Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0172
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Gensel, Otto Walther: Fünfundsiebzig Jahre Belgischer Malerei, [1]
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-^sö> FÜNFUNDSIEBZIG JAHRE BELGISCHER MALEREI
gewesen. Sie sind gründlich tot und werden bringen wollte, während man die der lebenden
nicht wieder auferstehen. Nur eine Aus- der Lütticher Ausstellung moderner Kunst
nähme ist gemacht worden mit Gallaits überließ. So zeigte die Brüsseler im wesent-
„Brüsseler Schützengilde an den Leichen liehen Werke aus den sechziger, siebziger
Egmonts und Hoorns" — und zwar mit und achtziger Jahren, aber diese, die man
vollem Rechte. Man kann dieses Werk, das bei uns so gut wie gar nicht kennt, in
sonst im Museum zu Tournai hängt, als das größter Vollständigkeit und vortrefflicher Aus-
beste historische Gemälde der ganzen Zeit wähl. Auf sie wollen wir uns im wesent-
bezeichnen. Es hat etwas Theatralisches, liehen beschränken und auch hier, um den
aber solchen Leichenparaden haftet auch im Leser nicht durch eine Fülle von Namen zu
Leben meist etwas Gestelltes, Zurechtge- verwirren, nur die Silhouetten der wich-
machtes an; es besitzt leere und unange- tigsten Persönlichkeiten mit wenigen Strichen
nehme Stellen, aber das Paradebett mit dem zeichnen.
silbernen Kruzifix auf der schwarzen Decke Der Ehrensaal war dem Baron Henri Leys
und den von dem weißen Linnen sich ab- eingeräumt, in dem die Belgier ihren besten
hebenden bleichen Köpfen ist ein ganz außer- modernen Maler verehren. Leys ist nur wenig
ordentliches und packendes Stück Malerei, jünger als Wappers und Gallait, aber seine
Die Vorführung der dritten Generation wie- Hauptwerke zeigen doch einen ganz anderen
derum wurde dadurch beschränkt, daß man Geist als die ihren. Im selben Jahre wie
im allgemeinen nur Werke toter Künstler Menzel geboren, bietet er ein Gegenstück zu
CHARLES DE GROUX (1825—1870)
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STREIT IM WIRTSHAUS
gewesen. Sie sind gründlich tot und werden bringen wollte, während man die der lebenden
nicht wieder auferstehen. Nur eine Aus- der Lütticher Ausstellung moderner Kunst
nähme ist gemacht worden mit Gallaits überließ. So zeigte die Brüsseler im wesent-
„Brüsseler Schützengilde an den Leichen liehen Werke aus den sechziger, siebziger
Egmonts und Hoorns" — und zwar mit und achtziger Jahren, aber diese, die man
vollem Rechte. Man kann dieses Werk, das bei uns so gut wie gar nicht kennt, in
sonst im Museum zu Tournai hängt, als das größter Vollständigkeit und vortrefflicher Aus-
beste historische Gemälde der ganzen Zeit wähl. Auf sie wollen wir uns im wesent-
bezeichnen. Es hat etwas Theatralisches, liehen beschränken und auch hier, um den
aber solchen Leichenparaden haftet auch im Leser nicht durch eine Fülle von Namen zu
Leben meist etwas Gestelltes, Zurechtge- verwirren, nur die Silhouetten der wich-
machtes an; es besitzt leere und unange- tigsten Persönlichkeiten mit wenigen Strichen
nehme Stellen, aber das Paradebett mit dem zeichnen.
silbernen Kruzifix auf der schwarzen Decke Der Ehrensaal war dem Baron Henri Leys
und den von dem weißen Linnen sich ab- eingeräumt, in dem die Belgier ihren besten
hebenden bleichen Köpfen ist ein ganz außer- modernen Maler verehren. Leys ist nur wenig
ordentliches und packendes Stück Malerei, jünger als Wappers und Gallait, aber seine
Die Vorführung der dritten Generation wie- Hauptwerke zeigen doch einen ganz anderen
derum wurde dadurch beschränkt, daß man Geist als die ihren. Im selben Jahre wie
im allgemeinen nur Werke toter Künstler Menzel geboren, bietet er ein Gegenstück zu
CHARLES DE GROUX (1825—1870)
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