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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Rohe, Maximilian Karl: Die neue Münchner Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0577

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CARL BURCKHARDT METOPENRELIEF AM ZÜRCHER KUNSTHAUS
ständlicher wird, wenn man ein wenig über ten lassen uns doch nicht zu einem ganz
sinnespsychologische Phänomene nachdenkt, reinen Genuß gelangen. Was ihm fehlt, ist
Die Frage ist nur die, ob solche Kunstübung das Empfinden für den organischen Bau der
doch nicht allzu subjektiv ist, um ein allge- Körper, sein teilweise so famoser „Torso"
meineres Interesse beanspruchen zu können, zeigt das klar und deutlich, es fließt kein
Die Plastik ist auf der Schau nur spärlich Strom einheitlichen Lebens durch ihn. Loer-
vertreten, dafür sind aber qualitativ recht cher hat eine sitzende weibliche Figur da, die
schöne Dinge zu sehen. Scharff erscheint archaistischen Reiz mit einem kraftvollen Form-
mir als die interessanteste Erscheinung; sein gefühl eint, Kolbe ist stark in rhythmischen
„Weiblicher Torso" ist zweifellos voll starken Werten, Albiker zart in der Durchbildung
Naturgefühls und auf der anderen Seite (Abb. S. 517) und ähnlich gut ist Gerstel,
doch wieder so entfernt von einem stillosen der auch eine Holzfigur zur Ausstellung bringt.
Naturalismus, daß er in seiner primitiven Von Bleekers plastischen Werken ist das beste
Kraft ruhig geschätzten Stücken alter Plastik wohl der Frauenkopf, der voll reicher Empfin-
zur Seite gestellt werden kann. Dazu kommt dung ist (Abb. geg. S. 520).
die so sehr beseelte Modellierung des Kopfes. Auch die Seitenräume, die der Hauptsache
Zu dogmatisch modern erscheinen mir da- nach graphische Arbeiten bergen, bringen man-
gegen die kleinen Statuetten; sie haben ganz cherlei, was aufmerksamer Achtsamkeit wert
gewiß esoterisches Interesse, aber zählen doch ist. Unold, Arnold, Kubin und Scharff
zu ausschließlich dem Gebiet rein formalisti- seien hier, als auf diesem Felde der Kunst
scher Uebung zu. Lehmbruck ist sicherlich schon hinreichend bekannt und gewürdigt,
ebenfalls eine der für die moderne Bildnerei bloß dem Namen nach in Erinnerung ge-
wichtigen Persönlichkeiten, aber seine Arbei- bracht. Schinnerer jedoch bedarf, weil noch

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