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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0209

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AMT ADELSHEIM. — SENNFELD. 201

Von den diesen umgebenden Wirtschaftsgebäuden ist die grosse massive Scheuer
vorn beim ehem. Thore ein stattlicher Bau des XVILT. Jhs., während das den südlichen
Abschluss des Hofes bildende zweigeschossige Fachwerkhaus mit seinem offenen, von
Holzständern getragenen Schuppen ein Jahrhundert älter sein mag. Zwischen beiden
eine grosse moderne Scheuer.

Der ehem. Umfang des Klosterbezirkes lässt sich an den vorhandenen Mauerresten Kiosten
nur stellenweise mehr nachweisen. Im jetzigen Garten südlich von der Klausur ragt noch
die Ruine eines der ehem. kreisrunden Mauerthürme ungefähr 6 m hoch empor.

SENNFELD

Schreibweisen: Seniffelt 1301; Senfelt 1363; Senffeit 1395; Sennffelt 1422 etc.

Nach Breunig übergab i. J. 1213 Heinrich von Boxberg seine Burg Boxberg
und Güter in Sennfeld dem Hochstift Würzburg und empfing sie zu Lehen. Seit 1503
erscheinen die von Berlichingen hier begütert. Der Sohn des Götz von Berlichingen
führte 1562 die Reformation ein. Ernst Philipp von Berlichingen wohnte hier nach
Verkauf des Hornbergs von 1602 bis 1610. Im XVIII. Jh. kamen die Besitzungen
derselben durch Heirath und Kaufan die Rüdt von Bödigheim. Die andere Hälfte
des Dorfes war im Besitz der von Adelsheim (evang. Linie), die sie von den von
Stetten erworben hatten. Seit 1806 badisch.

Am Bahneinschnitt zwischen den Gewannen Burgstall und Brommelwald Reste
einer römischen Ansiedlung (villa rustica). fW.J

Die evangelische Pfarrkirche oben im Ort trägt das Jahr ihrer Gründung 1615
in Stein gehauen über den vier Thüren, von denen zwei an der Schauseite im Süden,
eine in der westlichen Giebel- und eine in der Nordseite liegen. Das Aeussere ist
durchaus schmucklos bis auf die drei Spruchtafeln (w. S.) an der Südseite. Die über
der einen Thür befindliche erscheint als die schönste und als ein kleines Prachtstück
deutscher Spätrenaissance (s. Abbild. Fig. 97). Ursprünglich leer, seit dem Jahre 1868 mit
einem Bibelspruch versehen. (Stocker.) Die zwei übrigen ganz ähnlich gearbeiteten, aber
nicht so fein detaillirten Tafeln enthalten seit dem Jahre 1868 gleichfalls Bibelsprüche,
sowie das Berlichingen'sche und Adelsheim'sche Wappen,' während das Wappen der
Thürbekrönung der Familie von Carben gehört. Die Schrift ist neu vergoldet.

Der Thurm, der an der Ostseite vorspringt, ist gleichzeitig mit dem übrigen Bau
und birgt im untern Theil den Chor.

Die grösste der drei Glocken, die er trägt, stammt aus dem Jahre 1570; die
beiden andern sind modern.

Das Innere des Gotteshauses ist an sich ebenso schmucklos, wie das Aeussere,
enthält aber eine Reihe hervorragender Kunstdenkmäler. Die weitgespannten Decken-
balken ruhen mittelst zweier Unterzüge auf zwei kräftigen Mittelstützen, wodurch eine
Dreitheilung der Decke entsteht, deren einfache Stuccaturen jetzt fast unter der Tünche
verschwinden. Eine hölzerne Empore mit gedrehten Holzsäulchen als Balustre läuft
an der West- und Südseite entlang.

Der Chor wird von einem rippenlosen Kreuzgewölbe bedeckt.

Thun

Glocken
 
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