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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Personal- u. Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0140

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VON AUSSTELLUNGEN — VERMISCHTES — PERSONAL-NACHRICHTEN

paradiesischen Eindruck. Es ist zu hoffen, daß die VERMISCHTES
endgültige Entscheidung der Kommission es sich

diesmal nicht, wie öfter schon, entgehen läßt, der ÜSSELDORF. Der Ausschuß für die 1908 hier
Oeffentlichkeit das Werk eines wahren Künstlers zu *-* stattfindende Ausstellung christlicher Kunst ver-
schenken. — Gegenüber dem letzten Salon nimmt sendet einen Plan, dem wir als Ergänzung früherer
diesmal das Porträt einen großen Raum ein. Vor von uns gebrachter Notizen Folgendes entnehmen:
allem ragt ein düsteres Mannesporträt, Lucien Simon, Die Ausstellung zerfällt in eine retrospektive und
von Charles Cottet hervor; dann Blanche, der moderne Abteilung. Der ersteren werden als Unter-
Pariser, mit dem Bilde des Thomas Hardy und abteilungen eine Auswahl von Abgüssen der her-
Austen-Brown (London) mit einer lieblichen Mäd- vorragendsten plastischen Denkmäler des Mittelalters
chengestalt. Auflallend in der kühnen, aber Hebens- aus Rheinland und Westfalen, sowie eine Sammlung
würdigen Realistik sind zwei Frauenakte von Caro- farbiger Originalaufnahmen von monumentalen mit-
Delvaille (Paris). — Rein landschaftlich sind von telalterlichen Wandmalereien angegliedert. In dieser
Interesse die >Terrasse< des Spaniers Rusinol, so- retrospektiven wie auch in der modernen Abteilung
wie die zärtlich poetischen flandrischen Dörfer von sollen alle Zweige der bildenden Kunst, also sowohl
de Gouve de Nunques. Raffaelli's (Paris) >Vil- Malerei und Plastik wie auch Architektur und Kunst-
lage sur la collinec und sein >jour de marche« sind gewerbe berücksichtigt werden; in der modernen
einzig in der Manier seiner Staffage, die perspek- Abteilung sollen außer der Schwarzweiß-Kunst auch
tivisch sehr klein und ferngerückt, außerordentlich die vervielfältigenden Künste gezeigt werden, also
klar umrissen wirkt. — Die Marine steht im Vorder- das Beste von dem, was der Kunstmarkt an Repro-
grund durch ein wuchtiges Seestück »Gewitter« von duktionen bietet. Die Ausstellung, die von Anfang
Mesdag (Haag), ein feines Aquarell des jungen August bis Mitte Oktober stattfinden soll, wird inter-
Holländers Gerard Bal, durch die großzügige, konfessionell sein; soweit möglich, soll auch das
Einsamkeitsgefühle weckende See von Marguerite Ausland zugelassen werden.
Verboekhoven und Marcette's (Brüssel) fein

zerblasenen, durchsichtigen Wolken und Wellen.— JVÄÜNCHEN. Unsere Stadt hat wieder einen neuen
Dem Andenken des im Vorjahre in Geistesumnach- Zierbrunnen erhalten. An dem heimlichen lau-
tung dahingegangenen Theo Verstraete ist ein schigen Winkel zwischen Kanalstraße und Isartor-
ganzer Saal gewidmet. Baertsoen's (Gent) schnee- platz mit im Hintergrunde hochaufragenden Häusern
beladene ■■ Fabrikstadtc ist typisch flämische, ge- von Hocheder, erhebt sich in der Form einer schlan-
schätzte Kunst; Cassiers' (Brüssel) wohlbekannte ken Säule, die mit einer Bronzefigur bekrönt ist,
Hollandbilder wirken durch etwas veränderte Technik Karl Killer's Fortunabrunnen. Solche schön aus-
überraschend neu. — Deutschland ist nur durch gestaltete Brunnenstöcke mit steinernem Wasser-
Arthur und Eugen Kampf (Düsseldorf), allerdings tröge sind für derlei Plätze wie geschaffen. Die
sehr gut, vertreten. — England ist neben dem Her; große Figur, die als Abschluß des Brunnenstockes
vorragendsten der Ausstellung durch feine Land- gedacht ist, ist auf Fernwirkung hingearbeitet, wo-
Schäften von Stevenson Macauley (Schottland) rauf auch die Größenverhältnisse, etwa drei Meter,
und Alex. Robinson würdig repräsentiert. — Hol- berechnet sind. Ungemein dekorativ wirken die vier
land ist durch Willi Sluiter, Zilckens, Spanien Wassernixen mit Fischen in den Händen, die Mas-
u. a. durch Lopez Mesquita, Mestres Bovrell, ken und Wasserspeier. Das Spiel des Wassers ge-
Acosta Rodriguez Anglada vertreten. — In staltet sich infolgedessen äußerst reizvoll und man-
der Sektion Skulptur finden wir manchen Nacheiferer nigfaltig. Will man sich am Können des Künstlers
von Meunier, Rodin und Bartholome. Belgien hat erfreuen, muß man neben den schönen Bronze-
eine Reihe tüchtiger Porträtbildhauer: Samuel, Du- bildern seine Aufmerksamkeit auch dem großen
bois, Devreese, Rombaux, Huygelen u. a. achteckigen, aus prächtigem roten Marmor gefertig-
Marcel Wolfers und Victor de Haen pflegen ten Bassin zuwenden. Die Wandungen schmücken
heroische Gruppenentwürfe. Anthones >Diana< Reliefbilder, Darstellungen jener uralten und doch
und >Mädchen mit Lilie - sind edel empfunden. Der ewig neuen Beziehungen der Tiere und Menschen
Männerakt »Rätsel von KosabouroTakeishi, dem zum Wasser,
von seiner Regierung zum Studieren europäischer
Kunst subventionierten Japaner, ist interessant durch

Anklänge an seine Heimatkunst. Victor Rousseau's PERSONAL - NACHRICHTEN
ideale, in ihrem Typus einem vergangenen Jahr-
hundert angehörige Gestaltungen sind in ihrer Innig- rvRESDEN. Geheimrat Professor Dr. Max Lehrs,
keit und Vornehmheit des Ausdrucks unvergänglich. *~f der Direktor des Berliner Kupferstichkabinetts,

Hedwig Neter übernimmt wieder die Leitung des hiesigen Kupfer-

CTUTTGART. Innerhalb des Künstlerbundes hat Stichkabinetts, die er vor drei Jahren mit der Ber-

^ sich seit kurzem die „Radierer-Vereinigung liner vertauscht hatte.
Künsllerbund" gegründet. Sie besteht vorläufig aus

zwölf jüngeren Künstlern und ist im Kunstverein A ACHEN. Dem kürzlich als Dozent für Model-

mit einer guten Kollektivausstellung vor die Oef- Heren und Bossieren an die hiesige Technische

fentlichkeit getreten. Der Vorsitzende ist A.Eckener, Hochschule berufenen Bildhauer Mathias Strei-

der in dieser Ausstellung mit einigen malerischen cher wurde der Professortitel verliehen.
Blättern vertreten ist; auch unter den Radierungen

von H. Aulhorn, A. Faure, B. Goldschmitt, pvRESDEN. Eduard Cichorius f. Hier ist am

G. Lebrecht, W. Legler, F. Mutzenbecher, 16. Oktober der Kunstmaler Eduard Cichorius,

Nikolaus, O. Obier, E. Schlipf, P. Staelin ist ein geborener Leipziger, im Alter von 88 Jahren

manche ansprechende Arbeit. Zugleich hat B. Gold- gestorben. Die Dresdner Galerie verdankt ihm

Schmitt eine große Anzahl stilisierter und mit Deck- einige wertvolle Gemälde von Ludwig Richter, mit

färben gemalter Landschaften ausgestellt, die trotz dem er gut befreundet war. Er hinterläßt eine

mancher poetischer Einzelheiten in der Darstellung reiche Sammlung von Handzeichnungen, namentlich

landschaftlicher Formen nicht immer einwandfrei von Ludwig Richter, Schnorr v. Carolsfeld, Corne-

sind. h. t. Hus und Peschel.

Redaktionsschluß: 29. Oktober 1907 Ausgabe: 14. November 1907

Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwartz

Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-g — Druck von Alphons Bruckmann. — Sämtlich in Münch
 
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