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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0271
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236 KREIS HEIDELBERG

Theodors, die unsere Abbildung Fig. 121 wiedergibt, und 3. das Kirchgestühl mit sehr
reich und hübsch geschnitzten Wangenstücken in Rokokoformen. Um so nüchterner
wirkt die schmucklose große Orgelempore.

Vor der Kirche an der Straße steht das alte Rathaus, ein hübscher kleiner Barock-
bau (s. Lichtdruck Tafel XIX) aus dem Beginn des 18. Jhs. Seine Hauptzier besteht in
einer doppelarmigen Freitreppe, die zum Hauptgeschoß (geputztes Fachwerk) inmitten
der Vorderfront emporführt, vorn mit einer steinernen Brüstung versehen und durch ein
schräg ansteigendes Holzdach bedeckt ist. An beiden Schmalseiten führen weite rund-
bogige Tore in die Halle, die einst das ganze massive Untergeschoß einnahm und deren
Holzdecke auf kräftigen Holzpfeilern ruht.

(Am Ausgange nach Kirlach zu soll bis vor einigen Jahren ein Fachwerkhaus
mit schönen Holzschnitzereien gestanden haben.)

WALLDORF

Schreibweisen: Waltdorf, Waltdorph oder Walitorf ad a. 769, 1063, 1274, 1288,
1294, 1369 etc.

Literatur: C. W. F. L. Stocker, Chronik von Walldorf, Bruchsal 1888. —
Robert und Dittwar, Die Waldenser und ihre Kolonie Walldorf (Geschichtsblätter
des Deutschen Hugenottenvereins, Magdeburg 1891).
1 Geschichtliches. Der alte, zum Lobdengau (Hauptstadt: Ladenburg) gehörige

Ort spielt schon im Lorscher Urkundenbuch zum 8. Jh. eine Rolle, hatte im 12. Jh. eigenen
Adel und scheint (nach Häußer I S. 84} i. J. 1230 durch Kaiser Heinrich VII. an
den Pfalzgrafen Otto gekommen zu sein. Im Jahre 1288 wird der Ort als Witwensitz
der Pfalzgräfin Mechtildis erwähnt, welche ihn 1323 an Württemberg verpfändet hat.
Den Pfarrsatz hatten bereits Ende des 12. Jhs. die Bischöfe von Worms, während das
Kloster Schönau umfassende Besitzungen im Ort hatte, die wiederholt Gegenstand des
Streites mit den Bauern gewesen sind. Im 15. Jh. scheint die Feme hier eine bedeutsame
Rolle gespielt zu haben, deren Urteilssprüchen ein Machtwort des Kurfürsten Friedrich I.
i. J. 1461 ein Ziel setzte. Die Stadt ist in neuerer Zeit zu einer gewissen Berühmtheit
gelangt als Geburtsort des amerikanischen Großkaufmanns Johann Jakob Astor
(1763 bis 1848), dessen Andenken in dem von ihm gestifteten »Astorhaus« fortlebt.
Bis 1803 kurpfälzisch (Oberamt Heidelberg, Kirchheimer Zent).
, Prähistorisches. K. Pfaff gibt an der Staatsstraße zwischen Walldorf und Rot

eine von ihm 1902 gefundene Siedelung aus der jüngeren Steinzeit an.

Im Gemeindewald »Hochholz«, Distrikt »Bei den drei Berglen«, 1 km südlich von der
Stadt, befindet sich eine unregelmäßig angelegte Gruppe von 14 sehr abgeflachten
Grabhügeln von 10 bis 25 m Durchmesser. Einer derselben wurde 1833 von
Wilhelmi (Sinsh.Jahresber.il! S. 22 ff., VII S. 24f.) ausgegraben, drei weitere 1863 und
1881 seitens des Mannheimer Altertumsvereins (Professor K. Baumann). Wilhelmi
fand drei Bestattungen in dem einen Hügel; bei einer ein 47 cm langes einschneidiges
Eisenmesser mit kurzem, an beiden Seiten eingebogenem Griff, an dessen Heft beiderseits
Schalen von Bein durch drei Bronzenägel befestigt waren, während zwei starke Eisen-
knöpfe den Übergang zur Klinge bildeten. Dabei Heftnadeln von Eisen, am rechten
 
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