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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0056

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KRETS MOSBACH.

und theilweise von verbranntem Lehm umgeben, noch zu unterscheiden waren. Im Innern
des Raums und in dessen nächster Umgebung fand sich eine etwa 10 cm hohe Abfall-
schicht, durchsetzt mit Scherben, einzelnen Knochen und vielen Stücken verbrannten
Lehms mit Abdrücken von Ruten, welche bewiesen, dass die Wände aus Lehmfachwerk
bestanden haben mussten; die Bedachung war spurlos verschwunden.

Spuren von ähnlichen Bauten bemerkte man auch auf beiden Seiten des Süd-
eingangs und auf der Westseite des Steinhauses. Hinter dem Südwall machte man eine
runde oder ovale sog. Trichtergrube ausfindig, die aus einem 2 m langen, 60—80 cm
tiefen westlichen und einem 3 m langen, bis 1,75 m tiefen, trichterförmigen östlichen
Theil bestand. Der Boden der Grube war zu einer rothen, ziegelartigen Masse verbrannt;
über ihr lag eine bis 60 cm starke Kohlen- und Aschenschicht, durchsetzt und bedeckt
mit Scherben, Knochen und Stücken geglätteten Lehmbewurfs. Bemerkenswerth war,
dass die Grube hälftig unter den Erdwall fiel; sie musste also älter als der letztere sein,
j, was auch für die Kulturschicht am Südthore

gilt, die sich noch etwas unter den Erdwall
erstreckt. Doch kann zwischen der Anlage
der Grube und der des Erdwalls nur kurze Zeit
verstrichen sein, da die auf der Sohle des
Wallgrabens gefundenen Scherben von denen
der Grube nicht verschieden sind. Sonst
ergaben sich im Innenraum der Verschanzung
trotz zahlreicher Versuchsgräben keine weiteren
Spuren von Behausungen.

Von bedeutenderen einzelnen Fund-
stücken ergab sich wenig, aber doch
genug, um daraus wichtige Schlüsse in Be-
ziehung auf die Zeitbestimmung zu ziehen.
Man fand (s. Fig. 2 7) von Eisen eine Heft-
nadel (fibula) a, deren Form für die spätere
Eisenzeit, die mittlere sog. La Tene-Periode,
charakteristisch ist, eine Doppelaxt b, Speer-
spitze c, Pfeilspitze d, ein Messer e und einige
Geräthstücke, ferner eine kleine Schelle von Weissmetall /"und 2 Bruchstücke von farbigen
(weiss mit gelber Unterlage und blau) Armringen aus gepresstem Glas, ausserdem 3 Spinn-
wirtel von Thon, alles Gegenstände, welche man als Erzeugnisse jener Zeitperiode
kennt. Dasselbe gilt von den zahlreichen gröberen und feineren Thongefäss- Scherben
mit roherer oder besser gearbeiteter Verzierung. Von römischen Formen zeigte sich
noch nirgends eine Spur.

Die Funde weisen demnach auf das II., oder vielleicht noch den Anfang des
I. Jhs. v. Chr. als Entstehungszeit der ganzen Anlage hin und, da damals das Land südlich
des Mains noch in gallischem Besitz war, so müssen Gallier die Erbauer des Steinhauses,
der Holzbaracken und der Umwallung gewesen sein. Auch die Trichtergruben, welche
gedeckt als Herdstellen, Vorrathsräume und selbst als Wohnungen zum Schutz gegen
die Winterkälte dienen konnten, lassen sich aus dieser, der vorangehenden und der
folgenden Zeit (selbst in den römischen Grenzkastellen) nachweisen.

Fig. 2J.

Fundstiicke aus der Schanze

Gerichtstetten.
 
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