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KREIS MOSBACH.
Schlusssteine
in der eine Anzahl verschiedenartiger Fenster unregelmässig sitzen; spitzbogige wechseln
mit rundbogigen und solchen mit geradem Sturz, zwei- und dreigetheilte mit fünftheiligen.
Das Frontfenster und das grosse Chorfenster zeigen Fischblasenmasswerk.
Im Tympanon des Hauptportals ein roh überarbeitetes Sandstein-Relief:
Christus am Kreuz mit Maria und Johannes. Gänzlich verunglückt in den Proportionen
und Bewegungen.
Das Innere des Gotteshauses (s. Taf. H), in neuerer Zeit restaurirt und theilweise
stilrecht bemalt, zeichnet sich durch schöne, weite Verhältnisse und gute Beleuchtung aus.
Trotzdem die Schlusssteine des Netzgewölbes im Mittelschiff um 2,50 m höher liegen,
als die der Seitenschiffe (s. Querschnitt, Fig. 22), macht die Kirche doch einen hallen-
artigen Gesammteindruck. Ein eigentliches Querschiff fehlt. Zum Ersatz ist das vor
dem Chor liegende, letzte (vierte) Joch in der ganzen Breite des Schiffes um 1 m tiefer
bemessen, und durch einen kräftigen Gurtbogen von den vorderen Jochen getrennt,
deren Netzgewölbe in Mittelschiff und Seitenschiffen ohne Trennungsbögen ineinander
übergehen. In üblicher Weise ist dann die östliche Abschlusswand der Seitenschiffe zur
Aufstellung je eines Nebenaltars benutzt, und, um den Raum besonders hervorzuheben,
statt eines Netzgewölbes hier ein Sterngewölbe als Decke angeordnet worden. Ein dem
Gurtbogen als Auflager dienender Wandpfeiler trägt ausserdem auf beiden Seiten zur
Abtrennung dieser Seitenkapellen bei, ohne den Gesammtüberblick zu beeinträchtigen.
Die Abschrägung der Ecke beim südlichen Seitenschiff sollte' offenbar auch in dieser
Richtung wirken; auf der Nordseite konnte dies aber nicht ausgeführt werden, da hier in der
Verlängerung der Aussenflucht des Seitenschiffs die Sakristei angebaut wurde. Dass
diese mit dem Langhause gleichzeitig ist, beweisen die Bauformen und die Jahreszahl 1503
über der Thür innen. Auch der an der Nordostecke zwischen Sakristei und Chor
eingebaute Treppenthurm zeigt an der Eingangsthür Profile und Ueberschneidungen,
die auf den Beginn des XVI. Jhs. hinweisen. Der Fachwerkaufbau oben ist modern.
Ein zweiter Treppenthurm ist vorn an der Nordseite des Langhauses aufgeführt.
Er vermittelt die Niveaudifferenz zwischen draussen und drinnen und führt weiter nach oben
auf die Orgel-Empore, die in der ganzen Breite der Kirche und in der vollen Tiefe des
ersten Joches ins Innere vorspringt (s. Fig. 21). Der Fussboden der Empore ruht auf
Netzgewölben, deren Kämpfer tief unten, nur wenig über dem Boden liegen und deren
vordere Abgrenzung in den Seitenschiffen aus flach gespannten Gurtbogen, im Mittelschiff
aus einer Art flachen Korbbogens besteht (s. Querschnitt, Fig. 22). Hübsches durch-
brochenes Steinwerk dient als Brüstung der Seitentheile, während im Mittelschiff eine
moderne Holzbalustre angebracht ist. Die Zierformen sind im Uebrigen aufs äusserste
beschränkt. Auf einer unten viereckigen, oben durch Abschrägung der Kanten ins Achteck
übergeführten und durch Zwickeldreiecke belebten Basis erheben sich die achteckigen
Arkadenpfeiler — nur der vorderste der nördlichen Reihe ist kreisrund — ohne Kapitell
oder Gesims in die Spitzbogen der Arkaden übergehend. Die Oberwand ist glatt und
wird nur durch die über den Pfeilern aus der Wand herauswachsenden hohen Gewölbe-
rippen belebt. Auch die Seitenschiff- und Chorwände sind ohne Schmuck und Gliederung,
aber von zahlreichen Fenstern (s. oben) durchbrochen.
Auf den Schlusssteinen der Gewölbe befinden sich folgende Jahreszahlen
und Wappen:
Im Chor: das Mainzer Rad mit der Jahreszahl VloK.
KREIS MOSBACH.
Schlusssteine
in der eine Anzahl verschiedenartiger Fenster unregelmässig sitzen; spitzbogige wechseln
mit rundbogigen und solchen mit geradem Sturz, zwei- und dreigetheilte mit fünftheiligen.
Das Frontfenster und das grosse Chorfenster zeigen Fischblasenmasswerk.
Im Tympanon des Hauptportals ein roh überarbeitetes Sandstein-Relief:
Christus am Kreuz mit Maria und Johannes. Gänzlich verunglückt in den Proportionen
und Bewegungen.
Das Innere des Gotteshauses (s. Taf. H), in neuerer Zeit restaurirt und theilweise
stilrecht bemalt, zeichnet sich durch schöne, weite Verhältnisse und gute Beleuchtung aus.
Trotzdem die Schlusssteine des Netzgewölbes im Mittelschiff um 2,50 m höher liegen,
als die der Seitenschiffe (s. Querschnitt, Fig. 22), macht die Kirche doch einen hallen-
artigen Gesammteindruck. Ein eigentliches Querschiff fehlt. Zum Ersatz ist das vor
dem Chor liegende, letzte (vierte) Joch in der ganzen Breite des Schiffes um 1 m tiefer
bemessen, und durch einen kräftigen Gurtbogen von den vorderen Jochen getrennt,
deren Netzgewölbe in Mittelschiff und Seitenschiffen ohne Trennungsbögen ineinander
übergehen. In üblicher Weise ist dann die östliche Abschlusswand der Seitenschiffe zur
Aufstellung je eines Nebenaltars benutzt, und, um den Raum besonders hervorzuheben,
statt eines Netzgewölbes hier ein Sterngewölbe als Decke angeordnet worden. Ein dem
Gurtbogen als Auflager dienender Wandpfeiler trägt ausserdem auf beiden Seiten zur
Abtrennung dieser Seitenkapellen bei, ohne den Gesammtüberblick zu beeinträchtigen.
Die Abschrägung der Ecke beim südlichen Seitenschiff sollte' offenbar auch in dieser
Richtung wirken; auf der Nordseite konnte dies aber nicht ausgeführt werden, da hier in der
Verlängerung der Aussenflucht des Seitenschiffs die Sakristei angebaut wurde. Dass
diese mit dem Langhause gleichzeitig ist, beweisen die Bauformen und die Jahreszahl 1503
über der Thür innen. Auch der an der Nordostecke zwischen Sakristei und Chor
eingebaute Treppenthurm zeigt an der Eingangsthür Profile und Ueberschneidungen,
die auf den Beginn des XVI. Jhs. hinweisen. Der Fachwerkaufbau oben ist modern.
Ein zweiter Treppenthurm ist vorn an der Nordseite des Langhauses aufgeführt.
Er vermittelt die Niveaudifferenz zwischen draussen und drinnen und führt weiter nach oben
auf die Orgel-Empore, die in der ganzen Breite der Kirche und in der vollen Tiefe des
ersten Joches ins Innere vorspringt (s. Fig. 21). Der Fussboden der Empore ruht auf
Netzgewölben, deren Kämpfer tief unten, nur wenig über dem Boden liegen und deren
vordere Abgrenzung in den Seitenschiffen aus flach gespannten Gurtbogen, im Mittelschiff
aus einer Art flachen Korbbogens besteht (s. Querschnitt, Fig. 22). Hübsches durch-
brochenes Steinwerk dient als Brüstung der Seitentheile, während im Mittelschiff eine
moderne Holzbalustre angebracht ist. Die Zierformen sind im Uebrigen aufs äusserste
beschränkt. Auf einer unten viereckigen, oben durch Abschrägung der Kanten ins Achteck
übergeführten und durch Zwickeldreiecke belebten Basis erheben sich die achteckigen
Arkadenpfeiler — nur der vorderste der nördlichen Reihe ist kreisrund — ohne Kapitell
oder Gesims in die Spitzbogen der Arkaden übergehend. Die Oberwand ist glatt und
wird nur durch die über den Pfeilern aus der Wand herauswachsenden hohen Gewölbe-
rippen belebt. Auch die Seitenschiff- und Chorwände sind ohne Schmuck und Gliederung,
aber von zahlreichen Fenstern (s. oben) durchbrochen.
Auf den Schlusssteinen der Gewölbe befinden sich folgende Jahreszahlen
und Wappen:
Im Chor: das Mainzer Rad mit der Jahreszahl VloK.