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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Ein Segantiniwerk
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Das Völkerschlacht-Denkmal zu Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0135

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ERICH WOLFSFELD HERRENBILDNIS (RADIERUNG)

I

ein Schatz malerischen „Gemüts" beschlossen. Sagt Um sich ein abschließendes Urteil über Segan-
man dies in unseren Tagen, so kann man damit tini zu bilden, muß man natürlich seine Werke
unter Umständen einem Meister einen zweifelhaften selbst sehen. Aber nur wenigen Kunstfreunden wird
Dienst erweisen. Denn das Rein-Malerische, nicht das möglich sein, denn das oeuvre Segantinis ist
der Stimmungsgehalt ist das A und das O der mo- über alle Welt zerstreut. Es ist nun in diesem
dernen Ästhetik. Indessen sprechen wir voll Ver- sehr schönen Bande, in dem die Reproduktionskunst
ehrung und mit aller Bewußtheit Segantini „Gemüt" sich auf höchster Stufe zeigt, vereinigt, um jedem
zu, gerade wie wir uns diese Essenz nicht aus dem die Möglichkeit zu geben, sich über die Kunst Se-
Werk Millets, nicht aus dem Werk Hans Thomas gantinis, die in ihrer leuchtenden Schönheit alle,
wegzudenken vermögen. Daß darüber Segantini an die Herz und Sinn für Kunst haben, in ihren Bann
reinmalerischen Qualitäten nicht des Geringsten ver- zwingt, zu unterrichten und sich ihrer zu erfreuen,
lustig ging, das lehrt ein auch nur oberflächliches
Durchblättern dieses Segantini-Werkes. Denn der - _ _t _
Meisteristin seinem malerischen Ausdruck zugleich DAS VOLKERSGHLAGHT-DENKMAL
eine der selbständigsten und klarsten, einleuchtend- 2(J LEIPZIG
sten Erscheinungen. Sein Stil ist originell und na-
türlich und ein seinen Stimmungen und Empfin- A m 18. Oktober, am Tage der hundertjährigen
düngen konformer Ausdruck. Diese Stimmungen x"V Wiederkehr der Völkerschlacht, wurde in Leip-
waren, dem motivlichen Niederschlag zufolge, außer- zig das gewaltige Monument eingeweiht, das die
ordentlich geschlossene und harmonische. Das will Opferwilligkeit und Tatkraft des deutschen Volkes
sagen, daß das Thematische in Segantinis Kunst in mehr als 15jähriger zäher Arbeit ais Erinnerungs-
vielleicht nicht sehr abwechslungsreich ist, wie etwa zeichen anjenegroße Zeit errichtet hat. ErnstMoritz
auch Millet nurein Instrument der Kunst beherrschte. Arndt war es, der die erste Anregung zu diesem
Aber nur der Oberflächliche kann darin einen Man- Plan schon im Jahre 1814 gegeben hat. Ihm folgte
gel finden. Denn nicht auf den äußeren, sondern auf Freiherr Ad. von Seckendorf mit einem Aufruf und
den inneren Reichtum kommt es an. Und den besaß der Bildhauer Dannecker veröffentlichte in Gemein-
Segantini! Dazu war ihm eine ganz ungewöhnliche schaft mit dem Architekten Weinbrenner die ersten
Varietät des technischen Ausdrucks beschieden. Pläne zu einem Denkmal. An eine Verwirklichung
Wie unendlich mannigfaltig erweist sich Segantinis solcher Pläne war natürlich damals, wo das ganze
Kunst, wenn man etwa das Porträt des Grubicy de deutsche Land durch die fortwährenden Kriege und
Dragon, das Gemälde „Die beiden Mütter", die Ausbeutungen durch die französischen Heere total
„Alpenweide" von 1895 und den Lebenszyklus „Wer- verarmt war, gar nicht zu denken. Und später ist
den — Sein — Vergehen" sich im Geiste benach- dann auch bald das Zusammengehörigkeitsgefühl,
bart als Werk des gleichen Meisters vorstellt! — welches 1813 die deutschen Stämme spontan zu-

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