Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

DOI Artikel:
Beringer, Joseph August: Hans Otto Schoenleber: 1889-1930
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0338

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
HANS OTTO SCHOENLEBER

DER ALTE MANN. HOLZSCHNITT

HANS OTTO SCHO EN LEBER. 1889-1930

Mitten im Kampf um den ausklingenden Impressio-
nismus, den aufstrebenden Expressionismus und zu
Beginn der neuen Sachlichkeit tritt im 2. Jahrzehnt
unseres Jahrhunderts mit scharfer Wendung zu
mittelalterlicher Altmeisterlichkeit im Technischen
ein zum Manne gereifter Künstler uns entgegen:
Hans Olto Schoenleber. Ob es der heimlich und
ungewollt vorbereitenden väterlichen Lehre des
großen Landschafters Gustav Schoenleber und auch
der Weisung des jBruders Felix, des Plastikers,
zu verdanken ist, oder ob die lediglich lange ver-
haltene eigene Kunstbegabung sich seit 1922 selbst
so elementarisch und unaufhaltsam entladen mußte,
soll hier nicht entschieden werden. Tatsache ist, daß
dieser allzufrüh seinem hohen Schaffen entrissene
Meister des subtilen Kupferstiches und des groß-
zügig gestaltenden Holzschnittes seinem Werk vom
ersten bis zum letzten Blatt den Stempel vollendeter,
reifer Künstlerschaft aufprägte — und trotzdem

in diesen Bekundungen seines hervorragenden
Könnens und seiner reinen Künstlerschaft auf dem
graphischen Gebiete keine volle Befriedigung und
kein Genügen fand. Noch als Vierziger und als in
vorderster Beihe stehender Graphiker hat es ihn
nach den ihm stärker scheinenden Beizen der Farbe
verlangt, die er in den zwei letzten Lebensjahren
mit heißem Studium zu erringen hoffte. Aber die
erschütternden Erlebnisse des Weltkrieges, den er
als Feld- und Lazarettarzt mitgemacht hatte, die
angestrengten Arbeiten an Kupfer- und Holzplatten
hatten seine Kräfte schon unterhöhlt. Das neue
malerische Studium zerbrach ihn, wobei wirtschaft-
liche Sorgen und Nöte nicht gefehlt haben mögen.
So steht dieser heimliche Meister des Stichels heute
nur erst als Graphiker von höchstem Bang vor uns,
zu dem er in organisch einander folgenden Stufen
aufgestiegen ist.

Nach der kurzen Lehrzeit bei einem allen Land-

318
 
Annotationen