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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Rohe, Maximilian Karl: Zur Umhängung in der Münchner Neuen Pinakothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0178

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E

ZUR UMHÄNGUNG IN DER MÜNCHNER gangenen Jahrhunderts, nur unzulänglich vertre-
NFIIFN PINAKOTHFK ten> ^a Unverstand und kleinliche Rücksichten die
neu LH I II1MI\U I nLr\ gebotenen Gelegenheiten zu günstigem Erwerb
her noch, als man zu hoffen wagte, hat nun auch von Meisterwerken aus jener Epoche haben ver-

die vielverrufene Neue Pinakothek ihre ganz- passen lassen, dagegen hatten sich Mengen von
liehe Neugestaltung erfahren. Letztere ist ein Werk Belanglosem und Alinderwertigem angestapelt, das
ihres derzeitigen Leiters, Dr. HEINZ BRAUNE, der nun ins Depot mußte, sollte durch die weitere An-
damit aufs glücklichste fortsetzt, was Herr von Wesenheit davon nicht der Versuch einer klaren
Tschudi in der Alten Pinakothek an erfolgreicher, Darstellung des Entwicklungsganges der Malerei
einergesteigerten modernen kunstwissenschaftlichen im 19. Jahrhundert und der jüngsten Gegenwart
Erkenntnis entsprechenden Reorganisationsarbeit ge- illusorisch werden.
leistet hat. Daß es Dr. Braune gelungen ist, ein wenn auch
Dort jedoch war nur in einem Bestand umsich- leider bei weitem noch immer nicht vollständiges,
tig zusammengetragener Schätze größere Ueber- so doch immerhin schon schönes Bild dieses
sieht zu schaffen, galt es, nur weniges zu entfernen Werdeganges zu geben, das anregend und informa-
und den Rest so anzuordnen, daß erstens einmal torisch wirken muß, halte ich für den größten
die Werke einander nicht mehr so drückten wie vor- Gewinn der gegenwärtigen Neugestaltung; für die
her und weiterhin alle Standard- Zukunft sind nun die Richt-
werke der Galerie in unmittel- ^^^^^^^^^^^^ linien festgelegt und es ist un-
barste Betrachtungsnähe des Be- denkbar, daß jetzt auch dem
Schauers gebracht wurden ; hier Kurzsichtigsten nicht das Auge
jedoch mußte aufs Ganze ge- «CBM^ darüber aufgehen wird, wie in
gangen werden, mußte sozu- Zukunft zu kaufen ist, um einer-
sagen erst ein Augiasstall aus- N ^^■T^B\_jÄ^ seits noch nachzuholen, was
gemistet werden. äjä JVAfljl noch nachzuholen ist und an-
Denn daß die Neue Pinako- t^S^tt fl dererseits von der Kunst der
thek in ihrer bisherigen Verfas- Gegenwart anzugliedern, was
sung auch nicht annähernd die ±M Genuß und erzieherischen Wert
Bezeichnung einer Qualitätsga- einer modernen Galerie auf die
lerie verdiente, darüber war sich Höhe führen, auf die sie in einer
jeder klar, der mit ihrem Inhalt f H Stadt wie München absolut ge-
vertraut war, und daß München, mm bracht sein müssen,
die Kunststadt, wollte sie in ihrer {WU ^s ^at keinen Sinn, ange-
Neuen Pinakothek etwas ähnlich M sichts des trefflichen Gelingens
Gleichwertiges besitzen, wie in il ■ der Umgestaltung im ganzen,
ihrer Alten, höchste Zeit hatte, Ausstellungen im Detail, die
energisch Abhilfe zu schaffen, *Ä-^BJ wohl hier und dort zu machen
darüber bestand unter Einsich- , S^JBl wären, zu machen; wir wollen
tigen auch seit langem schon uns freueni daß nun einmal die-
kein Zweifel mehr. 4ä**mM SP ses schwierige Problem einer
Und doch wußte jeder auch, 'w^^r gewissen Lösung entgegenge-
der mit den Verhältnissen am führt ist und daß wir nun eine i£
Platze vertraut ist, wie unendlich moderne Galerie besitzen, die
schwierig es gerade hier sein flV sich den besten ihresgleichen in

würde, einen Wandel herbei- -^BP der Welt einigermaßen zur Seite
zuführen, welch tausenderlei zu stellen vermag.
Schwierigkeiten sich dem ent- . jBk Die Anordnung, in der sich
gegenstellten und man muß wahr- die Pinakothek dem Beschauer
lieh d em besonderenDank zollen, nun darbietet, ist im kurzen fol-
der sich dem dornenvollen Unter- gende: Der Stiftersaal, in den
nehmen zu unterziehen den nö- 'jÄ man De'm Hereintreten gelangt,
tigen Mut aufbrachte. 'JHb ^at seine alte Gestalt bewahrt
Eine schier unlösbare Auf- und durch eine Türe rechts er-
gäbe fand er ja schon allein da- reicht man wie bisher die Kabi-
rin, Systematik in das Ganze zu "r?*V nette auf der Nordseite, von wo
bringen. Die Ergänzung des Be- aus der Rundgang an den Fen-
standes war in den letzten De- ^BBl sterwänden entlang, über den
zennien auf die törichtste Art von bJBj Part im Westen nach der Süd-
der Welt vorgenommen worden. H seite zu im großen genommen
Man sammelte nicht nach einem zugleich auch eine Führung in
bestimmten Plan, sondern griff historischer Folge bedeutet. Die
nach Belieben jedes Jar.r .... großen Säle hinter dem Stifter-
paar Künstler heraus, von de- saal dagegen bilden heute keine
nen dann gekauft werden mußte, zusammenhängende Reihe mehr,
was das Jahr von ihnen gerade k?^9 BegJ sondern ordnen sich mit Aus-
brachte, gleichviel ob sie da- ~sa3MK^^"^^^8b nähme des unberührt gelassenen
durch entsprechend und charak- Raumes mit den Landschaften
teristisch repräsentiert wurden HP Rottmanns ebenfalls methodisch
oder nicht. So waren bisher ge- dem Leitgedanken geschichtli-
rade die klassische Periode der eher Gruppierung ein. So hat
Münchner Malerei, die siebziger man nun rechts im ersten Ka-
und achtziger Jahre des ver- g. Römer bronnchen binett Koch und die Romantiker
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