mit dem Giebelbau, der
ja ebenfalls noch viel gothisches enthält, errichtet
sein wird.

Einzig in seiner Art ist das gegenüber-
liegende Obere Thor, das in Fig. 12 wieder-
gegeben ist, ein Meisterwerk der Steinmetz-
kunst. Dasselbe steckt jetzt in dem sogen.
Stärkebau (ehemaligen Mühlenbau) und ist
dadurch in seiner Wirkung nicht unwesentlich
beeinträchtigt. Offenbar hat der Weg früher
schräg hindurch geführt und ist demzufolge
eine Schrägstellung der reichprofilirten Ge-
wände vorgenommen worden, die eine eigen-
thümliche Verschiebung der Bogenlinie und
Profilirungen zur Folge hatte. »Steht man vor
dem Bogen (einerlei ob ausserhalb oder inner-
halb), so liegt auf dem linken Kämpferstein
die Profilschablone wagerecht auf mit dem
Birnstab nach vorn gerichtet. Die Mittellinie
des Profils (d. i. die Mittellinie des vorderen
Plättchens am Birnstabe) ist nun im Thorbogen
als Halbkreis herumgeführt und bildet die grund-
 
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