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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Ostini, Fritz von: Hugo von Habermann
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0244

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«s-4^> HUGO VON HABERMANN <^=v-

H. VON' HABERMANN

vielleicht nur einer, der so sicher, wie er,
den Weg weiß und weist zwischen einer ge-
sunden entwicklungsfähigen modernen Malerei
und Velasquez—John Sargent! Die Episode
der Freilichtmalerei in den achtziger Jahren
hat ihn nicht, oder nur ganz vorübergehend in
ihren Bann gezogen, höchstens daß seine Pa-
lette, wie die aller Welt, ein wenig heller wurde,
daß der tiefe Galerieton, den seine älteren
Arbeiten noch zeigen, verschwand. Aber das,
worauf es ihm wirklich ankam, stand schon fest
für ihn: die satte und doch diskrete Harmonie
seiner Farben, der breite, energische Strich,
die Kraft der Formgebung! Und dabei blieb
er und so stand er auch für alle, die sehen
konnten, doch immer wieder unter den „Mo-
dernsten". Darum ist diese Erscheinung so
unendlich wertvoll in den Wirren unserer
heutigen Kämpfe um die Kunst, weil wir an

ihr erkennen, wie wenig
die Schlagwörter, wie sie
der Reihe nach aufmar-
schierten von der großen
Historie über den konse-
quenten Realismus bis zum
alleinseligmachenden Im-
pressionismus, wie wenig
solche Fanfaronaden mit
dem Kern der Sache zu tun
haben! Einen, der wirklich,
seiner selbst und seines
Zieles sicher, vorwärts geht,
berühren alle diese Evolu-
tionen kaum und er bleibt
doch an der Tete. Nur für
die geräuschvolle Mittel-
mäßigkeit ist das Modern-
sein immer Selbstzweck:

»Wie machen wir's, daß alles

frisch und neu
Und mit Bedeutung auch ge-
fällig sei?t

Die Frage hat der echte
Künstler nicht nötig und
Hugo v. Habermann hat sie
nie getan, er hat sich weder
angestrengt,' immer frisch
und neu nach der letzten
Mode zu erscheinen, noch
hat er auf Bedeutung oder
gar auf Gefälligkeit posiert.
Auf die letztere schon gar
nicht, weil er eben ein
Künstleraristokrat ist! Und
wenn irgendwo, so hat er
in diesem Punkte, hin und
wieder vielleicht sogar zum
Schaden der künstlerischen
Wirkung, mit allzuscharfer Hartnäckigkeit
seinen Standpunkt behauptet und die gefürch-
tete „Gefälligkeit" auch da verschmäht, wo
sie ohne Ueberzeugungsopfer möglich gewesen
wäre. Darum ist er auch siebenundfünfzig
Jahre alt geworden, bis sie in München auf
die Idee kamen, einen Mann von diesem
Können, dieser vornehmen Kunstanschauung
und, last not least! diesem Lehrtalent, zum
Akademieprofessor zu machen. Es gibt kaum
einen Platz, an den Hugo v. Habermann besser
paßte, er, der mit der höchsten Meinung von
der Kunst eine ebenso hohe Achtung vor allem
Guten, wäre es ihm auch noch so wesens-
fremd, verbindet. Wie sicher und fruchtbar
sein Urteil ist, davon wissen seine künstle-
rischen Freunde zu erzählen. Mir ist ein
Besuch in des armen frühgeschiedenen Pigl-
hein Werkstatt unvergeßlich, bei dem ich

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