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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Glaser, Curt: Von Alt-Berliner Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0105

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JULIUS DIEZ FESTZUG DES HANDWERKS II
Entworfen für Ausführung in Mosaik für das Rathaus in Hannover

großen Maschinen fehlen ganz. Das hat hier na-
türlich auch äußere Gründe, da diese Paradestücke
nicht zu haben sind. Aber es sind wenigstens Stu-
dien zu ihnen da. Und man kann es schon diesen
ansehen, wie der Künstler hier versagt. Er war
kein Delacroix, und er hatte nicht den Griff, im
Geiste des großen Meisters der Romantik den Ein-
zug der Ordensritter in die Marienburg zu gestalten.
Und auch die Erinnerung an Lionardo gab ihm nicht
die Mittel zu einem Reiterkampfe.
Man hat in letzter Zeit diesen wirklichen Steffeck
oft über dem anderen vergessen, der hübsche Por-
träts malte, die an Waldmüller erinnern, und Pferde,
wie Krüger es ihn gelehrt hatte. Und auch die Aus-
stellung bei Cassirer gilt im wesentlichen diesem
anderen. Aber wenn man sich vergegenwärtigt, daß
Steffeck jünger war als Menzel, daß er noch 1890
lebte, so muß man sich auch klar darüber werden,
daß mit dem Stil der vierziger Jahre das Wesen

des Künstlers nicht erschöpft ist. Was dann folgte,
ist aber nicht ein Aufstieg, sondern im Gegenteil
ein Erschlaffen. Vergeblich bemüht sich Steffeck
um die große Komposition. Und der neupreußische
Stil des Sedanbildes in der Ruhmeshalle, zu dem
hier der Entwurf zu sehen ist, bleibt eine blasse
Erinnerung nur an Krügers bescheidene, aber sach-
liche und eindringliche Art.
Was Steffeck besaß, ist nur die handwerkliche
Tradition der Alt-Berliner Kunst. Aber es ist Ge-
schichtsfälschung, wenn man ihn zum Fortsetzer von
Krügers Werk stempelt anstatt des größeren Menzel.
Nicht weil er ihm manches absah und gleichsam
sein leiblicher Erbe wurde, kann er als sein Nach-
fahr gelten. Sondern der andere, der den Vor-
läufer vergessen machte, weil er sein Werk an die
Stelle setzte, hat Anspruch auf diesen Namen. Menzel
beherrscht die Berliner Kunst der zweiten Jahr-
hunderthälfte. Man wird ihn niemals zum alten Berlin

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