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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0090

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-^4^> VON AUSSTELLUNGEN -

PERSONALNACHRICHTEN <^p-

schwärzlich in den Tönen, auch die verschiedenen
kleinen Bilder vom Tachensee, dem Besitztum des
Künstlers, stehen nicht ganz auf der Höhe der älteren
Werke. — Amandus Faure ist vor kurzem erst von
der Villa Romana, Florenz, zurückgekehrt, wo er als
einer der vom deutschen Künstlerbund Ausgezeich-
neten längere Zeit verweilte. Wenn nun bei ver-
schiedenen anderen der Erfolg dieser offiziellen
italienischen Studienreise etwas bezweifelt wird, so
treffen diese Bedenken bei Faure entschieden nicht
zu; im Gegenteil, dieser geborene Schilderer der
Bohemiens aus der Welt von Manege und Variete,
scheint sich da unten unter dem blauen Himmel
und bei dem lärmenden bunten Volk von Neapel sehr
wohl gefühlt zu haben. Sein kleines >Neapolitanisches
Theater'; mit dem schreienden gestikulierenden Ge-
sindel und dem wundervollen, flimmernden Licht-
schein der Oellampe ist ein Meisterwerk, das mit
seinen grotesken bizarren Typen an Honore Daumier
erinnert. Freilich, die mächtige, michelangeleske
Linie des genialen Franzosen fehlt Faure; nur darin
bestehen gewisse Aehnlichkeiten, daß Faure, von
allen Einzelheiten unbeirrt, die ganze typische Er-
scheinung sieht und sie in Ausdruck und Bewegung
festzuhalten und herunterzuschreiben versteht. So
ist auch sein kleines Bild »Im Wartezimmer eines
neapolitanischen Arztesc reich an bizarren, grotesken
Typen, vor allem aber jenes andere »Via delle belle
donne in Neapel mit den auf der Straße umher-
wirbelnden grausigen Priesterinnen der Liebe. Die
großen Bilder sprechen trotz mancher koloristischen
Feinheit weniger an, da Faure große Gestalten zu
wenig beherrscht; hervorzuheben sind dagegen einige
tonschöne Ansichten von Florenz. Unter den übrigen
Schwaben mag der vor einigen Jahren verstorbene
Ernst Kl el wein erwähnt sein, dessen liebenswürdige
und aufs feinste durchgebildete Kleinmalerei aus dem
Schwarzwalddorf Gutach an die Art von Th. Schüz
erinnert, ferner Leo Bauer mit seinen flotten Ar-
beiten, Eugen wolff-Hechingen mit Landschaften
und sonnigen Interieurs, sowie die Namen F. Ecken-
felder und H. BoDEN-HEiM-Blaubeuren. h. t.

DOSEN. Für die Kapelle der vom Geheimrat
* Schwechten entworfenen, zurzeit im Bau be-
griffenen Kaiserburg hat der Kaiser dem Maler
Prof. August Oetken den Auftrag zur gesamten
Ausschmückung gegeben.

CSSEN. Kommerzienrat Emil Girardet hat dem
Städtischen Museum 50000 M. für Neuan-
schaffungen überwiesen. Außerdem hat er demselben
ein in gleichem Wert stehendes Gemälde von Eduard
v. Gebhardt, >Christus auf dem Meere= darstel-
lend, zum Geschenk gemacht.

CTUTTGART. Die Kunsthandlung von H. G.
^ Gutekunst versteigert am 26. Oktober die
Kunstsammlung der Frau R. Bacher. Die Kollektion
umfaßt Oelgemälde, Aquarelle und Kupferstiche
neuerer Meister, wie Calame, Choulant, Defregger,
Feuerbach, Gysis, Harburger, Haug, Lenbach, G. von
Max, T. Rosenthal, Zügel u. a. m. Der Katalog wird
von der versteigernden Firma auf Verlangen versandt.

lVflÜNCHEN. Der dem Landtage vorgelegte Etat
enthält eine Summe, die zum Einbau von Ateliers
in das Dachgeschoß der Rückfront der Kunstaka-
demie verwendet werden soll. Von der Schaffung
einer Aula, die der Akademiedirektor Reichsrat von
Miller dringend wünschte, ist im Etat nicht die
Rede, was bedauerlich ist, da die Akademie einen
Repräsentationsraum dringend braucht.

PERSONAL-NACHRICHTEN

DERLIN. Das Präsidium in der Akademie der
Künste ging am 1. Oktober von dem Architekten
Geh. Rat Otzen auf den erst 43jährigen Maler Prof.
Arthur Kampf über. Der neue Präsident ist, soweit
die bildenden Künstler in Frage kommen, der jüngste
unter den Senatoren. Nach Karl Becker ist Arthur
Kampf der erste Maler, der wieder an die Spitze
der Akademie tritt. Seine Bedeutung sowohl wie die
geachtete Stellung, die er innerhalb der Künstler-
schaft einnimmt, lassen eine günstige, frische Ent-
wicklung der akademischen Verhältnisse erhoffen.

l/"ÖLN. Karl Aldenhoven f. Am Dienstag,
den 24. September starb zu Köln der Direktor
des dortigen Städtischen Museums, Hofrat Karl
Aldenhoven, im noch nicht vollendeten 65. Lebens-
jahre. Aldenhoven wurde am 25. November 1842 zu
Rendsburg geboren, besuchte das Gymnasium zu
Altona und widmete sich sodann an den Universitäten
Kiel, Jena und Bonn — an letzterer Hochschule vor-
züglich unter Otto Jahn und Anton Springer — dem
Studium der klassischen Philologie, Archäologie und
Kunstgeschichte. Ein Staatsstipendium brachte ihn
hierauf in das damals noch päpstliche Rom. Spätere
Italienfahrten führte er mehrfach als Bearbeiter der
kunstgeschichtlichen Abschnitte von Baedekers Reise-
handbüchern aus. Eine Frucht seiner damaligen
italienischen Kunststudien ist die Uebersetzung von
Crowe und Cavalcaselles -Raffaeh. Nach mehrjäh-
riger Lehrtätigkeit an den Gymnasien zu Husum und
Gotha wurde Aldenhoven in letzter Stadt mit der Ver-
waltung der herzoglichen Bibliothek betraut und auf
diesem Umwege bald darauf vom Lehrer zum Direk-
tor der Kunstsammlungen des Herzog Ernst. Im
Jahre 1890 erfolgte Aldenhovens Berufung nach
Köln. Seine zahlreichen Verdienste um das dortige
Museum gipfeln in der mustergültigen Aufstellung
und wissenschaftlichen Bestimmung der Gemälde
der altkölnischen Schule. Ihnen widmete Aldenhoven
ja auch den großen Textband zu dem in Gemein-
schaft mit Ludwig Scheibler herausgegebenen photo-
graphischen Tafelwerke. Dennoch lagen Aldenhovens
Hauptinteressen auf dem Gebiete der Erforschung
der griechischen Mythologie und Heldensage, wie
er überhaupt mit seinem ganzen Wesen in der
klassischen Antike wurzelte. Mit dem Verstorbenen
ist einer jener Männer dahingegangen, wie sie immer
seltener werden. Er mutete an, wie eine auf unsere
Tage herübergekommene Gestalt etwa unserer klas-
sischen Literaturperiode, und war ein Mann von fein-
ster ästhetischer Kultur, makellosester Vornehmheit
des Charakters und einer Liebenswürdigkeit des
Wesens, die ihm die Herzen aller, die ihn kennen
lernten, gewann.

|/"ÖLN. In Brühl bei Köln verstarb der Genre-
^ und Porträtmaler Jakob Reiners. Geboren
1828 zu Lobberich am Niederrhein, besuchte R. von
1848-55 die Düsseldorfer Akademie, war Meister-
schüler von Schadow und Karl Sohn und vollendete
seine Studien in Amsterdam. Einer der wenigen
noch lebenden Mitbegründer des Düsseldorfer »Mal-
kastens und eine ungemein liebenswürdige Künst-
lerpersönlichkeit ist mit diesem Patriarchen dahin-
gegangen, f.

/GESTORBEN: In Kassel der Maler Wilhelm
^J Luttebrandt am 2S. August im Alter von
73 Jahren; am 22. September der Kunstmaler Heini
Boden in München an den Folgen eines Gehirn-
schlages.

Ausgabe: 17. Okiober 1907
Sämtlich in München

Redaktionsschluß: I. Oktober 1907

Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwartz
Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G — Druck von Alphons Bruckmann. —
 
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