Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0101
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Braungart, Richard: Julius Diez
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besonders im Koloristischen, groß, die Diez
seit den „Sumpfgespenstern" (Abb. S. 77) etwa,
dem ihnen stilistisch nahestehenden „ St. Georg"
(Abb. S. 75) und dem phantastischen „Spuk"
(Abb. S. 74) bis zu den neueren, gleich Edel-
steinen funkelnden Bildern wie „Sirenen-
fang" (Abb. S. 79), „Nixe und Pelikan" (Abb.
geg. S. 73), „Märchen" (Abb. S. 80), „Sommer-
nachtstraum", oder der „Susanna im Bade"
(Abb. S. 85) durchgemacht hat. Es ist der wohl-
bekannte Weg vom Dunklen ins Helle. Die
Farbe wird immer klarer und frischer, ihr
Auftrag resoluter und bestimmter, und mit der
ständig sich vervollkommnenden Technik wird
auch die Darstellung immer kühner, bis die
Kunst des Meisters jene stolze Höhe erreicht
hat, auf der wir ihn als Maler wie als „Poeten"
in dem Bilde „Neptun" (Abb. S. 93), einem
Hauptwerk der XI. Internationalen Kunstaus-
stellung im Glaspalast 1913, sehen. Man be-
dauert allerdings beinahe, daß dieser mächtige
Wurf nicht auch zu einer riesigen Wanddekora-
tion gediehen ist, sondern sich mit den immer-
hin bescheidenen AusmaßeneinesStaffeleibildes
hat begnügen müssen. Aber freilich: wo gäbe es
Besteller, private oder staatliche, die es einem
Künstler gestatteten, ganz frei und nach Gut-
dünken eine leere Wand zu dekorieren? Und
doch wäre nichts wichtiger für einen Schaffen-
den als solche zu finden, die vordem souveränen
Künstlerwillen ihre eigenen belanglosen Be-
stellerwünsche zum Schweigen bringen. Man
möchte gerade einem Künstler wie Diez wün-
schen, daß er öfter solchen Einsichtigen be-
gegnete; sie brauchten es nicht zu bereuen.
Aber zum Glück besitzt Diez Elastizität genug,
um sein Ziel auch mit „gebundener Marsch-
route" stets und unfehlbar zu erreichen.
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li*
seit den „Sumpfgespenstern" (Abb. S. 77) etwa,
dem ihnen stilistisch nahestehenden „ St. Georg"
(Abb. S. 75) und dem phantastischen „Spuk"
(Abb. S. 74) bis zu den neueren, gleich Edel-
steinen funkelnden Bildern wie „Sirenen-
fang" (Abb. S. 79), „Nixe und Pelikan" (Abb.
geg. S. 73), „Märchen" (Abb. S. 80), „Sommer-
nachtstraum", oder der „Susanna im Bade"
(Abb. S. 85) durchgemacht hat. Es ist der wohl-
bekannte Weg vom Dunklen ins Helle. Die
Farbe wird immer klarer und frischer, ihr
Auftrag resoluter und bestimmter, und mit der
ständig sich vervollkommnenden Technik wird
auch die Darstellung immer kühner, bis die
Kunst des Meisters jene stolze Höhe erreicht
hat, auf der wir ihn als Maler wie als „Poeten"
in dem Bilde „Neptun" (Abb. S. 93), einem
Hauptwerk der XI. Internationalen Kunstaus-
stellung im Glaspalast 1913, sehen. Man be-
dauert allerdings beinahe, daß dieser mächtige
Wurf nicht auch zu einer riesigen Wanddekora-
tion gediehen ist, sondern sich mit den immer-
hin bescheidenen AusmaßeneinesStaffeleibildes
hat begnügen müssen. Aber freilich: wo gäbe es
Besteller, private oder staatliche, die es einem
Künstler gestatteten, ganz frei und nach Gut-
dünken eine leere Wand zu dekorieren? Und
doch wäre nichts wichtiger für einen Schaffen-
den als solche zu finden, die vordem souveränen
Künstlerwillen ihre eigenen belanglosen Be-
stellerwünsche zum Schweigen bringen. Man
möchte gerade einem Künstler wie Diez wün-
schen, daß er öfter solchen Einsichtigen be-
gegnete; sie brauchten es nicht zu bereuen.
Aber zum Glück besitzt Diez Elastizität genug,
um sein Ziel auch mit „gebundener Marsch-
route" stets und unfehlbar zu erreichen.
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