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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Kisa, Anton Carel: Popularisierung der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0525

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-^^> POPULARISIERUNG DER KUNST <3^p-

schon in der Volksschule ausgezeichnet or-
ganisiert. Darin liegt das Hauptmittel zur
Heranbildung eines harmonischen Geschlech-
tes, das seine Gaben allseitig gebrauchen kann.

Nach verschiedenen verfehlten Experimen-
ten hat man bei uns ein dem englischen
ähnliches System des Zeichenunterrichts an-
genommen, in welchem das Hauptgewicht auf
die Schulung des Auges und die Kräftigung
des Gedächtnisses für Formen und Farben
gelegt wird. Wie es bei uns heutzutage jeder
fleißige Mensch in der Regel zur vollkom-
menen Beherrschung eines musikalischen
Instrumentes bringt, jeder — wenigstens in
einer gewissen Periode des Lebens — den
Pegasus besteigt und Lieder eigenen Wachs-
tumes der Auserkorenen widmet ohne von

begeisterten Tanten und Basen darob sogleich
zum Künstler bestimmt zu werden, sollte
man es einst als weiter nichts, denn als eine
Aeußerung normaler Bildung ansehen, wenn
jemand einen Kopf oder eine Figur in Stift
oder Farben korrekt nach der Natur hinsetzen
kann. Deshalb ist er noch lange kein Künst-
ler, wenn er auch vielleicht heute noch als
besonderes Talent dasteht und in die Kunst-
akademie gesandt wird. Zwei Drittel der
Bilder, die heute auf Risiko gemalt werden,
die Kunstausstellungen überfüllen und un-
verkauft in die Werkstatt des Urhebers zu-
rückkehren, werden dann nicht gemalt werden
und die wahre Kunst, das wirkliche Talent,
werden den Vorteil davon haben. Aber nicht
nur das Malen von schlechten Bildern bringt

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