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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Herrmann, Paul: Die künstlerische Medaille und ihre Geschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0225

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DIE KÜNSTLERISCHE MEDAILLE UND IHRE GESCHICHTE

an die Lösung die- jjftF^KIKKtFf^^^K&flfWWVffitflWKf^ S. 195 u. 196). Sei-

ser Aufgabe setzen, ne starke, zuweilen

und gerade diese fast herbe Kunst

Einseitigkeit ist die y entwickelt er na-

Bedingung ihrer mentlich in der

Größe. Sie sind J- j glänzenden Reihe

Medailleure und ha- - von Bildnismedail-

ben diesen Namen len, die in seinem

zu vollenund hohen Schaffen einenbrei-

Ehrengebracht;un- ten Raum einneh-

ter ihren Händen men. Mit wuchtigen

wird das Wirkungs- Strichen modelliert

gebiet der Medaille ________ er se'ne Köpfe in

bedeutend erwei- breitenFlächen und

tert, ihre Aus- erreicht dadurch

drucksfähigkeit auf dem kleinen

aufs höchste gestei- Medaillenfelde eine

gert. Während die wahrhaft monu-

Vorderseite, wie es o. roty Plakette mit dem bild- mentale Wirkung,

iw „ J„ n/i nis SEINER ELTERN « * • ,- .. n

im Wesen der Me- die mit großer ern-
daillegegründetist, ster Ruhe der Er-
zumeist für ein Bildnis reserviert bleibt, ent- scheinung gesteigerte Lebensenergie verbin-
wickelt sich auf den Rückseiten ein unerschöpf- det. Der gleiche monumentale Zug geht
licher Reichtum an Formen und künstlerischen durch die Vollgestalten seiner figürlichen Dar-
Gedanken, an feinsinnigen, aus dem jeweiligen Stellungen mit der klar und einfach ausge-
Zweck der Medaille abstrahierten Bezügen, sprochenen Form und der großen Linie, der
bei deren Fassung und Formung die Phantasie Plastik ihrer Bewegungen. — Auf anderen, fast
von sichrem Takt und vollendetem Geschmack entgegengesetzten Wegen strebt und gelangt
geleitet wird. Ohne Personifikationen und Alle- O. Roty zum Ziele (Abb. S. 197 u. 198). Sein
gorien geht es dabei oft nicht ab. Doch Schaffen charakterisiert eine minutiöse Detail-
ist die Gefahr, in frostige Abstraktionen zu arbeit, ein Reichtum von Mitteln und Formen,
verfallen, meist in der glücklichsten Weise die er sicher zu ordnen und zu verwenden
vermieden, indem die Künstler auch ihren alle- weiß, ohne sich in der Fülle zu verlieren. Das
gorischen Gestalten volle Blutwärme zu ver- zeigt sich schon in den Porträtköpfen seiner
leihen wissen, übersinnliche und realistische Medaillen und Plaketten, noch mehr in den
Züge ungezwungen und aus innerer Notwen- freien Phantasieschöpfungen, die bei ihm in
digkeit miteinander vermischt und zu neuer, derselben Weise prävalieren, wie bei Chaplain
unlöslicher Einheit verbunden auftreten. An das Bildnis. Zum Ausdruck seiner reichen
dieser Renaissance derMedaille nimmtauch die Gedanken und Erfindungen hat er sich ein
Technik teil, indem die äußerst delikates Relief
französischen Meister für . _ •' ~_ ausgebildet, das ihm er-
die Ausführung gern zum laubt, den feinverästelten
Erzguß greifen, und der , * Empfindungsreihen seiner
äußeren Erscheinungs- erregbaren Seelebis in ihre
form Abwechslung zu ver- _f_K I Tiefen nachzugehen. Den
leihen,wird die runde Form mk ganzen Medaillengrund
der Medaille nicht selten jjfij & löst er in künstlerische
durch die viereckige der I * Form auf, stimmt ihn zum
Plakette ersetzt, die der Räume um, mit Vorliebe
Raumgestaltung neue Pro- ' ihn mit landschaftlichen
bleme stellt. _■_ Motiven ausfüllend. Es
Auf diesen Bestrebun- 9[_____r ist ein malerisches Fühlen,
genaufgebauterscheintder das sicl1 n'er ausspricht,
Typusdermodernen künst- ^S£"~ * ■• "—- as" und über diesen maleri-
lerischen Medaille mit ^_*_t7""sehen Impressionen liegt
schlagender Kraft durch- es wie taufrische Maien-
gebildet in dem Werke von Stimmung, ein weiches,
J. C. Chaplain (Abb. o. roty normannia nutrix leicht verschleiertes Emp-

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