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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Herrmann, Paul: Die künstlerische Medaille und ihre Geschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0227

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-?4^> die künstlerische medaille und ihre Geschichte <^=^

finden haucht aus ihnen tet Yencesse sein Relief
in Rhythmen einer zarten über den Grund und weiß
Lyrik. .J die Flächen so anzulegen,
Um Chaplain und Roty daß sie ihr Leben erst
ordnet sich ein Kreis von durch das Auffallen und
Künstlern, die teils in glei- Darübergleiten des Lich-
chem Sinne wie sie schaf- tes empfangen, das somit
fen, teils die von ihnen ' "»s^. £ der eigentliche Wirkungs-
ausgehenden Anregungen - faktor dieser eigenartigen
aufnehmen und weiter füh- - Kunst die sich ähn-
ren. Zu den älteren gehört liehe Probleme stellt wie
Daniel Dupuis (Abb. die großen Lichtmaler
199 u. 200), in dem plasti- Frankreichs.*) Als Son-
schen Wurf, der Großzü- dererscheinungen mögen
gigkeitseinerGestaltenein endlich hier die wenigen
Geistesverwandter Chap- Medaillen erwähnt wer-
lains, während die jünge- den, die A. Legros ge-
ren Meister, wie Patey, schaffen, von einer merk-
Vernon, Rivet, Pillet, würdigen Stilgröße, die
Coudray, wenn auch in im Anschluß an die Vor-
ihren Schöpfungen eine ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^M bilder des italienischen
persönlicheNotevernehm- daniel dupuis gartenbauplakette Quattrocento gewonnen
liehanklingt,mehrden Pfa- ist (Abb. S. 203).
den folgen, die Rotys Kunst gewiesen, V. Peter Die Beschränkung hervorragender Talente
durch seine äußerst fein beobachteten lebendi- auf die eine Aufgabe, der Einsatz großer künst-
gen Tierbildungen unter ihnen ausgezeichnet lerischer Kraft zu ihrer Lösung wie die daraus
(Abb. untenstehend). Mit großer Selbständigkeit resultierende Schulung sind es gewesen, die
tritt Alexandre Charpentier auf, durch einen der Medaille zu ihrer hohen Blüte in Frank-
überzeugten, großartigenNaturalismusunwider- reich verholfen und dazu geführt haben, daß
stehlich wirkend (Abb. S. 201). Er verzichtet auf sich Frankreich schon seit länger als dreißig
landschaftliche Behandlung des Reliefgrundes Jahren einer Medaillenkunst erfreut, von der
und sucht die Natur in der menschlichen Ein- man in derselben Zeit in Deutschland sich
zelgestalt, die er gern unbekleidet gibt. In der noch nichts träumen ließ. Aber die letzte
Darstellung des Nackten entfaltet er seine ganze Vergangenheit hat auch da Wandel geschaffen,
Meisterschaft, seinen persönlichen Stil. Es und den französischen Anregungen folgend
spricht sich darin ein plastisches Empfinden aus, hat sich nun auch die deutsche Kunst der
aber an Stelle der großen Linie Chaplainsgibt er _

eine vibrierende Silhouette, an Stelle der monu- „ „. ,. ... ,.

, ,. _ ,. . •) Eine besondere Studie über diesen eigenartigen

mentalen Ruhe die Bewegung, die in ein paar Meister hat Verfasser im Dresdener Jahrbuch der
ganzstarken Akzenten ausbrichtund dann durch bildenden Kunst Bd. I (Dresden 1905) veröffentlicht,
das Muskelspiel seiner Körper
hindurchrieselt. Von seinem bild-
nerischen Sehen und Fühlen zeu-
gen die wundervoll gezeichneten
Hände seiner Figuren und die
Art, wie die Mechanik des Grei-
fens in den beweglichen Gliedern
der Finger zum Gefühl kommt.
Und wie Roty neben Chaplain,
so steht neben Charpentiers pla-
stischem Vortrag die malende
Kunst von Ovide Yencesse in
ihrem gleichfalls ganz selbständi-
gen Charakter (Abb. S. 202, 203).
Denn ganz anders und in viel stren-
gerem Sinne ist hier das „malend"
zu verstehen als etwa bei Roty.
Ganz flach, wie hingehaucht brei- v. peter Vorstehhund

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