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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Von Ausstellungen - Der Jubliäumsbrunnen in Spindlersfeld bei Berlin - Personal-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0372

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-s-5^> DER JUBILÄUMSBRUNNEN IN SPINDLERSFELD <ö^~

Eisenwerth's, der für A. Treidler als Lehrer für
Zeichnen, Aquarellieren an die Technische Hoch-
schule berufen wurde, ist vor allem die ungemeine
Vielseitigkeit des Künstlers zu konstatieren; wir
sehen Bilder in Oel, Tempera, Guasche, zumeist
von dekorativem Charakter, farbige Entwürfe zu
Glasmosaik, einer besonderen Spezialität des Künst-
lers, ferner Zeichnungen, Originalholzschnitte,
Radierungen u. dergl. mehr. Auch als Architekt
hat sich K. Schmoll von Eisenwerth erfolgreich
hervorgetan und desgleichen als Kunstgewerbler,
wie die aus farbigen Gläsern geschmolzenen und
modellierten Ziergläser, sowie Stickereien, Metall-
schmuck, Innendekorationen usw. beweisen. In den
poetisch empfundenen Bildern selbst ist noch ein
Schwanken zwischen dekorativem und Staffeleibild
zu gewahren, auch der vereinfachende Einfluß einer
graphischen Tätigkeit, sowie die Formen derselben
spielen mitunter herein. — Neben dieser Ausstel-
lung ist im großen Saale eine solche von 18 Bildern
Wilhelm Trübners zu sehen, die hier schon des
öfteren besprochen worden ist. Ich würde der >Su-
sanna«, einem in seinem Spiel von Sonnenlicht und
Schatten ganz delikat gemalten Rückenakt, den Vor-
zug geben. h. t.

DER JUBILÄUMSBRUNNEN

IN SPINDLERSFELD BEI BERLIN

*7\ir Feier des 75jährigen Bestehens ihrer berühm-
ten Färbe- und Waschanstalt beschlossen die
jetzigen Inhaber der Firma Spindler, einen Brunnen
zu errichten. Sie ließen dem Bildhauer Ernst Wenck
bei der Wahl sowohl des Motives wie auch des Platzes
durchaus freie Hand. Diese seltene Liberalität, für
die den Bestellern aufrichtiger Dank gebührt, ist
vollauf belohnt worden, denn die Art, wie der Künst-
ler sich seiner Aufgabe entledigt hat, ist muster-
gültig (Abb. S. 334 und S. 335). Er gab keine mit Alle-
gorien aufgeputzte Illustration zum Jubiläum, wie
das üblich zu sein pflegt. Die Idee, die dem Auf-
trag zugrunde lag, kam bei ihm zu einem selbstän-
digen, in sich geschlossenen Ausdruck. Der Ent-
wurf ist nicht das Resultat eines äußerlichen Suchens,
sondern entstand aus innerer künstlerischer Anschau-
ung, die sich auf den besonderen Fall konzentrierte.
Inmitten eines polygonen Beckens auf vierkantigem
Stamm eine kräftige männliche Gestalt, in ausruhen-
der Haltung leicht vorgebeugt, den rechten Fuß auf
einen Färberkrug gestützt. Die lässig ruhenden Arme
bereichern das plastische Motiv, sie sind zugleich
mitbestimmend für die klare Silhouette, die in ihrer
Geschlossenheit dem Charakter der Figur entspricht.
Die Figur wirkt als natürliche Fortsetzung, nicht als
beliebiger Aufsatz des Unterbaues. Aus dessen Glie-
derung spricht das gleiche Stilgefühl. Das Material,
blauer Kirchheimer Muschelkalk, der hier zum ersten
Mal bei einem Denkmal Verwendung fand, geht
farbig gut mit der Bronze der Figur zusammen. Der
Vorzug verschiedener Oberflächen Wirkung des un-
behauenen, gemeißelten und polierten Steines ist
für die Komposition geschickt verwertet worden. Die,
ohne Gipsmodell aus dem Stein herausgemeißelte,
hell erscheinende Blumengirlande, die in den Wasser-
röhren ihre Stützpunkte hat, trennt den roh gelas-
senen Sockel von dem polierten oberen Teil, der
zur Bronze überleitet. In ihm sitzen unauffällig Re-
liefs mit den Bildnissen der Gebrüder Spindler und
zwei Ansichten der Fabrik. — Würdiger als durch
eine solche ernste und prätensionslose Arbeit kann
ein geschäftliches Unternehmen seine Begründer
nicht ehren. a. G.

PERSONAL-NACHRICHTEN

TARESDEN. In der letzten Februarwoche hatte
die Dresdener Künstlerschaft zwei Todesfälle
zu beklagen, am 27. Februar starben Ernst Hot-
tenroth und Leon Pohle. In Dresden ist am
27. Februar kaum 37 Jahre alt der Bildhauer Prof.
Ernst Hottenroth gestorben. Er war ein außer-
ordentlich begabter Künstler von hervorragendem
Können für die Plastik in Verbindung mit der Ar-
chitektur. Aus dürftigen Verhältnissen hat er sich
als Sohn eines Frankfurter Bildhauers und Stuk-
kateurs, selbst als Stukkateurlehrling beginnend,
emporgearbeitet. In Berlin arbeitete er für den Bild-
hauer Lessing am Reichstagsgebäude, dann für die
Firma Hauer am Marstall in Schloß Primkenau, am
Zentraltheater in Dresden. Dann konnte er sich

— durch die Dresdner Architekten begünstigt — in
Dresden selbständig machen. Hier hat er ausge-
zeichnete ornamentale und figürliche Arbeiten ge-
schaffen für die Kreuzkirche (Architekten Schilling
und Gräbner), für die städtische Sparkasse und die
24. Bezirksschule (Architekt Hans Erlwein), für das
neue Landgerichtsgebäude (Architekt Richard Kra-
mer), für verschiedene Grabdenkmäler (Architekt
Fritz Sohnmacher). Selbständig schuf er das Blücher-
Denkmal für Stargard; beim Wettbewerb um das
Dresdner König-Georg-Denkmal erhielt er einen
Preis. Beide Werke zeichnen sich durch ihren vor-
züglichen architektonischen Aufbau aus. Allzufrüh
hat der Tod den ausgezeichneten Künstler von star-
ker Erfindungskraft aus seinem erfolgreichen Schaffen
im Kreise gleichstrebender Genossen dahingerafft.

— Der Maler Leon Pohle, früher Professor an
der Kgl. Kunstakademie und Mitglied des akademi-
schen Rates, wurde am 1. Dezember 1841 zu Leipzig
geboren, er studierte an den Akademien zu Dres-
den, Antwerpen und Weimar, besuchte dann Paris,
München und Wien und wurde 1877 auf Ver-
anlassung seines Lehrers Ferdinand Pauwels von
Weimar nach Dresden berufen, wo er von 1877 bis
1903 den Malsaal leitete. Alsdann trat er in den
Ruhestand. Pohle malte anfangs Genrebilder, wie
Gretchen, Ophelia, Psyche, Im Sommer, Andacht,
Die Kenner, Das Urteil des Meisters. Später wandte
er sich ausschließlich dem Bildnis zu; mehr als zwei
Jahrzehnte erfreute er sich als Bildnismaler eines
ausgezeichneten Rufes. Zahlreiche deutsche Mu-
seen besitzen Bilder von ihm: die Dresdner Galerie
die Bildnisse seines Lehrers Historienmalers Carl
Peschel und des Konditors Ercole Torniamenti, die
Berliner National-Galerie eine Elegie (Frauengestalt
in ganzer Figur mit Mandoline und Hut) und Bildnis
Ludwig Richters vor dem Reißbrett sitzend, das
Museum zu Leipzig ebenfalls ein Bildnis Ludwig
Richters und solche des Dresdner Bildhauers
Ernst Hähnel, des Buchhändlers Karl Tauchnitz
und des ersten Reichsgerichtspräsidenten Dr. Eduard
von Simson; das Museum zu Weimar das Bild-
nis des Dresdner Kammersängers Karl Scheide-
mantel. Auch die Mitglieder des sächsischen
Königshauses, mehrere sächsische Minister, hohe
Staatsbeamte, Bürgermeister, Künstler u. a. hat
Pohle gemalt. Alle seine Bilder kennzeichnen sich
durch ruhige, ernste Auffassung, geschmackvolle
Farbengebung und solide Durchbildung. Mit Vor-
liebe malte er männliche Bildnisse, seltener Frauen,
Kinder so gut wie gar nicht. Seine Schüler hielt
er, ohne sie in ihren individuellen Neigungen zu
beschränken, zu ernstem künstlerischem Streben
und zur Erwerbung eines soliden Könnens an, so
daß sie mit Liebe und Verehrung an ihn zurück-
denken.

Redaktionsschluß: 17. März 1908 Ausgabe: 2. April 1908

Für die Redaktion verantwortlich: F. Schtartz. — Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-G. — Beide in München
 
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