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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Beringer, Joseph August: Hans Otto Schoenleber: 1889-1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0339

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kartenstecher zu München begann Schönleber 1922
mit einer in feiner Linienführung gehaltenen Folge
von Blättern aus dem romantischen Donautal (Wil-
denstein, Werenwag, Ditfurt), die sich wie ein
zartes Liebeslied an die Landschaft und an die
Technik ausnehmen. Ebenso sind die bayrischen
Städte (Donauwörth, Burghausen, Nördlingen,
Schloß Trausnitz u. a.) gehalten. Aber schon klin-
gen ernste, erschütternde Töne in diesem lichten
Frühwerk auf: der „Totentanz- untermalt sein
Schaffensbild mit den dunkeln Tönen, die das Werk
dieses Ungewöhnlichen mit geheimnisvollem Bau-
schen und Brausen erfüllen. Die zehn Blätter des
„Faust" (II. Teil) sind im Werk. Eine meisterhafte
Kopie von Dürers „Madonna mit der Heuschrecke"
weist auf den Nothelfer hin, der im Aufstieg zur
Höhe angerufen wird. Bald sind es landschaftliche,
bald figurale Motive, die Schoenleber aus dem viel-

deutigen II. Teil des „Faust" schöpft. Demgemäfo
geistert Natur und Lberwelt in milder und wilder
Schönheit und Wucht durch diese Folge, immer
in der strengen Zucht des Grabstichels zu ergrei-
fender Haltung verklärt. Wie um von den Erschüt-
terungen dieser künstlerischen Erlebnisse und Bal-
lungen auszuruhen und der Erregungen bei diesen
Vergeistigungen Herr zu werden, versenkt sich
Schoenleber in die reine Natur und beginnt die
herrlich breiten Holzschnittblätter aus dem Donau-
tal (bei Frickingen, Bronnen, Werenwag, bei Beu-
ren, Alter Mann) und aus den nordischen Gegen-
den zu gestalten. Damit gewinnt er den Übergang
aus der Bomantik der Donaulandschaft zu der Epik
der in Holz geschnittenen sizilianischen Landschaf-
ten, die er in den folgenden Jahren ins Bild formt.
Ebenso machtvoll, wenn auch technisch feiner im
Ausdruck, sind die Kupferstiche der Landschaften

HANS OTTO SCHOENLEBER

RUINE DITFURT IM DONAUTAL. HOLZSCHNITT

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