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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Laban, Ferdinand: Die deutsche Jahrhundert-Ausstellung, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0360

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-*=?sö> DIE DEUTSCHE JAHRHUNDERT-AUSSTELLUNG <ö*=*-

herausgegriffen werden, die auf der Ausstel- sich alles im luftdurchflossenen Räume. Nach-
lung mit hervorstechenden Werken vertreten träglich sind in die Ausstellung Werke der
sind. Dazugehören G. v. Max' „DieSchwestern" bedeutenden Münchener Lehrmeister W. Diez
und „Frühlingsmärchen'', ersteres ein sehr und L. Loefftz eingereiht worden. Von Loefftz
kleines, letzteres ein recht großes Bild, beide ein Naturausschnitt: Gartenbeet und Kohl,
vorzüglich gemalt. Die zarte Frauengestalt vielleicht etwas zu markant in der Plastik
im rosafarbenen Kleid, über das ein durch- und mit zu wenig Luftumhüllung gegeben;
sichtiger weißer Ueberwurf gelegt ist, mit von Diez die lachenden Köpfe eines Bauern
herabgesunkenem schwarzen Tuch, inmitten und einer verschmitzten zahnlosen Bäuerin,
der grünenden Natur, Rosen in der Hand, skizzenhaft und mit schneidiger Handschrift,
erscheint selbst wie eine aufbre-
chende Knospe. Noch künstleri-
scher wirkt die Gruppe dreier
jugendlicher Damen um einen weis-
sen Gartentisch: hier gibt uns der
Maler, der sonst so gerne erzählt,
oft von tiefsinnigen und geheimnis-
vollen Gesichten, nur zu schauen.
Ein absonderliches Bild ist die le-
bensgroße „Faustina", ein nackt
hingelagertes üppiges junges Weib,
vom Rücken gesehen, inmitten
roter Draperie, ein blaubebänderter
großer Strohhut bedeckt die Beine
bis zum Knie herauf. Man glaubt
einen schlechten Makart vor sich
zu haben. Und zwei Schritte weiter
hängt ein lebensgroßes weibliches
Bildnis Makarts in weißlicher Klei-
dung: es sieht aus wie ein miß-
glückter Max.

Wir nennen dann noch A. v. Kel-
lers „Dame in Weiß und Blau", eine
höchst elegante Arbeit, die Seiden-
robe knistert und rauscht nur so
auf dem winzigen Bildchen. Bei
seiner ebenfalls sehr klein gehalte-
nen „Andromeda" leuchtet das
nackte Körperchen effektvoll aus
dem farbigen Dunkel heraus, ähn-
lich wie auf dem jüngst entdeckten
Rembrandt, dessen Andromeda frei-
lich von der Eleganz einer Mode-
dame des 19. Jahrhunderts weit
entfernt ist. A. Braiths „Heim- rudolf hirth du frenes bildnis des malers schlch

Ziehende Herde" VOn 1872 bietet Deutsche Jahrhundert-Ausstellung Berlin 1906

zu besonderer Bemerkung keinen

Anlaß, sie möge hier stehen als Repräsentant Bevor wir von München Abschied nehmen,

der anspruchslosen Durchschnittsleistungen werfen wir noch einen Blick zurück auf das

jener Tage. J. G. Steffans „Herrenchiemsee" einzige Staffeleibild W. v. Kaulbachs, das hier

von 1869 ist doch etwas zu geleckt in der ausgestellt ist, das „Bildnis König Ludwigs I."

Spiegelung. A.J. Holmbergs „Burg in Füssen" Was man auch sage, dieser Fürst war doch

macht sich bemerkbar als ein diskret-schönes der größte deutsche Kunstmäcen im neun-

Bild: rote Dächer, graues Gemäuer, von bläu* zehnten Jahrhundert. Mag die Zeit und die

lichem Felsengebirge sich abhebend, eine Entwicklung über ihn und seine kunstfördern-

grüne Pappel im Vordergrund. Es ist keine den Großtaten hinausgeschritten sein, sein

Sonne auf dem Bilde, auch kein Schatten, vorbildliches Wollen bleibt bestehen. Kaul-

Durch die richtigen Tonwerte allein ordnet bachs Brustbild, im bürgerlichen Rock, ist

Die Kunst für Alle XXI.

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