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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Personal-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0313

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-^=^3> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <ö*=*-

modelüert und in die Kleider von spanischen Tänzern diese geschmackvolle und schön gemalte Leistung
gesteckt hat. Auch ein tanzendes Paar vom Bai Bullier so wenig umfangreich ist. Alice TrCbner läßt
und eine dicke Chansonette sind vorhanden. Sie eine Landschaft >Schloß Hemsbach« sehen, die stark
zeigt in diesen Püppchen ebensoviel Gefühl für Be- an die Bilder ihres Gatten erinnert. Persönlicher
wegung wie für Charakter. Obgleich es sich um ist sie in einem Stilleben, grüne Aepfel in einem
ganz andere Typen handelt, so wird man doch so- Kistchen, daneben Likörflaschen. Greulich ver-
gleich an die Figuren in den »Krippen« erinnert, die wässert erscheint die Trübnersche Malweise in einer
das Bayerische National-Museum bewahrt. Auch ein Landschaft von J. Beer-Görtz. An Talent fehlt es
Bild von Sophie Wolff, eine Chansonette in Rosa auf vielen der ausstellenden Damen nicht; aber die
der Bühne darstellend, vorn im Dunklen das Publi- wenigsten geben sich die Mühe, ihre Fähigkeiten
kum, ist nicht übel und leidlich selbständig. Von in ständigem Studium und gewissenhaftester Arbeit
Künstlerinnen wie Dora Hitz, Olga von Bosz- auszubilden. Die leicht zu erringenden Erfolge
nenska, Julie Wolf-Thorn, Hedwig Weiss, sind ihnen die liebsten, und daher übernehmen sie
Käthe Kollwitz läßt sich auf Grund der vor- in der Regel skrupellos Anschauung und Mal-
handenen Darbietungen wahrhaftig nichts Neues weise fertig von ihren Lehrern. Was könnte z. B.
sa^en. Sabine Lepsius fällt mit einem wenig glück- S. von Scheve leisten, wenn ihr phantastischer
liehen Porträt der Eysold auf, deren knabenhafter Sinn und ihr eigenartiges Farbengefühl durch
Körper in schwarzem Tricot steckt und von einem energische Selbstzucht zur Entwicklung gebracht
blaugrauen Mantel umflattert wird. Eine rote Perücke würden. Sie ist offenbar eine Persönlichkeit, aber
leuchtet als koloristische Pointe zwischen diesen nicht als Malerin. Auch Ida Gerhardi könnte
Farben. Die Künsilerin hat in dieser Ariel-Erscheinung etwas leisten, wenn sie nicht die Mühe scheute,
vergeblich versucht, das sprühende Temperament der eine menschliche Gestalt mit größter Gewissen-
Schauspielerin zum Ausdruck zu bringen. Anzuer- haftigkeit zu studieren. Eine Impression wie ihr
kennen bleibt, daß sie sich ersichtlich Mühe gibt, »Bai Bullier« ist nichts, wenn hinter diesen
die äußerliche Aehnlichkeit mit der Kunstweise ihres Farbenflecken nicht ein eminenter Zeichner steht.
Gatten abzustreifen. Vortrefflich wie immer ist Etwas vorteilhafter erscheint ihr Talent in dem auf
Maria Slavona, die ihre Tochter in einem dunkel- Schwarz und Blau gestellten Porträt einer älteren
blauen Kleide auf einem hellblauen Divan zusammen- Dame. Wie viel hingebender Fleiß leisten kann,
gekauert und lesend dargestellt hat. Schade, daß sieht man an einer Landschaft von Eva Stört,

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günther gensler (1830-1834) die autglieder des hamburger künstlervereins

Deutsche Jahrhundert-Ausstellung Berlin 1906

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