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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Von Ausstellungen - Vermischtes - Personal- u. Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0345

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-^4^> VON AUSSTELLUNGEN — VERMISCHTES <^=^

nissen und bemerkenswert feinen Blumenstücken
einen schönen Erfolg.

tiERLIN. Im Künstlerhaus haben die Vereinigten
Klubs, d. h. der > Aquarellisten - Klub«, >Klub
Berliner Landschafter', >Freie Künste, >Märkischer
Künstlerbund<, »Norddeutsche Werkstatt« und »West-
klub« gemeinsam ausgestellt. Eine Mischung sehr
ungleichmäßiger Qualitäten und Richtungen ohne
eine völlig sieghafte Persönlichkeit, ohne ein durch-
dringendes Temperament. Viel ehrliche Arbeit, ernst-
haftes Streben neben allerhand unreifen Dingen.
Alles in allem ein angenehmes Niveau. Sehr schwach
ist das Porträtfach vertreten, wohingegen die Land-
schaft einen gewaltigen Raum einnimmt und auch
rein künstlerisch das Schwergewicht auf ihrer Seite
hat. Unter den vielen hier zu Worte kommenden
Landschaftern seien genannt W. Feldmann, Max
Uth, H. Hartig, Heinr. Härder, K. Wendel
und Carl Kayser-Eichberg. Von letzterem ist
besonders ein Sommerabendbild zu sehen, das in
seinen unsicheren Umrissen und unbestimmten
Tönen das Nachzittern der Tagesschwüle lebendig
zum Ausdruck bringt. Bei Alfred Liedtke er-
freut die scharf akzentuierte Beleuchtung seiner
straffen Seestücke, und Paul Hoeniger hat in
seinem »Alt-Berlin« ein sehr feines, duftiges En-
semble geschaffen. Hans Herrmann hat wieder
einige holländische Hafenbilder beigesteuert, unter
denen vorzüglich der erfrischend klar und leuchtend
gemalte Hafen von Volendam- hervorgehoben sei.
Eine lebhafte, kräftige Porträtgruppe von Gg. Ludw.
Meyn mag noch Erwähnung finden, sowie von den
Plastiken eine entzückende Kinderbüste aus getöntem
Wachs von Martin Schauss. — Als süddeutscher
Widerpart zu dieser norddeutschen Vereinigung tritt
uns bei Gurlitt die Münchener ^Scholle' entgegen.
Beweglicher und nicht von derSolidität der nördlichen
Vettern, zeigen die Münchener ihre besonderen Vor-
züge und Nachteile. Die Landschaft ist durch zwei
ganz gegensätzliche Künstler vertreten, durch Erich
Erler-Samaden und Gustav Bechler. Es gibt
heute nur wenige Maler, die das Blau in allen seinen
Nüancen und die spezifische Farbenskala des Schnees
mit solcher Delikatesse und doch Großzügigkeit zu
meistern verstehen wie Erler, dabei lebt eine wunder-
volle Poesie in diesen Bildern. Bechler dagegen setzt
seine Landschaften aus klaren, ungemischten Tönen
zusammen in einer eigenartigen festen Stilisierung,
die die Mitte hält etwa zwischen Haider und Segan-
tini. Von den Bildern Fr. W. Voigt's ist mir das
liebste die feine Sommerwiese mit Blumen, wogegen
die Landschaften W. Püttner's denn doch allzu »ge-
tuscht; aussehen. Fritz Erler hat neben einer —
Verzeihung — faden Allegorie böcklinischer Obser-
vanz ein ganz ausgezeichnetes Porträt des Geheimrats
Neißer hergeschickt. Leo Putz kokettiert mit einem
allzu flotten Draufgängertum. Schließlich besteht der
Mensch doch nicht nur aus Farbflecken, er hat auch
Knochen und Gelenke in sich, die man nicht ganz
unterschlagen darf. Für manche durch derartiges
Hinweggehen über die präzise Form hervorgerufenen
Unmöglichkeiten entschädigt er aber durch ein feines
Kolorit. Von den Werken Adolf MOnzer's hat man
den ungetrübtesten Genuß. Ganz köstlich ist das Por-
trät eines Mädchens in Weiß, auf dem Tische sitzend;
und die Köpfe im Freilicht mit den fein beobachteten
Reflexen eines sonnigen Waldinneren, sowie die gelbe
Dame vor den 'weißlichen Birkenstämmen beweisen
einen stark ausgebildeten Sinn für delikate Tonwerte
und Farbwirkungen. Auch eine Spiegelszene legt da-
von Zeugnis ab: prachtvoll ist das kalte Grün des
Gewandes der Dame gegen die warmen Fleischtöne

des Rückens der danebenstehenden Schönen abge-
stellt und mit diskreter Pikanterie durch die rosa Rose
und einen gelben Stuhlbezug gehoben. r. schm.

DOSEN. Im Kaiser-Friedrich-Museum fand im

* Januar-Februar eine Ausstellung von Werken
Max Klingers statt. Außer dem gemalten Studien-
kopf eines alten Mannes aus der Berliner Akademie-
zeit (1879) und einem gleichfalls gemalten weiblichen
Profilkopf von 1902 war ein Bronzeguß der Leipziger
Badenden und der Bronzeguß nach dem Tonmodell
eines Athleten (in Posener Privatbesitz) ausgestellt.
Letzterer sehr interessant, in leichter Schrittstellung
legt der Athlet die Hände auf dem Hinterkopf zu-
sammen. Eine verhaltene Kraft spricht aus der
ganzen Stellung des überaus muskulösen Körpers,
der mit großer Verve und unmittelbarer Frische ge-
geben ist. Den Hauptteil der Ausstellung bildeten
Klingers Radierungen, von denen fast sämtliche
Zyklen und besonders gute Einzelblätter vorhanden
waren. Das meiste davon stammte aus dem Besitz
des Museums selbst, das vor einiger Zeit eine größere
Anzahl der Radierungen Klingers in guten Drucken
erworben hat, unter denen sich auch einige Selten-
heiten befinden. Gleichzeitig waren Radierungen
von stauffer-Bern und einige Plastiken von Wal-
ter ScHMARjE-Berlin und Carl Melville-Cassel
ausgestellt.

DUD APEST. Bei Könyves Kaiman stellt ein braver
Zügelschüler, Zombory aus, während die kleine
Gruppe allerjüngster Maler, unter dem Titel Keve
(Garbe) vereinigt, nur einen wirklich begabten Maler
aufzeigt, Fr. Szablya, den wir aber schon von früher
her kennen. — Im Museum der schönen Künste be-
kamen wir die Kollektivausstellung der Zeichnungen
des finnischen Malers Axel Gallens zu sehen, die
Urania bringt schier wöchentlich neues Material, sogar
Kaffeehäuser machen Kunstausstellungen, — wahr-
lich der Kunstfreund kann sich nicht mehr beklagen.

B. L.

VERMISCHTES

l/'IEL. In dem vom preußischen Kultusministe-

* *rium ausgeschriebenen Wettbewerb zur Erlangung
von Entwürfen für die Ausschmückung der Univer-
sitäts-Aula in Kiel mit einem monumentalen Wand-
gemälde wurden folgende Preise zuerkannt: der
1. Preis mit 2000 M. Professor Ludwig Dettmann
in Königsberg, der 2. Preis mit 1500 M. Professor
Albert Maennchen in Berlin; der 3. Preis mit
1000 M. Maler Hans Anker in Berlin; der 4. Preis
mit 500 M. Professor K. Koepping in Berlin.

pvRESDEN. Der Ballwerfer. Auf der städtischen
Sportwiese in Dresden ist kürzlich die an 4 m
hohe Figur eines Ballwerfers von dem Dresdner Bild-
hauer Daniel Fabricius aufgestellt worden (Abb.
S. 312). Sie bildet mit ihrer wohlberechneten Sil-
houette eine prächtige Zierde des Platzes. Der Ball-
werfer steht in voller Nacktheit vor uns. Der Künstler
hat zur Darstellung den fruchtbaren Moment ge-
wählt, in dem der Werfer bei der Rückwärtsführung
des rechten Armes den Ball noch einmal in der Hand
wägt, also eine gewisse Ruhelage, die angenehmer
wirkt und doch die ganze Bewegung mit ihren wirk-
samen Gegensätzen von Kraftentfaltung und Ruhe,
von Vorder- und Seitenansicht des Körpers aufweist.
So geht ein lebendiger Rhythmus durch die schöne
Gestalt, die in jugendlicher Kraft und Gewandtheit
vor uns steht als eine lebensvolle Verkörperung des
Sports, dem der Sportplatz ringsum geweiht ist. Der

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