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A. F. MAULPERTSCH MOSES (SKIZZE)
Enkelschüler Rembrandts ist Michael Georg Grün auf seiner Palette mischte und der, wenn
Willmann (1629 —1706), aus Königsberg ge- er auch die Natur noch in mancher stilisieren-
bürtig, aber meistens in Schlesien für den den Verschnörkelung wiedergab, doch ein wenig
Zisterzienserorden tätig, von dem man in von jenem Naturenthusiasmus ahnen läßt, den
Darmstadt Werke der verschiedensten Art, in man seinem Landsmann Albrecht Altdorfer
Stoff und Ausdruck kolossal variabel, zu sehen nachrühmen darf. Die Ausstellung hat von
bekommt: neben einer seltsam schwer und Agricola leider nur zwei Werke aufzuweisen,
dumpf gemalten Allegorie auf den Großen Kur- freilich darunter ein so vollkommenes wie die
fürsten hängt ein Knabenporträt in der locke- Abendlandschaft mit betenden Türken (Abb.
ren Art des Hals und eine „Europa auf dem S. 433) aus dem Braunschweiger Museum. In
Stier", die wieder nach Italien weist. An Augsburg schufen ferner Johann Heinrich ^
Wouverman, den Vielgeliebten, schlössen sich Schönfeldt(1 609—1675)ausBiberachundJo- £
die Hamburger Mathias Scheits (1630 bis hann Heiss (1640—1704), beide Mythologiker «
1700) und Johann Mathias Weyer (f 1690) in eklektizistischer Manier, und der berühmte y
an. Von Scheits hat die Hamburger Kunst- Philipp Georg Rugendas (1666—1742), der s
halle sechs feine Malereien gesandt, meistgenre- Maler der Pferdestücke, Heerlager, Reiterge- >
haft-holländischen Charakters, von denen das fechte und Plünderungen, die von einem seltsam r,
Kavalierstückchen „Wein, Weib und Gesang" wirklichen und erschütternden Leben erfüllt \
(Abb. S. 438) in seiner zierlichen Komposition sind. An Rugendas schloß sich der aus Wol- 0
und delikaten Malerei den bestechendsten Ein- fenbüttel stammende, zumeist in Wien tätige (I
druck macht. Einen gewissen Kristallisations- AugustQuerfurt(1696 —1761) an, aber auch C
punkt der Malerei bildete immer noch Augsburg, jener prachtvolle „Unbekannte", von dem der G
während Nürnberg, das einstmals so kunst- Katalog die drei Reiterstücke aus Meraner »
freudige, nur einige Künstler wie J. G. van Privatbesitz, Kampfszenen zwischen Panduren ;
Bemmel(1669—1723), Lorenz Strauch, der und bayerischen Soldaten, sowie zwischen Pan- )
auf der Ausstellung nicht zu finden ist, und duren und Bauern, aufführt. Man darf an- «
) vorübergehend Sandrart aufzuweisen hat. In nehmen, daß die Bilder nach dem Schreckens- (
) Augsburg dagegen wirkte der feine Christian jähr der Sendlinger Mordweihnacht von 1705 f
I Ludwig Agricola (1667—1719) aus Regens- gemalt sind und daß ihr Meister ein Altbayer (
( bürg, ein Landschafter, der ein unendlich apartes oder Tiroler gewesen ist. Als „Unbekannt" ist y
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A. F. MAULPERTSCH MOSES (SKIZZE)
Enkelschüler Rembrandts ist Michael Georg Grün auf seiner Palette mischte und der, wenn
Willmann (1629 —1706), aus Königsberg ge- er auch die Natur noch in mancher stilisieren-
bürtig, aber meistens in Schlesien für den den Verschnörkelung wiedergab, doch ein wenig
Zisterzienserorden tätig, von dem man in von jenem Naturenthusiasmus ahnen läßt, den
Darmstadt Werke der verschiedensten Art, in man seinem Landsmann Albrecht Altdorfer
Stoff und Ausdruck kolossal variabel, zu sehen nachrühmen darf. Die Ausstellung hat von
bekommt: neben einer seltsam schwer und Agricola leider nur zwei Werke aufzuweisen,
dumpf gemalten Allegorie auf den Großen Kur- freilich darunter ein so vollkommenes wie die
fürsten hängt ein Knabenporträt in der locke- Abendlandschaft mit betenden Türken (Abb.
ren Art des Hals und eine „Europa auf dem S. 433) aus dem Braunschweiger Museum. In
Stier", die wieder nach Italien weist. An Augsburg schufen ferner Johann Heinrich ^
Wouverman, den Vielgeliebten, schlössen sich Schönfeldt(1 609—1675)ausBiberachundJo- £
die Hamburger Mathias Scheits (1630 bis hann Heiss (1640—1704), beide Mythologiker «
1700) und Johann Mathias Weyer (f 1690) in eklektizistischer Manier, und der berühmte y
an. Von Scheits hat die Hamburger Kunst- Philipp Georg Rugendas (1666—1742), der s
halle sechs feine Malereien gesandt, meistgenre- Maler der Pferdestücke, Heerlager, Reiterge- >
haft-holländischen Charakters, von denen das fechte und Plünderungen, die von einem seltsam r,
Kavalierstückchen „Wein, Weib und Gesang" wirklichen und erschütternden Leben erfüllt \
(Abb. S. 438) in seiner zierlichen Komposition sind. An Rugendas schloß sich der aus Wol- 0
und delikaten Malerei den bestechendsten Ein- fenbüttel stammende, zumeist in Wien tätige (I
druck macht. Einen gewissen Kristallisations- AugustQuerfurt(1696 —1761) an, aber auch C
punkt der Malerei bildete immer noch Augsburg, jener prachtvolle „Unbekannte", von dem der G
während Nürnberg, das einstmals so kunst- Katalog die drei Reiterstücke aus Meraner »
freudige, nur einige Künstler wie J. G. van Privatbesitz, Kampfszenen zwischen Panduren ;
Bemmel(1669—1723), Lorenz Strauch, der und bayerischen Soldaten, sowie zwischen Pan- )
auf der Ausstellung nicht zu finden ist, und duren und Bauern, aufführt. Man darf an- «
) vorübergehend Sandrart aufzuweisen hat. In nehmen, daß die Bilder nach dem Schreckens- (
) Augsburg dagegen wirkte der feine Christian jähr der Sendlinger Mordweihnacht von 1705 f
I Ludwig Agricola (1667—1719) aus Regens- gemalt sind und daß ihr Meister ein Altbayer (
( bürg, ein Landschafter, der ein unendlich apartes oder Tiroler gewesen ist. Als „Unbekannt" ist y
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