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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Weber, Leopold: Erinnerungen an Albert Welti
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0190

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halbes Jahr kaum darauf — eben erst hatte Hochverehrter lieber Herr Rose!
er die Gedächtniskarte für sein Weib fertig- Es scheint uns beiden gleich schlecht zu
gedruckt (Abb. S. 167. „Letztes Geleit") — da gehen und wer weiß, wie bald wir ein fröh-
starb auch er in Zürich, daheim bei seiner liches Wiedersehen in der ewigen Heimat zu-
Mutter, fünfzig Jahre erst alt, an Herzwasser- sammen feiern können nach all dem Elend. Ich
sucht. bin bereit dazu und wünsche nichts weiteres
Der letzte Brief, den er wenige Tage vorm mehr, trotzdem man mir alle Tage versichert, ich
Tode mit zitternder Hand mühsam zu Papier werde gesund. Wir haben ja auch viel Schönes
brachte, war an Rose gerichtet, seinen Gönner, erlebt auf der Erde — wenn einem der Ab-
der gleich ihm krank lag zum Sterben. schied nur nicht so lang hinausgezogen wird.
Anno 1895, als ihm, dem Mittellosen und Meine Buben werden ihren Weg schon finden
Verkannten, eben der erste Sohn geboren war, in der Welt draußen und mein liebes treues
hatte ihm Rose unerwartet das Anerbieten ge- Weib erwartet mich beim Petrus oben und hat
macht, auf Jahre hinaus für ihre Zukunft zu ihm schon manches Extratrinkgeld gegeben, vD
sorgen: da hatte Welti aus Hönng am 8. Mai damit er mich bald einlasse. Herrgott, was W
in tiefem Glücke erwidert: werden wir alles für liebe Leute antreffen, die g
„Als wir Ihren lieben Brief bekamen, ist alle schon längst droben sind. Hier scheint
uns beiden schier das Wasser in die Augen einem die Welt noch einen besonderen Kuß
gestiegen. Mit warmem Dank nehme ich Ihr auf die Lippen zu drücken, so schön ist sie
großmütiges Anerbieten an. Ich habe schon heut, und wird auch schön bleiben, und weit
lange nicht mehr so fest und so ruhig ge- weg davon kann's uns Menschenseelen un-
schlafen wie in der Nacht nach Ankunft Ihres möglich verschlagen.
Briefes, der mir fast wie eine überirdische Der K. hat mir heut geschrieben, er scheint
Botschaft vorkam. Immer wieder muß ich schon Verschiedenes für Sie fertig zu haben,
an unser erstes zufälliges Zusammentreffen auf das ich mich freue. Er meint auch wohl,
denken dort im Künstlergütli. In den ersten uns gehe es gut.
Stunden waren wir beide vor Glück so när- Ich habe die Wohnung in Bern gekündet auf
risch, daß keines Worte gefunden hätte, Ihnen November, habe noch nichts Neues, „will"
zu danken." nach Zürich, Luzern oder derenden. Brauch's
Jetzt schrieb er aus Zürich, am Pfingst- wohl nimmer. 1000 Grüße von uns allen und
montag 1912, an den Freund, der ihm nach vor allem von Ihrem treuen Albert Welti, der
wenigen Monaten im Tode folgte: Ihnen nochmals für alles dankt.


ALBERT WELTI RÜCKKEHR IN DIE LIEBE HEIMAT (RADIERUNG)

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