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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Dreyfus, Albert: Gustave Moreau 1826-1898
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0201

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I gleißen, veröffentlicht. Jene Käufer ersparten Odilon Redon setzt die mystisch-koloristi- K
I Moreau das Geschrei des großen Marktes, aber sehen Tendenzen Moreaus fort. Er hat das
I er wich darum einer gemäßigten Oeffentlich- voraus, daß er bei aller Phantasie und Phan-
I keit nicht aus; er gab oft seine Bilder in den tasterei immer in den Grenzen des Malerischen
I Salon; er war Mitglied der Akademie. Den bleibt. Von großer Sensibilität für Tonwerte,
Zwang von Aufträgen aber duldete er nicht. Er modelliert er seine Träume in die Farbe hinein.
hat es abgelehnt, bei der Ausmalung des Pan- Seine Werke sind gleichsam Mystik der Farbe
, theons mitzuwirken, er konnte nur im imagi- selbst: seine Fabelwesen scheinen oft wie aus
I nären Raum schaffen. Es war das dekorative einem zufälligen Nebeneinander von Tönen ge-
I Problem seiner Zeit, dem er da aus dem Weg boren, und es ist, als enthielte die Farbe einer
l ging. Puvis de Chavannes trat für ihn in die Blume alle Geheimnisse der Welt. Ich bin über-
i Bresche. zeugt, für Odilon Redon kommt noch einmal
I * die Stunde des großen Ruhms.
1 Eine der Maximen, die Moreau als Akademie-
Von den Künstlern, in denen heute in Frank- professor seinen Schülern sagte, war die: „II
reich das Werk Moreaus am meisten nachwirkt, faut s'exprimer soi-meme". Mit dieser Betonung
sind vor allem zwei zu nennen: Georges Des- der Subjektivität, dieser Ablehnung aller von
I vallieres und Odilon Redon. außen in die Kunst hineingetragenen Hern-
i Desvallieres steht der philosophischen Rieh- mungen nimmt er teil an der großen Persön-
i tung Moreaus nahe. Auch er schweift in viele lichkeitsbewegung des 19. Jahrhunderts, die
I Kulturen aus Bedürfnis nach einer einzigen, nichts im Bild mehr dem Stoff, der Anekdote,
I die er nicht vorfindet. Seine Farben sind oft alles nur dem Auge, der Wahrheit des Gefühls
I spröde, aber eine echte religiöse Inbrunst, seit- verdanken will. Die Expressionisten unserer
1 sam mit malerischem Intellekt gepaart, hebt Tage könnten wohl Moreau unter ihre Ahnen
auch seine Bilder in eine höhere geistige Sphäre, rechnen.


G. MOREAU DIE SIRENEN

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