-b-4^> VAN GOGHS BRIEFE
Er malt das Stück Land. „Na, und nun kommt, Paris tätig. In England war er noch auf dem
während ich so zeichne, ein Kerl an, nicht Land Schullehrer, dann wollte er Theologie
Maler, sondern Soldat. Ich frage ihn: Wun- studieren und ging zu diesem Zweck nach
dert es dich sehr, daß ich dies ebenso schön Amsterdam. Auch hier hielt es ihn nicht,
wie das Meer finde?" „Nein, das wundert er ging zu den Minenarbeitern nach Belgien
mich garnicht, daß du es ebenso schön wie und predigte dort.
das Meer findest, denn ich finde es noch viel Hier beginnt seine eigentliche Entwicklung,
schöner als den Ozean, da er bewohnt ist." Er fängt an zu zeichnen. 1881 nach seiner
So ganz unvoreingenommen steht van Gogh Heimat zurückgekehrt, studiert er, geht nach
der Natur gegenüber! Welche Frische in all dem Haag, verkehrt mit Malern und wechselt
diesen Beobachtungen; was er sagt, kommt verschiedentlich seinen Aufenthalt. Einige
alles aus erster Hand. Schon in Worten Jahre arbeitet er so, geht dann 1885 nach
reißt er die Natur an sich und formt sie: Paris, nachdem er vorher einige Monate die
„Die Stadt ist von vielen Wiesen umgeben, Akademie in Antwerpen besucht hatte,
die mit Löwenzahn übersät sind, wie ein gelbes Van Goghs Bruder war Kunsthändler; durch
Meer. Diese Wiesen werden, ganz vorn, durch ihn kam er mit den Impressionisten in Be-
einen Garten abgeschnitten, der ganz mit rührung, von denen er lernte und von denen
violetter Iris gefüllt ist. Was für ein Motiv, er sich später mit seiner Kunst lossagte,
wie? Ein Meer von gelben Blumen, mit der Er geht dann nach dem Süden, nach der
Linie von violetter Iris, und im Hintergrunde Provence, nach Arles; von hier sind die
die kokette, kleine Stadt mit ihren schönen meisten der Briefe geschrieben, sie sind voll
Frauen!" von der südlichen Luft, voll von der heiteren
Das Leben dieses Künstlers? Schönheit, die er liebte.
Er ist 1853 als Sohn eines Pfarrers in „Was bin ich in den Augen der meisten?
einem Dorf Nord-Brabants geboren. Er sollte Eine Null, oder ein Sonderling, oder ein un-
Kunsthändler werden und war in London und angenehmer Mensch, jemand, der in der Ge-
JULIUS EXTER DAS LICHT UND DER SCHATTEN
Münchner Jahresausstellung 1908
566
Er malt das Stück Land. „Na, und nun kommt, Paris tätig. In England war er noch auf dem
während ich so zeichne, ein Kerl an, nicht Land Schullehrer, dann wollte er Theologie
Maler, sondern Soldat. Ich frage ihn: Wun- studieren und ging zu diesem Zweck nach
dert es dich sehr, daß ich dies ebenso schön Amsterdam. Auch hier hielt es ihn nicht,
wie das Meer finde?" „Nein, das wundert er ging zu den Minenarbeitern nach Belgien
mich garnicht, daß du es ebenso schön wie und predigte dort.
das Meer findest, denn ich finde es noch viel Hier beginnt seine eigentliche Entwicklung,
schöner als den Ozean, da er bewohnt ist." Er fängt an zu zeichnen. 1881 nach seiner
So ganz unvoreingenommen steht van Gogh Heimat zurückgekehrt, studiert er, geht nach
der Natur gegenüber! Welche Frische in all dem Haag, verkehrt mit Malern und wechselt
diesen Beobachtungen; was er sagt, kommt verschiedentlich seinen Aufenthalt. Einige
alles aus erster Hand. Schon in Worten Jahre arbeitet er so, geht dann 1885 nach
reißt er die Natur an sich und formt sie: Paris, nachdem er vorher einige Monate die
„Die Stadt ist von vielen Wiesen umgeben, Akademie in Antwerpen besucht hatte,
die mit Löwenzahn übersät sind, wie ein gelbes Van Goghs Bruder war Kunsthändler; durch
Meer. Diese Wiesen werden, ganz vorn, durch ihn kam er mit den Impressionisten in Be-
einen Garten abgeschnitten, der ganz mit rührung, von denen er lernte und von denen
violetter Iris gefüllt ist. Was für ein Motiv, er sich später mit seiner Kunst lossagte,
wie? Ein Meer von gelben Blumen, mit der Er geht dann nach dem Süden, nach der
Linie von violetter Iris, und im Hintergrunde Provence, nach Arles; von hier sind die
die kokette, kleine Stadt mit ihren schönen meisten der Briefe geschrieben, sie sind voll
Frauen!" von der südlichen Luft, voll von der heiteren
Das Leben dieses Künstlers? Schönheit, die er liebte.
Er ist 1853 als Sohn eines Pfarrers in „Was bin ich in den Augen der meisten?
einem Dorf Nord-Brabants geboren. Er sollte Eine Null, oder ein Sonderling, oder ein un-
Kunsthändler werden und war in London und angenehmer Mensch, jemand, der in der Ge-
JULIUS EXTER DAS LICHT UND DER SCHATTEN
Münchner Jahresausstellung 1908
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