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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Münchner Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0550

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I

sehen bekommt, da ja Professor Naagers Studien CHEL (1763—1843) bekannt, den mannicht zu Unrecht
ihn zuvörderst mit dieser Schule bekannt gemacht einst als den „Ruisdael des Montmartre" bezeichnet
haben und ihr seine besondere Liebhaberei zuge- hat, der aber nichtsdestoweniger noch lange nicht
wandt ist. In der Cinquecento-Sammlung erweckt nach Gebühr geschätzt erscheint, ja von dem man
Aufmerksamkeit insbesondere eine Tafel „Die sie- vielfach heute noch nicht mehr als den Namen kennt,
ben Todsünden", dem Jacopo de Barbari zuge- Michel war ein Vorläufer der Barbizonen und ist
schrieben, ein bemerkenswertes Stück, dann das in gewissem Sinn mit Constable zu vergleichen, da
Porträt eines jungen Mannes, das Albrecht Dürer er wie dieser, in einer Zeit des öden Akademismus
zugeteilt und als Bildnis des jungen Kleeberger sich wieder selbständig der Natur zugewandt und
ausgedeutet wird. Wie es um „Christus in der Vor- die Tradition der alten holländischen Landschafter-
hölle" steht, das Naager gleichfalls dem Nürnberger schulen aufgenommen hat. Und mit Constable ist
Meister attribuiert, ist eine Frage, die sich nicht er auch der Begründer des modernen paysage in-
so ohne weiteres beantworten läßt, jedenfalls liegt time, wobei er aber seine Motive nicht weit außen in
da ein interessantes und des Nachgehens wertes Wald und Feld, sondern in unmittelbarer Nähe von
Problem vor. Ein Jacopo Palma Vecchio „Spin- Paris, am Montmartre suchte und fand. Windmühlen
nerin" fesselt ebenfalls, ferner ein „Toter Christus" auf einem Hügel, Vieh auf der Weide, ein Wald-
von einem unbekannten Maler, zwei Bildnisse von saum, ein Blick auf eine Ebene und Aehnliches
Moroni Giovanni Battista, das
eine (auf Holz gemalt) an den
Moretto der besten Zeit er-
innernd, das andere, einen
Mann in rotem Rock mit
weißer Halskrause darstel-
lend, stark tizianisch, auch
ein Tizian, Porträt des Ra-
nuccio Farnese, und das Kon-
terfei eines „Bologneserhünd-
chens", das für den Jacopo
Bassano in Anspruch genom-
men ist. Einige famose Sachen
sind auch in der Kollektion
von Bildern der Barockzeit zu
vermerken.
Die eigenen Arbeiten Profes-
sor Naagers zeigen diese viel-
seitige Begabung in ihrer gan-
zen Universalität, als hervor-
ragenden dekorativen Künstler,
Wand- und Staffeleimaler, Pla-
stiker und Architekten, kurz
als einen Tausendsassa, der
selbst etwas von dem Umfas-
senden vieler Renaissance-
künstler an sich hat und so
auch den Erfolg begreiflich
macht, den er seit Jahren schon
gefunden hat. Arbeiten, durch
die Naager sich besonders be-
kannt gemacht hat, sind der
neue Joachimssaal im Berliner
Schloß, der Admiralspalast in
Berlin, ein Lichthof im Kauf-
haus Wertheim ebendort, das
Mausoleum des Großherzogs
von Hessen, zahlreiche Deko-
rationsdetails im Neuen Rat-
haus zu Berlin, Fresken im
Münchner Künstlerhaus u.a.m.
Untergebracht ist fernerhin
in der Galerie gegenwärtig
noch eine Ausstellung der
Künstlergruppe „Die Freien",
einer Abzweigung der „Jury-
freien", und hier notiert man
Schöpfungen von H. SCHIMMEL,
E. GlESE, E. LlSCHKE, C. KEMP-
TER, P. WIMMER und CL. NEU-
HAUS als der Besichtigung
würdig.
Heinemann macht uns in dan- >
kenswerter Weise mit Werken Richard Winternitz dame in weiss u
des Franzosen georges Ml- Sommeraasstellang der Münchner Secession £

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