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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Ostini, Fritz von: Die "Scholle" im Münchener Glaspalast 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0544

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-b-^> DIE „SCHOLLE" IM MÜNCHENER GLASPALAST 1906 <^=^>

gegenüber! Nur wer dieses Künstlers harte, gebung, nur eine, fast an Abneigung gren-
ja grausame Selbstzucht kennt, wird dessen zendeGleichgültigkeit übrig hat. Was ihn nach
souveräne Geringschätzung des Urteils der jener einen Seite hin hemmen könnte, ver-
Mehrheit richtig würdigen, wird verstehen, nachlässigt er. So ist sein „Sonntagsmorgen "
daß einem, der sich bewußt ist, mit keinem zu verstehen, so die nicht minder meisterlich
Strich und keinem Ton von der Linie idealster gemalte sitzende Aktstudie (s. Abb. S. 524).
künstlerischer Absicht gewichen zu sein, alles Ein Farbenstrauß von seltener, volltöniger
andere gleichgültig ist. Feldbauer ringt, ohne Harmonie, hier wie dort eine prächtige breite
Anlehnung an alte und neue Vorbilder, heiß und saftige Behandlung von Farbe und Ton
und leidenschaftlich nach rein malerischem, des Fleisches im zerstreuten Licht — aber
farbigem Ausdruck. Ihm ist dieser alles eine vollkommene Nichachtung der Fein-
und ihm ist in diesem Ringen die korrekte heiten und Reize weiblicher Form! Auch die
Form Nebensache. Mehr vielleicht als gut, verschiedenen Studien nach Bauernmädchen
mehr als nötig ist, zumal er, wo er will, im Freien (s. Abb. S. 508) und im geschlos-
auch die Form sicher beherrscht. Aber in senen Raum gehen wenig auf die Zeichnung
so zähem und aufopferndem Streben steckt ein, obwohl sie alle mit Kraft und Sicherheit
immer auch ein Teil Eigensinn. Er will charakterisiert sind — gemalt sind aber auch
das eine, das Malen, mit solcher Intensität, sie glänzend, mit einer erstaunlichen Kunst
er gehört beim Schaffen dem einen, schwereren ist jede Erscheinung in Licht und Farbe auf-
Teil seiner Aufgabe mit solcher Ausschließ- gelöst. Ganz besonders gilt das von der
lichkeit an, daß er für den anderen, die Form- prachtvollen Studie der „Sitzenden" im großen

Saal. Kein unreiner
Ton steht auf der
Leinwand. „Bilder"
in irgend einem her-
kömmlichen Sinn
sind das vielleicht
nicht — aber diese
Probe - von Feld-
bauers Arbeit geben
uns die Sicherheit,
daß wir getrost auf
seine „Bilder" war-
ten dürfen.

Am reichhaltig-
sten und stärksten
in der Gruppe ist
heuer Fritz Erler
vertreten. Nach zwei
Seiten seines umfas-
senden Talents hin :
als Porträtist und als
dekorativer Künstler
— wenn man bei ihm
überhaupt das er-
stere von letzterem
trennen kann! Alle
Bildnisse Erlers sind
nämlich auch vor-
trefflich für einen
dekorativen Zweck
empfunden, als ma-
lerischer Schmuck
moderner Wohn-
räume gedacht,
schlicht, stark und

LEO PUTZ HALBAKT großzÜg'g im farbi-

Ausstellung der „Scholle", Glaspalast 1906 gen Gedanken wie

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