DIE DEUTSCH-NATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG DÜSSELDORF 1907
der produktive Schreuer mit kleinen Kabinett-
stückchen seiner fixen Kunst vertreten. Ein
außerordentlich gediegenes Werk ist Franz
Kiederichs „Späte Abfahrt". Die Stimmung
der bitterkalten Winternacht ist ihm vorzüg-
lich gelungen, nahe liegende Effekthaschereien
durch Laternenschein und Schneereflexe hat
er glücklich vermieden. Max Stern hat die
Eisenhüttenarbeiter in ihrer werktäglichen
Umgebung gut beobachtet, auch finden sich
von ihm vorzügliche Straßenbilder aus Amster-
dam in der Aquarell-Ausstellung. Wie er,
schildert Heupel - Siegen mit Vorliebe und
Glück typische Vertreter der industriellen
Arbeit. Zwei Talente, die starke Farben-
akkorde lieben, sind Otto Boyer und Josse
Goossens. Des letzteren „Bauernkirmes" ist
ein koloristisch fast gewagtes Stück, das aber
seinen Eindruck nicht verfehlt. Spatz (Abb.
S. 76), Pohle, Wendling und Funck zeigen
in neuen Schöpfungen ihre alten Vorzüge,
ebenso Adolf Männchen in ausgezeichneten
Aquarellen aus Tunis. Marcel Hess hat ein
delikates Interieur mit Staffage in altmeister-
lichem Tone gebracht; wie er, legt auch Heinz
May im „Vergangenen Erdenglück" besonderen
Nachdruck auf tonige Verarbeitung.
Mit sehr guten Leistungen haben auch die
Bildnismaler aufgewartet. Allen voran Claus
Meyer, von dem ein glänzendes, großzügiges,
auf das allereinfachste zurückgeführtes Werk,
das taufrische Bildnis seiner Tochter im
Tenniskostüm, zu sehen ist. Auch Ludw.
Keller gehört zu den bedeutenderen Porträ-
tisten, er hat das lebensgroße Reiterbildnis
des Fürsten zu Waldeck und Pyrmont ge-
bracht. Scharf in der Charakteristik ist
Schneider - Didam, mit dem Porträt des
Galeriedirektors Hempel behauptet er sein
wohlbegründetes Renommee. Unter den Künst-
lern, die ausschließlich als Porträtmaler an-
zusprechen sind, verleugnet neben ihm Walter
Petersen nie seinen guten Geschmack; auch
Reusing und Vogts zählen, wie man sieht,
zu den beliebten Modemalern. Robert Bö-
ningers Porträtstück „Mutter und Kind" ver-
dient hier hervorgehoben zu werden, auch
das frisch aufgefaßte Herrenporträt von
Schwarzer. Alfred Sohn-Rethel ist mit
dem Porträt seiner Frau sehr gut vertreten,
zu beachten sind auch seine trefflichen Rötel-
zeichnungen und Aquarelle. AlsNeulinge treten
Pagenstecher und Westfeld auf, ersterer
mit dem Bildnisse seiner Mutter, und letzterer
mit Damenporträts, die als Proben eines be-
deutsamen Könnens Beachtung verdienen.
der produktive Schreuer mit kleinen Kabinett-
stückchen seiner fixen Kunst vertreten. Ein
außerordentlich gediegenes Werk ist Franz
Kiederichs „Späte Abfahrt". Die Stimmung
der bitterkalten Winternacht ist ihm vorzüg-
lich gelungen, nahe liegende Effekthaschereien
durch Laternenschein und Schneereflexe hat
er glücklich vermieden. Max Stern hat die
Eisenhüttenarbeiter in ihrer werktäglichen
Umgebung gut beobachtet, auch finden sich
von ihm vorzügliche Straßenbilder aus Amster-
dam in der Aquarell-Ausstellung. Wie er,
schildert Heupel - Siegen mit Vorliebe und
Glück typische Vertreter der industriellen
Arbeit. Zwei Talente, die starke Farben-
akkorde lieben, sind Otto Boyer und Josse
Goossens. Des letzteren „Bauernkirmes" ist
ein koloristisch fast gewagtes Stück, das aber
seinen Eindruck nicht verfehlt. Spatz (Abb.
S. 76), Pohle, Wendling und Funck zeigen
in neuen Schöpfungen ihre alten Vorzüge,
ebenso Adolf Männchen in ausgezeichneten
Aquarellen aus Tunis. Marcel Hess hat ein
delikates Interieur mit Staffage in altmeister-
lichem Tone gebracht; wie er, legt auch Heinz
May im „Vergangenen Erdenglück" besonderen
Nachdruck auf tonige Verarbeitung.
Mit sehr guten Leistungen haben auch die
Bildnismaler aufgewartet. Allen voran Claus
Meyer, von dem ein glänzendes, großzügiges,
auf das allereinfachste zurückgeführtes Werk,
das taufrische Bildnis seiner Tochter im
Tenniskostüm, zu sehen ist. Auch Ludw.
Keller gehört zu den bedeutenderen Porträ-
tisten, er hat das lebensgroße Reiterbildnis
des Fürsten zu Waldeck und Pyrmont ge-
bracht. Scharf in der Charakteristik ist
Schneider - Didam, mit dem Porträt des
Galeriedirektors Hempel behauptet er sein
wohlbegründetes Renommee. Unter den Künst-
lern, die ausschließlich als Porträtmaler an-
zusprechen sind, verleugnet neben ihm Walter
Petersen nie seinen guten Geschmack; auch
Reusing und Vogts zählen, wie man sieht,
zu den beliebten Modemalern. Robert Bö-
ningers Porträtstück „Mutter und Kind" ver-
dient hier hervorgehoben zu werden, auch
das frisch aufgefaßte Herrenporträt von
Schwarzer. Alfred Sohn-Rethel ist mit
dem Porträt seiner Frau sehr gut vertreten,
zu beachten sind auch seine trefflichen Rötel-
zeichnungen und Aquarelle. AlsNeulinge treten
Pagenstecher und Westfeld auf, ersterer
mit dem Bildnisse seiner Mutter, und letzterer
mit Damenporträts, die als Proben eines be-
deutsamen Könnens Beachtung verdienen.