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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Wallsee, Heinrich Egon: Alfred Lichtwarks Erbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0339

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H. HAHN GRABMAL (1913)
ALFRED UGHTWARKS ERBE schließlich gesellte, daß Lichtwark, was er als
Sammler begonnen, in einer erstaunlich großen
Hamburg ist die Stadt der Potenzen. Vielleicht Anzahl inhalt- und gedankenreicher Gelegenheits-
nirgend so wie hier besteht das Bedürfnis nach Schriften und Buchveröffentlichungen in populärer
führenden Persönlichkeiten. In der Kunst sowohl Weise auch den breiten Leserkreisen nahe zu brin-
wie auf allen anderen Gebieten des öffentlichen gen verstanden hat. Das waren Taten von unan-
Lebens. Weil die Ansprüche zu groß sind, als fechtbarem Wert, und damit waren die Bedingungen
daß jeder in allen Stücken eine gleiche Beschlagen- gegeben, zur Erlangung eines stärksten Einflusses,
heit zu erreichen vermöchte, hat sich unaus- der in der Vaterstadt Lichtwarks im Laufe der
gesprochen ein lebhaftes Bedürfnis eingebürgert Zeit solche Formen annahm, daß selbst private
nach Führern, auf die in allen, ihr Spezialgebiet Sammler, die früher nur gekauft, was ihnen ge-
berührenden Fragen ein unbedingtes Verlassen fallen, und Kunstfreunde, die sich nur von solchen
ist. Und da die Fähigkeit zum Mitsprechen in Künstlern hatten porträtieren lassen, die ihren Bei-
Kunstfragen nun einmal zu den Erfordernissen fall gehabt, dieses Zutrauen zu ihrer eigenen Ur-
gehört, deren Erfüllung heute von den Kultur- teilsfähigkeit völlig einbüßten und nur mehr kauf-
menschen verlangt wird, ist ein Mann, der an sich ten, was Lichtwark zu kaufen anriet, auch wenn
glauben zu machen vermag, gerade an dieser Stelle es ihnen nicht gefiel, beziehungsweise die sich nur
ganz unentbehrlich. von solchen Künstlern malen ließen, die Lichtwark
Lichtwark hat das erkannt und er hat darnach empfohlen hatte, auch wenn sie selbst zu deren Art
von vornherein sein Verhalten eingerichtet. Er keinerlei Vertrauen hatten.
begann damit, der bis dahin in nur schwachen Lichtwark hätte nicht der scharfblickende Be-
Umrissen bestandenen Vorstellung von dem Vor- obachter und Erzieher sein müssen, der er in
handenseineinerhochentwickeltenalthamburgischen hohem Maße war, um diesen Zustand nicht als
Lokalkunst an Hand der Werke von Franke, Ber- Einbuße zu empfinden. Und so kehrten, nament-
tram, Mathias Scheits, Runge u. a. die er mit einem lieh in der Anfangszeit seiner Amtsführung, Worte
beispiellosen Sammlerfleiße zusammentrug, eine der Sehnsucht nach einer an seinem Werke frucht-
sichere Unterlage zu gewinnen. Mit starker Hand bar mitarbeitenden Kritik in seinen Vorträgen zu
führte er den nunmehr in eine bestimmte Richtlinie öfteren Malen wieder, ebenso wie Mahnungen an
eingeordneten Bau durch Anlage einer Galerie Sammler und Künstler, in ihren Werken vor allem
Hamburger Bildnisse und Hamburger Landschafts- auf die Betonung ihrer Eigenart bedacht zu sein,
bilder weiter. Ein folgender Schritt führte zur Doch wie das bei Zuständen nicht selten ist, die
Sicherung der Führerschaft der Kunsthalle auf dem aus dem Verhältnis des bloß Ausnahmsweisen all-
bisher brach gelegenen Gebiet der künstlerischen mählich in das der Gewohnheit übergehen, nämlich
Medaille und Plakette, wozu sich endlich und daß sie den Anschein von Gesetzmäßigkeit erlangen,
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