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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Bode, Wilhelm von: Der Verkauf der Sammlung Rudolf Kann in Paris nach Amerika
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Vermischte Nachrichten - Neue Kunstliteratur - Personal- und Ateliernachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0033

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DER VERKAUF DER SAMMLUNG RUDOLF KANN IN PARIS NACH AMERIKA

mit Recht vor allem geschätzt ist. Der Philo-
soph, neben der Büste Homers, der bild-
schöne junge Titus, das herzige Bildnis der
Hendrikje, der Rabbiner, die Alte, welche
ihre Nägel schneidet, Pilatus seine Hände
waschend: das sind sämtlich Werke, die zu
Rembrandts Meisterwerken zählen. Es ist
begreiflich, daß man sie drüben mit einer
halben bis einer Million Franken und höher
bezahlt hat. Daneben noch ein halbes Dutzend
kleinere Bilder wie Christus und die Sama-
riterin am Brunnen und Studienköpfe, künst-
lerisch fast von gleicher Qualität. Die großen
Schüler und Nachfolger Rembrandts wie die
besten anderen Darsteller des holländischen
Innenlebens sind alle vertreten: Jan Ver-
meer (die berühmte große „Schläferin"),
P. de Hooch, N. Maes, Metsu mit seinem
Meisterwerke der „Visite äl'accouchee", G. Ter-
borch, Jan Steen — fast ausnahmslos mit
Hauptwerken. Von den großen Landschaftern
Jacob Ruisdael mit einem halben Dutzend
sehr mannigfaltiger Werke, Hobbema mit vier
Landschaften, darunter einem großen Haupt-
werk, Isak von Ostade, J. van Goyen, Salomon
van Ruysdael, Aart van der Neer und andere,
sämtlich in verschiedenen ganz ausgewählten
Bildern. Von Paulus Potter, Wouwermans,

A. Cuyp verschiedene Bilder, darunter von
letzterem ein paar Hauptwerke. Von Frans Hals
vier tüchtige Bildnisse, darunter das eines
jungen hübschen Mannes besonders anziehend.
Die großen Flamen Rubens und A. van Dyck
sind jeder durch verschiedene treffliche Bild-
nisse vertreten, daneben aber auch durch
größere Kompositionen: die köstlichehlg. Fami-
lie von A. van Dyck, die einst den Palazzo Pitti
geziert haben soll, Meleager und Atalante von
Rubens, dessen Kopie in der Kasseler Galerie
hängt und anderes mehr. Bei der Anordnung
der Bilder hat der verstorbene Besitzer eine
Anzahl ausgezeichneter Stilleben von A. van
Beyeren, Utrecht, und namentlich von Jan Fyt
mit großem Geschick zur harmonischen Ge-
samtwirkung der Wände benützt.

Fast noch seltenere Perlen weist der
kleinere achteckige Oberlichtraum mit den
primitiven Bildern auf: D.Ghirlandajos Meister-
werk, das Profilporträt des jungen Torna-
buoni, das lange in der Londoner National-
galerie einen Hauptanziehungspunkt bildete;
daneben ein ernstes Jünglingsporträt, ein
früher Botticelli, wie wir glauben; von Bellini
eine sehr stimmungsvolle Beweinung Christi,
von B. Gozzoli ein reizendes Predellen-
bildchen. Unter den Niederländern ein farben-

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