-^fcÖ> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <£g^-
eine internationale Kunstausstellung, zu deren Leiter
Professor Ludwig Dill in Karlsruhe ausersehen ist,
stattfinden; es sind bereits die Aufforderungen zur
Beschickung der Ausstellung versandt worden. Die
Stadt Mannheim läßt für die Unterbringung der Aus-
stellung von Hermann Billinc ein neues Ausstel-
lungshaus erbauen. Schon bis jetzt sind für An-
käufe von Kunstwerken M. 300000 verfügbar gemacht
worden.
^^MESBADEN. Der im Frühjahr hier verstorbene
*^ Rentner Dr. H. Heintzmann hat der hiesigen
Gemäldegalerie seine Sammlung vermacht; die etwa
100 Stück umfassende Kollektion enthält in der Haupt-
sache Werke Düsseldorfer Künstler.
IVflÜNCHEN. Der Kunstsalon W. Zimmermann
führtz.Z.dasgraphische Werk Otto Greiner's
vor; gleichzeitig ist Willi Geiger mit einer Kollek-
tivausstellung graphischer Werke vertreten.
WIEN. Im Kiinstlerhaus wurde kürzlich die Kol-
lektivausstellung der Werke des Nordlandma-
lers A. Borissow eröffnet. Daß der Künstler, von
Repin der russische Nansens genannt, neben Ver-
folgung wissenschaftlicher Zwecke bei dieser For-
schungsreise vor allem auch als Maler auf seine
Rechnung kam, beweist die reiche künstlerische
Auslese, welche seine Ausstellung zeigt.
MÜNCHEN. Nach und nach füllen sich wieder
die Räume des Kunstvereins. Richard Kaiser
und Hans Hammer, ein junges, wagemutiges Talent,
zeigen uns eine Reihe tüchtiger, interessanter
Arbeiten, die Resultate ihrer Sommerfahrt. Das
Erträgnis eines fleißigen Studienaufenthaltes in
einem unserer oberbayerischen Dörfer hat Johann
D. Holz zu einer kleinen Sammlung farbenpräch-
tiger Bilder und Skizzen vereinigt. Holz hat ein
malerisches Auge für die charakteristische Färbung
der Landschaft, ganz besonders aber für die Tiere,
Kühe, Rinder, Pferde. Er malt die Landschaft immer
im Zusammenhang mit Tieren zu den verschieden-
sten Jahres- und Tageszeiten, vorzüglich aber im
Sommer, wo die Natur in ihren ausgesprochensten
Farben prangt. In den Bildern von Holz ist das
Tier nicht etwa bloße Staffage, vielmehr das Haupt-
motiv der farbigen Gesamterscheinung. Das glän-
zende, lichtaufsaugende Fell der Kühe und Pferde
bildet sozusagen den farbigen Mittelpunkt des Bildes.
— Es ist äußerst reizvoll, in den gleichzeitig aus-
gestellten Zeichnungen und Gouache-Skizzen von
Oberländer auch verschiedene Tiere, die Holz dar-
stellt, gleichfalls in landschaftlicher Umgebung
zu sehen. Da erkennen wir gleich die ungeheure
Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit des künst-
lerischen Reproduktionsvermögens. Wir bemerken
hier deutlich, daß es nicht das bloße Sehen allein
ist, was den Hauptanteil der künstlerischen Tätig-
keit ausmacht, sondern daß die künstlerische Arbeit
in erster Linie eine geistige ist. Ueber Oberländer
noch weiter zu berichten, ist nicht notwendig, seine
Art ist bekannt und seine Werke hat jedermann vor
Augen, sobald er nur den Namen hört. Er ist und
bleibt in allem, was er macht, originell. Was das in
unserer Zeit bedeutet, weiß jeder, der einen Ein-
blick in das moderne Kunstschaffen hat. — Bei Heine-
mann haben zur Zeit zwei auswärtige Künstler aus-
gestellt. Severin Kroyer und Robert Breyer.
Aus der Werkstätte des berühmten norwegischen
Künstlers ist in den letzten Jahren nicht mehr viel
in die Oeffentlichkeit gekommen. Es sind größten-
teils nur Skizzen und Studien, die uns Heinemann
vorführt, aber von einer so fein abgewogenen male-
rischen Art, daß sie unendlich angenehm und be-
ruhigend auf das Auge wirken. Liegt Kroyers Stärke
in der harmonischen Ausgeglichenheit seines Vor-
trages und der fei nabgetonten Bild Wirkung auch bloßer
Studien, so überrascht Robert Breyer, ein jüngerer
Berliner Künstler, durch koloristische Schneid und
technische Sicherheit, mit der er scheinbar wider-
strebende Farbtöne zu wirkungsvollen Akkorden zu-
sammenstimmt. Besonders seine Stilleben sind in
dieser Hinsicht sehr gelungen. Aber auch im
Porttät stellt er sich interessante malerische Auf-
gaben und bewältigt koloristische Probleme mit viel
Geschick. Er verfügt über ein wohlgeschultes Können
und weiß mit seinem malerischen Vermögen zu
wirtschaften. Seine Stärke liegt in dem accentuierten
malerischen Ausdruck, überhaupt in der sicheren
Behertschung aller künstlerischen Mittel. a. h.
OAMBURG. Der Kunstverein bot in seinen per-
* * manenten Ausstellungsräumen eine Sammlung
von neu gemalten Werken des anglo-bajuvarischen
Meister-Porträtisten Hubert Herkomer zur Schau.
Zu dem von diesem Künstler bereits Bekannten
wird eigentlich nur durch die Haupttafel dieser
Sammlung, die eine Sitzung des Gemeindekollegiums
von Landsberg a. Lech veranschaulicht, und zwar
durch die glänzende Lösung des Problems der Grup-
penanordnung ein neues hinzugetan. Diese als Pen-
dant zu einem von Herkomer für den Ratssaal in
Landsberg bereits früher gestifteten Gruppenbild ge-
malte Riesentafel vereinigt 32 in Lebensgröße ge-
malte Personen um den grünen Beratungstisch in
einer solch geschickten Anordnung, daß bis auf
einen einzigen in Rückenwendung dargestellten
Kopf wir in jedem einzelnen dieser meist scharf
geschnittenen und ausdrucksvollen Gesichter lesen
können. Außer dieser Riesentafel die eben vol-
lendet, hier zur ersten Ausstellung gelangt, enthält
die Sammlung u. a. auch das Doppelbildnis des
Künstlers und seiner Frau. h. e. w.
\7ENEDIG. Für die VI. internationale Ausstellung
v sind als Preisjuroren delegiert worden: Prof.
H. v. Habermann, München (an Stelle des verhin-
derten Prof. Albert von Keller) als Vertreter
für Deutschland, F. Laszlo für Oesterreich-Ungarn,
John Lavery für England, Gevaert für Belgien,
E. Calandra, C. Laurenti und Pagliaghi für
Italien.
T EIPZIG. Kunstverein. Nach einer größeren Pause,
während welcher verschiedene bauliche Ver-
änderungen vorgenommen worden sind, hat der
Kunstverein seine Pforten wieder geöffnet mit einer
prachtvollen menzel-Ausstellung, in der noch ein-
mal eine große Reihe von Gemälden vereinigt wor-
den ist, wie man sie dann schwerlich noch einmal
zu Gesicht bekommen dürfte (>Walzwerk«, »Ball-
souper«, >MarktpIatz von Verona , >Begegnung
Friedrichs des Großen mit Josef II. in Neisse«,
>Flötenkonzert« etc.) — Weiter enthält der Kunst-
verein eine sehr interessante Kollektivausstellung
von Paul baum-Berlin. P. Baum schlägt sich hart
mit den Erkenntnissen des Neoimpressionismus
herum, ohne daß er zu einem recht glücklichen
Resultat kommt. Denn wo er sich streng an das
Rezept hält, wird er nichtssagend, ja direkt lang-
weilig, während seine früheren Bilder, Zeichnungen
und Aquarelle, wo nicht die Theorie seine Hand
geführt hat, ungemein intim und fein in der Stim-
mung sind und technisch mindestens auf gleicher
Stufe stehen. rEm.
Redaktionsschluß: 19. Oktober 1905 Ausgabe: 2. November 1905
Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwartz
Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. — Druck von Alphons Bruckmann. — Sämtlich in München
eine internationale Kunstausstellung, zu deren Leiter
Professor Ludwig Dill in Karlsruhe ausersehen ist,
stattfinden; es sind bereits die Aufforderungen zur
Beschickung der Ausstellung versandt worden. Die
Stadt Mannheim läßt für die Unterbringung der Aus-
stellung von Hermann Billinc ein neues Ausstel-
lungshaus erbauen. Schon bis jetzt sind für An-
käufe von Kunstwerken M. 300000 verfügbar gemacht
worden.
^^MESBADEN. Der im Frühjahr hier verstorbene
*^ Rentner Dr. H. Heintzmann hat der hiesigen
Gemäldegalerie seine Sammlung vermacht; die etwa
100 Stück umfassende Kollektion enthält in der Haupt-
sache Werke Düsseldorfer Künstler.
IVflÜNCHEN. Der Kunstsalon W. Zimmermann
führtz.Z.dasgraphische Werk Otto Greiner's
vor; gleichzeitig ist Willi Geiger mit einer Kollek-
tivausstellung graphischer Werke vertreten.
WIEN. Im Kiinstlerhaus wurde kürzlich die Kol-
lektivausstellung der Werke des Nordlandma-
lers A. Borissow eröffnet. Daß der Künstler, von
Repin der russische Nansens genannt, neben Ver-
folgung wissenschaftlicher Zwecke bei dieser For-
schungsreise vor allem auch als Maler auf seine
Rechnung kam, beweist die reiche künstlerische
Auslese, welche seine Ausstellung zeigt.
MÜNCHEN. Nach und nach füllen sich wieder
die Räume des Kunstvereins. Richard Kaiser
und Hans Hammer, ein junges, wagemutiges Talent,
zeigen uns eine Reihe tüchtiger, interessanter
Arbeiten, die Resultate ihrer Sommerfahrt. Das
Erträgnis eines fleißigen Studienaufenthaltes in
einem unserer oberbayerischen Dörfer hat Johann
D. Holz zu einer kleinen Sammlung farbenpräch-
tiger Bilder und Skizzen vereinigt. Holz hat ein
malerisches Auge für die charakteristische Färbung
der Landschaft, ganz besonders aber für die Tiere,
Kühe, Rinder, Pferde. Er malt die Landschaft immer
im Zusammenhang mit Tieren zu den verschieden-
sten Jahres- und Tageszeiten, vorzüglich aber im
Sommer, wo die Natur in ihren ausgesprochensten
Farben prangt. In den Bildern von Holz ist das
Tier nicht etwa bloße Staffage, vielmehr das Haupt-
motiv der farbigen Gesamterscheinung. Das glän-
zende, lichtaufsaugende Fell der Kühe und Pferde
bildet sozusagen den farbigen Mittelpunkt des Bildes.
— Es ist äußerst reizvoll, in den gleichzeitig aus-
gestellten Zeichnungen und Gouache-Skizzen von
Oberländer auch verschiedene Tiere, die Holz dar-
stellt, gleichfalls in landschaftlicher Umgebung
zu sehen. Da erkennen wir gleich die ungeheure
Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit des künst-
lerischen Reproduktionsvermögens. Wir bemerken
hier deutlich, daß es nicht das bloße Sehen allein
ist, was den Hauptanteil der künstlerischen Tätig-
keit ausmacht, sondern daß die künstlerische Arbeit
in erster Linie eine geistige ist. Ueber Oberländer
noch weiter zu berichten, ist nicht notwendig, seine
Art ist bekannt und seine Werke hat jedermann vor
Augen, sobald er nur den Namen hört. Er ist und
bleibt in allem, was er macht, originell. Was das in
unserer Zeit bedeutet, weiß jeder, der einen Ein-
blick in das moderne Kunstschaffen hat. — Bei Heine-
mann haben zur Zeit zwei auswärtige Künstler aus-
gestellt. Severin Kroyer und Robert Breyer.
Aus der Werkstätte des berühmten norwegischen
Künstlers ist in den letzten Jahren nicht mehr viel
in die Oeffentlichkeit gekommen. Es sind größten-
teils nur Skizzen und Studien, die uns Heinemann
vorführt, aber von einer so fein abgewogenen male-
rischen Art, daß sie unendlich angenehm und be-
ruhigend auf das Auge wirken. Liegt Kroyers Stärke
in der harmonischen Ausgeglichenheit seines Vor-
trages und der fei nabgetonten Bild Wirkung auch bloßer
Studien, so überrascht Robert Breyer, ein jüngerer
Berliner Künstler, durch koloristische Schneid und
technische Sicherheit, mit der er scheinbar wider-
strebende Farbtöne zu wirkungsvollen Akkorden zu-
sammenstimmt. Besonders seine Stilleben sind in
dieser Hinsicht sehr gelungen. Aber auch im
Porttät stellt er sich interessante malerische Auf-
gaben und bewältigt koloristische Probleme mit viel
Geschick. Er verfügt über ein wohlgeschultes Können
und weiß mit seinem malerischen Vermögen zu
wirtschaften. Seine Stärke liegt in dem accentuierten
malerischen Ausdruck, überhaupt in der sicheren
Behertschung aller künstlerischen Mittel. a. h.
OAMBURG. Der Kunstverein bot in seinen per-
* * manenten Ausstellungsräumen eine Sammlung
von neu gemalten Werken des anglo-bajuvarischen
Meister-Porträtisten Hubert Herkomer zur Schau.
Zu dem von diesem Künstler bereits Bekannten
wird eigentlich nur durch die Haupttafel dieser
Sammlung, die eine Sitzung des Gemeindekollegiums
von Landsberg a. Lech veranschaulicht, und zwar
durch die glänzende Lösung des Problems der Grup-
penanordnung ein neues hinzugetan. Diese als Pen-
dant zu einem von Herkomer für den Ratssaal in
Landsberg bereits früher gestifteten Gruppenbild ge-
malte Riesentafel vereinigt 32 in Lebensgröße ge-
malte Personen um den grünen Beratungstisch in
einer solch geschickten Anordnung, daß bis auf
einen einzigen in Rückenwendung dargestellten
Kopf wir in jedem einzelnen dieser meist scharf
geschnittenen und ausdrucksvollen Gesichter lesen
können. Außer dieser Riesentafel die eben vol-
lendet, hier zur ersten Ausstellung gelangt, enthält
die Sammlung u. a. auch das Doppelbildnis des
Künstlers und seiner Frau. h. e. w.
\7ENEDIG. Für die VI. internationale Ausstellung
v sind als Preisjuroren delegiert worden: Prof.
H. v. Habermann, München (an Stelle des verhin-
derten Prof. Albert von Keller) als Vertreter
für Deutschland, F. Laszlo für Oesterreich-Ungarn,
John Lavery für England, Gevaert für Belgien,
E. Calandra, C. Laurenti und Pagliaghi für
Italien.
T EIPZIG. Kunstverein. Nach einer größeren Pause,
während welcher verschiedene bauliche Ver-
änderungen vorgenommen worden sind, hat der
Kunstverein seine Pforten wieder geöffnet mit einer
prachtvollen menzel-Ausstellung, in der noch ein-
mal eine große Reihe von Gemälden vereinigt wor-
den ist, wie man sie dann schwerlich noch einmal
zu Gesicht bekommen dürfte (>Walzwerk«, »Ball-
souper«, >MarktpIatz von Verona , >Begegnung
Friedrichs des Großen mit Josef II. in Neisse«,
>Flötenkonzert« etc.) — Weiter enthält der Kunst-
verein eine sehr interessante Kollektivausstellung
von Paul baum-Berlin. P. Baum schlägt sich hart
mit den Erkenntnissen des Neoimpressionismus
herum, ohne daß er zu einem recht glücklichen
Resultat kommt. Denn wo er sich streng an das
Rezept hält, wird er nichtssagend, ja direkt lang-
weilig, während seine früheren Bilder, Zeichnungen
und Aquarelle, wo nicht die Theorie seine Hand
geführt hat, ungemein intim und fein in der Stim-
mung sind und technisch mindestens auf gleicher
Stufe stehen. rEm.
Redaktionsschluß: 19. Oktober 1905 Ausgabe: 2. November 1905
Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwartz
Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. — Druck von Alphons Bruckmann. — Sämtlich in München