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NEUE PINAKOTHEK, MÜNCHEN WAND MIT BILDERN VON A. v. KELLER
ZUR NEUORDNUNG DER
MÜNCHNER NEUEN PINAKOTHEK
Von M. K. Rohe
i A"
I
unseren Bildergalerien und Museen tantismus von früher verlassen und sich ge-
vollzieht sich in den letzten Jahrzehnten nauerer und brauchbarerer Methoden zu be-
ein nicht unwesentlicher Wandel. Haftete dienen begonnen. Sie unterwarf das in den
! diesen Anstalten bis dahin noch mancherlei Sammlungen wähl- und ziellos aufgespeicherte
vom Geiste der alten „Kunst- und Wunder- Material einer gründlichen Sichtung, und rief
\ Kammern" an, aus denen sie der Mehrzahl damit ein Verlangen nach Ergänzung und Er-
( nach ursprünglich auch hervorgegangen waren, Weiterung wach, das um so mehr wuchs, je
i d. h. spürte man vielfach zu sehr das rein mehr sich die Anschauung verbreitete, daß
) Zufällige des Zustandekommens ihres Inhaltes Galerien und Museen nicht mehr bloß der
) durch, so läßt man es sich neuerdings ener- Liebhaberei und dem Studium weniger Künst-
) gisch angelegen sein, sie planmäßig auszu- 1er und Kunstfreunde zu überlassen seien, son-
/ bauen, entreißt sie ihrer Passivität und sucht dem breiten kunst- und kulturpädagogischen
j aus ihnen aktiv wirksame Organismen zu Absichten dienstbar gemacht werden müssen.
( machen. In Deutschland hat zuerst Berlin seine
Dieses Streben steht in Zusammenhang mit Museen in modernem Sinne mustergültig aus-
J der Entwicklung der Kunstgeschichte, die erst gestaltet. Daß gerade hier und nicht an
i seit einem halben Jahrhundert etwa Anspruch berühmteren alten Kunst- und Museumsstätten
) darauf erheben kann, eine Wissenschaft ge- die Erneuerung einsetzte, hat seinen Grund
| nannt zu werden. Seit sie nämlich den Dilet- vorab darin, daß Berlin seine Museen sozu-
Die Kunst für Alle XXIX. 14. 15. April 1914
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NEUE PINAKOTHEK, MÜNCHEN WAND MIT BILDERN VON A. v. KELLER
ZUR NEUORDNUNG DER
MÜNCHNER NEUEN PINAKOTHEK
Von M. K. Rohe
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I
unseren Bildergalerien und Museen tantismus von früher verlassen und sich ge-
vollzieht sich in den letzten Jahrzehnten nauerer und brauchbarerer Methoden zu be-
ein nicht unwesentlicher Wandel. Haftete dienen begonnen. Sie unterwarf das in den
! diesen Anstalten bis dahin noch mancherlei Sammlungen wähl- und ziellos aufgespeicherte
vom Geiste der alten „Kunst- und Wunder- Material einer gründlichen Sichtung, und rief
\ Kammern" an, aus denen sie der Mehrzahl damit ein Verlangen nach Ergänzung und Er-
( nach ursprünglich auch hervorgegangen waren, Weiterung wach, das um so mehr wuchs, je
i d. h. spürte man vielfach zu sehr das rein mehr sich die Anschauung verbreitete, daß
) Zufällige des Zustandekommens ihres Inhaltes Galerien und Museen nicht mehr bloß der
) durch, so läßt man es sich neuerdings ener- Liebhaberei und dem Studium weniger Künst-
) gisch angelegen sein, sie planmäßig auszu- 1er und Kunstfreunde zu überlassen seien, son-
/ bauen, entreißt sie ihrer Passivität und sucht dem breiten kunst- und kulturpädagogischen
j aus ihnen aktiv wirksame Organismen zu Absichten dienstbar gemacht werden müssen.
( machen. In Deutschland hat zuerst Berlin seine
Dieses Streben steht in Zusammenhang mit Museen in modernem Sinne mustergültig aus-
J der Entwicklung der Kunstgeschichte, die erst gestaltet. Daß gerade hier und nicht an
i seit einem halben Jahrhundert etwa Anspruch berühmteren alten Kunst- und Museumsstätten
) darauf erheben kann, eine Wissenschaft ge- die Erneuerung einsetzte, hat seinen Grund
| nannt zu werden. Seit sie nämlich den Dilet- vorab darin, daß Berlin seine Museen sozu-
Die Kunst für Alle XXIX. 14. 15. April 1914
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