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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Laienpredigt
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0309

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nicht an moralische Empfindsamkeit, sondern des Gefühlsmomentes als zu einseitig empfinden,
nur an jenes für den Verbildeten kaum mehr erdenken könnte; und ich glaube zu wissen,
wahrnehmbare, spezifisch künstlerische Gefühl, was so mancher im stillen dabei denkt: daß
das sich nicht auf Bestimmtes bezieht, viel- bei der Betrachtung und Beurteilung von
mehr die Eigenart des Künstlers in seiner Künstlern und Kunstwerken die meisten Men-
Stellung gegenüber der Anschaulichkeit der sehen sich ohnedies zu viel dem bloßen Ge-
Welt und der Möglichkeit ihrer Versinnlichung fühle hingeben, was bei den einen zu eben
und Versinnbildlichung ausmacht. so unnützen Ueberschwenglichkeiten, wie bei
Die Phänomenalität der sehbaren Wirklich- den andern zu übertriebenen Gehässigkeiten
keit zieht den Künstler unwiderstehlich an, führt, und die beide zuletzt Aug und Ohr be-
auch manchen Nichtkünstler; nur unterscheidet leidigen. Ganz richtig! Nur habe ich ein Ge-
sich der Künstler vom Laien auffällig dadurch, fühl gemeint, das durch die Kenntnis des
daß er sich den Einwirkungen der Natur und Gesetzmäßigen im kunstschöpferischen Akt
ihrer Dinge nicht in Stimmungen passiv unter- und im ausgereiften Werk geläutert ist. Denn
wirft, sondern auf das äußerste aktiv entgegen- auch ich bin der Meinung, daß man wenigstens
stellt und sie ungewertet in seinen Besitz zu die Kenntnis der einfachsten künstlerischen
bringen trachtet. Grundgesetze haben muß, von denen aus je-
Während ich Vorstehendes äußerte, überkam weilig die einzelnen Kunstwerke formal be-
mich ein merkwürdiges . . . Gefühl! — Das stimmt wurden, wenn man sie verstehen und
Gefühl nämlich, daß man die starke Betonung genießen will. A. R ... r


| A. FEUERBACH MIRJAM (1852)
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