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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Weber, Leopold: Erinnerungen an Albert Welti
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0185

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< siepfaden, ohne mmmMmm\i^ JflMH3§9 l S^S'1' Ideen, und so
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< Welti war vor en". Er ließ nicht
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3 rieh hierher ver- ^HNB^K sehen" und sich
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J rier" Ritterguts- Und wenn sich
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3 hatte ihn auf drei sechs, sieben
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» stellt, damit er Wt sungen auf ein-
t ganz seiner mal darboten, ja
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J ne. Eben vollen- jg Hg recht die Qual
j det standen in ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^B^^^^^^^^^^^^^S derWahkdawur-
J seinem Atelier albert welti ^ frau und söhn des Künstlers (Radierung» den grüblerisch
Ö die „Nebelrei- gewissenhaftalle
3 ter" : wildstruppige Kämpfer der Wetterschlacht Möglichkeiten erwogen und einzeln durchge-
5 toben um eine Felsklippe in Wolken. Dann die probt auf ihre Kraft.
jj „Hexen": aus dem qualmenden hohen Schlot Und während er so vor den Bildern er-
( wirbelt's eine Schar von Besenreiterinnen her- zählte, da traten alsbald auch Mutter und Kind
|) aus, die tummeln ihre Rosse in der bläulichen hinter ihn und schauten und horchten. Denn
J Mondnacht über dem Städtchen(Abb. Dezember- was da auf der Leinwand entstand, das war
J heft 1897). Nebenbei plagte er sich mit einem ihnen allen dreien nicht irgend eine Kunst-
J närrischen Einfall, die „Seligen Morgenträume": fertigkeit, die der Ernährer von Berufswegen
) im Wäldchen überm Dorfe ragt in der Däm- ausübte, sondern das war wie ein Lebendiges,
) merfrühe ein Baum, alle Aeste voll von seit- das zwischen ihnen aufwuchs, das zu ihnen
( samem Gevögel: Schläfer, die stürzen, so wie gehörte. Selbst das Büblein fuhr, wenn man's
; sie erwachen, jählings aus den Zweigen auf den emporhob, eifrig mit dem Zeigefinger vor dem
l „Misthaufen" der nüchternen Wirklichkeit. Bilde herum und versuchte lallend zu erklären,
^ Auch der „Hochzeitszug" über der Brücke was da geschah.
J begann damals schon Gestalt zu gewinnen Die Kritik war noch nicht „eingestellt" auf
J (Abb. Dezemberheft 1909). Und die erste ihn damals, abgesehen von ein paar Eigen-
3 Fassung der „Penaten" entstand: Johann, der brödlern, die fürs erste nicht zählten. „Böck-
9 muntre Seifensieder, wird im Sarge über Land linschüler" hieß die Parole, die von Zürich
3 zu Grabe getragen von seinen „Haustugenden" herüberklang. Ja, einer der Schriftgewaltigen
(Abb. Oktoberheft 1906). dort — er ruht nun auch schon lange —rief
Wenn er einen vor die Bilder führte, so ihn gerade in den Tagen väterlich duzend an
pflegte ersieh zunächst langsam verlegen mit in seinem Berichte: „Lieber Albert, laß die
i den Fingern im Lockengestrüpp seines Hinter- Hände vom Pinsel und bleib beim Radieren!"
i kopfes zu wühlen, und dann begann er in abge- Aber auch von den Kunstgenossen bekam er
i rissenen Sätzen von den Schicksalen seiner des öfteren bittre Pillen zu schlucken. Ganz
l Arbeit vor sich hin zu erzählen. empört schrieb er an Rose: „F. will mich mit
Er tat sich nicht leicht, bei allem Ueberfluß an der Kritik meiner Bilder auf den Kopf stellen

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