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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Rohe, Maximilian Karl: Die Winterausstellung der Münchner Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0230

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^ da diese die stärkeren äußeren Wirkungen für langt, so gibt auch sie natürlich der modernen
Q sich haben als stillere Kunst natürlich stets Graphik keineswegs die Vertretung, die man
Q den kürzeren. Und man kann jedes Jahr wie- ihr gerne einmal wünschen würde, dazu ist
9 der das gleiche beobachten, daß nämlich das sie zu unsystematisch behandelt und zu un-
e) große Publikum die Säle der Graphik erst dann vollständig (was paradox klingt bei der Fülle
9 „auch noch abtut", wenn es schon müde und des Gebotenen), aber es ist an sich schon
j=j erschöpft aus den anderen anlangt. Das führt begrüßenswert, daß eine solche Sonderaus-
H zu keinem Verhältnis zu dieser auf ein ein- Stellung einmal unternommen worden ist und
Gj gehendes Studium angewiesenen Kunstgattung man darf hoffen, daß sie das Interesse an
g und verflüchtigt jedes tiefere Interesse für sie. graphischer Kunst in weiten Kreisen belebt.
9 Wunderbarerweise hat die Graphik aus dieser Tritt man einen Rundgang durch die Schau
y Mißachtung, die ihr im allgemeinen wieder- an, so interessieren in Saal I vor allem die
9 fährt, nicht einmal Schaden genommen; im Radierungen von Ed. Scharff, einem jungen @
g) Gegenteil, ihr Mauerblümchendasein scheint schwäbischen Künstler, der ebenso, wie er (?
3 ihr bisher ganz wohl bekommen zu sein, in- als Maler und Bildhauer seit ein paar Jahren
x dem unsere graphischen Künstler das, was Originelles geschaffen, auch als Graphiker eine
* ihnen an Beachtung von seiten der Oeffent- durchaus selbständige, spezifisch moderne Phy-
G) lichkeit versagt geblieben, in künstlerische siognomie zeigt (Abb. S. 212). Von ihm liegen
q Selbstachtung umzusetzen bemüht waren. Proben aus seinen bisher radierten Zyklen vor,
9 Was nun die Ausstellung der Secession an- die Entstehungsjahre 1909—12 umfassend, und
y es ist erfreulich zu sehen,
9 - welch schöne Entwicklung
3 -"' "-\ sein Talent in dieser ver-
w ^ J hältnismäßig kurzen Zeit-
S spanne genommen hat. Der
"^^Nw Weg führt auch hier, wie in
\ den Malereien Scharffs, von
einer noch impressionisti-
\ sehen Formung zu einer be-
\ tonten Ausdruckskunst und
~\ während beispielsweise in
V -. Blättern, wie in den „Rei-
} ";. tern" von 1909, trotz aller
t kompositorischer Absicht im
/ ganzen, die Einzelgestalt
/ I doch noch völlig konkret-
f gegenständlich genommen
sein will, ist sie in den spä-
teren jeden stofflichen Inter-
esses fast entkleidet und
kaum als mehr denn als Trä-
ger rhythmischer Werte zu
betrachten. Durch seine pa-
W thetische Liniensprache aber
s) ( /' ' 4 sowie durch ein höchst le-
oJ ( «- >v bendiges Spiel von Licht und
[ iL \ Schatten weiß der Künstler
8 \ in der Tat auf den Beschauer
! > wirksam all die Stimmungen
* ' i zu übertragen, die der Kon-
{ . \\ 4hS^R zeption seiner Vision zu-
( ^^P^^^*^^^^B gründe lagen. Völlig anders
5 !""" ^^^j^Eow^iP* geartet wie Scharff ist der
~ .__■>.■. ..... ^ \.,-'^^\ J-eipzi^er Alois Kols, ein
y carl schwalbach klage (Lithographie) und gewürdigter Künstler,
j Winteransstellung der Münchner Secession der hier ebenfalls mit im

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