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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Ostini, Fritz von: Die Lenbachausstellung in München
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Reisinger, Hugo: Deutsche Kunst in Amerika, [1]: eine Anregung
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0025

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-^=fe^> DEUTSCHE KUNST IN AMERIKA -ein-

verstanden, auch wenn sonst ihre An-
schauungsweise weit von ihm abführte. Er
verstand, wie ebenfalls recht wenige, sich
und seine Meinung durchzusetzen, in ihm
war eine Willensmacht ohnegleichen, die
rücksichtslos ihren Weg verfolgte. Aber
daneben schlug ein Herz voll Güte, und
für das Schöne auf allen Gebieten war er
zu haben. Auch für alles menschlich Schöne,

das den Augen weiter keine Weide bietet!
So wird Franz von Lenbachs Bild unaus-
gelöscht im Gedächtnis derer bleiben, die ihn
kannten. Wer aber seiner Persönlichkeit noch
nicht nähertrat, dem ist jetzt eine prächtige
Gelegenheit geboten, die Züge jenes Bildes
selber zusammenzufinden in der schönen Ge-
dächtnisausstellung am Königsplatz zu Mün-
chen. Es ist der Mühe wert.

DEUTSCHE KUNST IN AMERIKA

Eine Anregung von Hugo Reisinger-New York*)

Eine neue Antwort auf eine alte Frage, denn alt ist diese Frage zweifellos:

Wie kann der deutschen Kunst der Weltmarkt wieder erobert werden!?

Ob in dem Artikel des Herrn Reisinger die Antwort eine erschöpfende ist, bleibt zunächst
wiederum eine Frage, aber — im Gegensatz zu so vielem, was bereits über diesen Gegenstand
geschrieben worden, treffen wir hier doch auf so überaus praktisch erscheinende Vorschläge, daß
man ohne weiteres, auch ohne besonders optimistisch veranlagt sein zu müssen, auf greifbare
Resultate rechnen darf. Die gefährlichste aller Schwierigkeiten lauert allerdings auch hier. „Das
Wie". Allein auf der zu schaffenden Basis, wie sie zunächst in dem Artikel in Anregung ge-
bracht, steht zu erwarten, daß man eher zu einer Vereinbarung kommen dürfte, auf der die so
hochwichtige Frage, eine so herrliche Aufgabe zu lösen ist.

Die beispielsweise in den Blättern noch vor kurzem angeregten Tausch-Ausstellungen
zwischen Paris und Berlin würden ganz zweifellos zu dem angestrebten Ziele nicht geführt, im
Gegenteil — vielleicht noch mehr Zerwürfnis und Wirrsal, die uns ach! in so reichlichem Maße
beschieden sind — geschaffen haben.

Ganz abgesehen von dem künstlerischen Bilde dieser Veranstaltungen, das ja stets inter-
essant gewesen wäre, wollte man doch auch indirekt mit dem zunehmenden Ansehen deutscher
Kunst m Paris einen Einfluß auf den Markt ausüben — man wollte sich damit Absatzgebiet
erobern. Mitnichten aber wäre dieser praktische Nebenzweck erreicht worden — aus natür-
lichen und dann auch aus allzu menschlichen Ursachen; aber schon infolge des allzu gefährlichen
„Wie", in Sachen der Organisation, mußte die Sache, vorläufig wenigstens, eine rein problematische
bleiben. Herr Reisinger schlägt Wege ein, auf denen er mit viel Wahrscheinlichkeit direkt erobern
wird, was dort indirekt geplant war. Schon damit hatte das letztere kaum Aussicht auf Erfolg.

Das neue Unternehmen ist sicherlich großzügig gedacht. Auf wie vielen Gebieten geistigen
Schaffens ist der Deutsche nicht siegreicher Eroberer! Warum sollte ihm nicht auch hier die Zu-
kunft gehören ? Die deutsche Kunst birgt unermeßlich herrliche Schätze. Heil dem, der sein Teil
dazu beiträgt, sie zu heben. c. Man

Die Amerika-Literatur, insbesondere soweit
Deutschland daran beteiligt ist, hat in
den letzten Jahren vielfach geradezu beäng-
stigende Dimensionen angenommen. Berufs-
schriftsteller und solche, die nur für einen
engeren Freundeskreis ihre Reiseeindrücke
aufzeichnen, haben über Land und Leute,
Handel und Industrie, Politik und soziale
Verhältnisse eine stattliche Anzahl Bücher
veröffentlicht. Man könnte sagen, daß dieses
große Land etwa im Verlaufe der letzten
fünf Jahre noch einmal und zwar literarisch
entdeckt worden ist. Allerdings werden sich
viele dieser Entdeckungen auf die Dauer

*) Herr Reisinger, ein angesehener New Yorker Kaufmann, be-
absichtigte gelegentlich einer Europareise diese Ausführungen persön-
lich in den hauptsächlichsten Kunstzentren Deutschlands zum
Vortrag zu bringen. Leider hat er aber die Rückkehr antreten
müssen, ehe er diesen Vorsatz ausführen konnte. Er hat deshalb
seine Ausführungen uns zur Veröffentlichung übergeben, und wir
haben sie Herrn Professor Carl Marr in München, dem Vor-
sitzenden der Luitpoldgruppe, der Deutsch-Amerikaner ist, vor-
gelegt; seine Meinung geben wir als Einleitung der Reisingerschen
Ausführungen oben. D. Red.

der Zeit nicht so zuverlässig erweisen, als
es jene erste des Kolumbus war. Immerhin
mag es auffallend erscheinen, daß ein sehr
wesentliches Gebiet des amerikanischen Lebens,
die Kunst in Amerika, so gut wie unberührt
von all diesen Forschern geblieben ist, vollends
die deutsche Kunst in Amerika, jenes Gebiet
also, welches die deutschen Reisenden ganz
besonders hätte interessieren sollen. Ich
kann nicht genau feststellen, welches der
eigentliche Grund für diese auffallende Er-
scheinung sein mag, Mangel an Interesse ist
wohl kaum anzunehmen, so daß es eher ein
solcher an Zeit ist, welcher allerdings für ein
so heikles Gebiet, wie es die Kenntnis der
Kunstverhältnisse eines Landes bedeutet,
schwer ins Gewicht fallen muß. Man muß mit
den Intentionen einer Bevölkerung, ihrem
Geschmacke, den Entwicklungsmöglichkeiten
eines solchen durch langjährige persönliche
Kenntnisse sehr vertraut geworden sein.

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