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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Beringer, Joseph August: H. A. Bühler
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0228

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^ form in die Erscheinung. Das Doppelporträt gerichteter Sinn hat ohne weiteres plastische
g der „Kaiserstühler" (1912) und der „Bauer Formkräfte. Es wäre zu verwundern, wenn
3 mit Kuh" (1913) sprechen dies ebenso deut- Biihler sich nicht als Plastiker aussprechen
9 lieh aus, wie das Porträt „Frau B." vom könnte. Man empfindet deshalb seine beiden
3 Jahre 1910. bis jetzt bekannt gewordenen Plastiken als
'J Auch maltechnisch geht Bühler seinen ei- Notwendigkeiten seines Schaffens. Aus dem
g genen Weg. Er hat sich schon in den ersten Jahr 1910 stammt die Bismarckstatue, die — zu
H. selbständigen Schaffensjahren eine eigene Billings Konkurrenz — als Wettbewerb für die
gj Temperatechnik ausprobiert, an der er noch Elisenhöhe bei Bingen gedacht war. Stärker und
g heute festhält. Er trägt die ungemischten fertiger ist die „Pietä" (entst. 1913, Abb. S. 197),
9 Temperafarben mit schmalem Spachtel auf die deren Block etwas von Michelangelos „Terri-
3 Bildfläche, indem er Fleckchen neben Fleckchen bilitä" (Furchtbarkeit) im seelischen Ausdruck,
9 setzt. Dadurch erreicht er eine seltene Reinheit, in der Vielfältigkeit der Bewegungsmotive und
g Leuchtkraft und Frische der malerischen Wir- in der Einfachheit des Umrisses an sich hat.
W kung bei aller stofflichen Differenzierung. Eine Solcher „Erbärmdebilder" schuf die deutsche
m Veränderung der farbigen Klänge ist damit Plastik, als die „Normen" der aufgehenden
g auch ausgeschlossen. — humanistisch-heidnischen Abklärung der Re-
fEin auf die Darstellung der vereinfachten naissance, die unseren national-künstlerischen
realen Erscheinungsformen und der in ihnen Charakter verdarb, noch von der Mystik und
9 liegenden seelischen Ausdrucksmöglichkeiten Glaubensinbrunst der absterbenden Gotik be-
g) strahlt wurden. Es ist an-
gemessen, heute an ähnliche
kulturelle Wandlungen zu
denken. Von diesem Punkte
aus bekämen die Werke
Bühlers ein neues Gesichts-
feld.
Das poetisierende Ele-
ment, das in Bühler vorhan-
den ist und im Laufe der
letzten Schaffensjahre durch
die Monumentalaufgaben in
den Hintergrund gedrängt
worden war, wendet sich
neuerdingsdem ihm gemäße-
ren Betätigungsfeld der Gra-
phik zu. Eine Folge von
graphischen Blättern wirdim
„ Nachtigallenlied" die früher
schon von Bühler geübte
Griffelkunst pflegen und eine
feinsinnige und reizvolle Er-
gänzung der Monumental-
malerei bilden.


GEDANKEN ÜBER KUNST
Das echte Kunstwerk bedarf
keiner Vermittlang. Es spricht
oder schweigt, je nach der Natur
des Beschauers. Anselm Fauerbach
Dem Auge das Aeußerste
zeigen, heißt der Phantasie die
Flügel binden. Lessing
Die heutigen Laien in der
Kunst verderben sich selbst die
Freude daran, weil sie glauben,
Kritik üben zu müssen, anstatt
sich dem Genuß des Schönen
! H. A. BÜHLER WOTAN (1913) hinzugeben. E.I.Hähntl

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