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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Rosenhagen, Hans: Max Slevogt
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0146

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Kuns..........thafc

s.............i Museen

zu Berlin

N1

MAX SLEVOGT

Von Hans Rosenhagen

[irgends ist das über den Haufen zu werfen, aber nur dem
Verallgemei- gelingt es tatsächlich, der kraft seines ganzen
nern, das Fest- Wesens die Menschen von der Möglichkeit
stellen von Ge- und inneren Notwendigkeit seiner Welt über-
setzen sinnloser zeugen kann. Dieses Ueberzeugenkönnen setzt
als in der Kunst, freilich besondere Fähigkeiten voraus; wer
bei der alle Vorzü- sie nicht hat, mag die originellste Persön-
ge und Fehler auf lichkeit von der Welt sein — er wird nie der
dem schwankend- Kunst ein neues Gesicht geben können. Und
sten allerGründe, man überzeugt nur, indem man das Neue in
auf der Person- Beziehung zum Bekannten zu bringen weiß,
lichkeit beruhen. Solche Beziehungen liegen aber gerade in
Daher hat auch Kunstwerken nicht immer auf der Hand. Da-
alles unbedachte her die anfängliche Ablehnung aller bedeuten-
Vergleichen in der den neuen Erscheinungen von seiten des
Kunst nicht den geringsten Wert. Was dem großen Publikums und meist auch der Kritik,
einen großen Künstler als Tugend gilt, kann Sind indessen die Beziehungen erst einmal
einem anderen als Mangel vorgeworfen wer- klargelegt, so ist von der vollständigen Miß-
den. Man wird niemals zu einer klaren achtung des Künstlers und seines Werkes bis
Erkenntnis ihres Wertes gelangen, wenn man zu der überschwenglichen Anerkennung beider
Manet von Rembrandt, Böcklin von Velas- nur ein Schritt.

quez, oder Trübner von Schwind aus zu be- Diese Erfahrung kann man alle Tage machen,
urteilen versucht. Denn „alles Lebendige wobei jedoch anerkannt werden muß, daß der
bildet eine Atmosphäre um sich her". Was Prozeß der Verständigung über den Wert
wäre die Malerei für ein langweiliges Hand- oder Unwert von Kunstwerken sich neuer-
werk, wenn die Persönlichkeiten unter den dings schneller vollzieht als vor einigen Jahr-
Künstlern nicht für eine immerwährende Ab- zehnten. Es ist freilich schwer zu entscheiden,
wechslung in Aufgaben und Zielen sorgten ob diese Tatsache einer Erhöhung des all-
und nicht mit jedem ihrer Werke bewiesen, gemeinen Kulturniveaus verdankt wird oder
daß es in der Kunst unendliche Möglich- ob nur der allgemeine Wunsch vorliegt, die
keiten des Stoffes und der Darstellung gibt. traurigen, durch die Namen Böcklin, Leibi,
Jedem Künstler steht das Recht zu, die Trübner, Thoma, Feuerbach, Liebermann ge-
Vorstellungen der Allgemeinheit von Kunst kennzeichneten Beispiele von Verständnis-

Die Kunst für Alle XXI. 6. 15 Dezember 1905.

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