Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 44.1928-1929

DOI Artikel:
Gurlitt, Hildebrand: Zu Emil Noldes Aquarellen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14159#0051

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ZU EMIL NOLDES AQUARELLEN*)

Der Besuch einer Ausstellung von Aquarellen
Emil Noldes gehört zum Festlichsten, was unsere
Zeit kennt. Mehr aber noch ist der Besitz eines
solchen Werkes, weil von ihm dauernd ein voller
und reicher Strom ehrfürchtiger Freude aus-
geht. Es gibt wenig Kunst heute, mit der man
so sicher umgehen, die man so sehr ohne Be-
denken in seinen eigensten Räumen aufhängen
kann.

In einer Zeit, in der alles scheinbar zersplittert
und ohne sichtbare Richtung ist, steht Nolde
und sein Werk in reifer Ruhe. Seine Aquarelle
haben jene Selbstverständlichkeit, die das Ge-
heimnis der Weisen und Kinder ist.

*) Anläßlich ihrer Ausstellung im Kunstsalon Ferdinand Müller,
Berlin.

6

Es war ein langer Weg vom Bauernsohn in
Friesland bis zum Meister, zu dem der Ruhm
kam. Werk und Leben sind bei Nolde eins.
Sein Werden, seine Briefe, sein Sein sind so
klar wie seine Arbeiten. Nur der richtig Le-
bende kann ja Wesentliches schallen. Er hat
vielerlei anderes getan, ehe er ans Malen kam.
Er begann spät, als er schon vieles wußte, mit
seinem wirklichen Beruf. Seit er aber begon-
nen, ging er nur noch geradeaus. Weit war
sein Weg, er führte ihn durch manche Berufe,
durch viele Länder der Erde. Weit ist der
Umfang seines Schaffens. Er hat das Meer ge-
malt, die Südsee, Ostasien, fremde Menschen
— dunkel und wunderbar —, Freunde und
Freundespaare, die er liebte, Bilder, die das

41

*
 
Annotationen