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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Beringer, Joseph August: Hans Otto Schoenleber: 1889-1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0340

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HANS OTTO SCHOENLEBER
GIHGENTI. KUPFERSTICH

aus Sizilien. Die künstlerische Ausbeute liegt auf
der sonst wenig berührten Linie Girgenti—Palermo
mit einer östlichen Ausbiegung nach Castrogiovanni
— also nicht auf dem romantischen Ost- und Süd-
ostteil., sondern im Zentrum des fast noch unbe-
kannten Sizilien, das uns in den griechischen und
frühmittelalterlichen Bauresten und den modernen
Bahn- und W egeanlagen innerhalb der uralten
Bodenform nahegebracht wird. Hier weht noch
der Hauch der Urweltschöpfung über die mensch-
lichen Gebilde von zwei Jahrtausenden. Bewun-
dernswert., wie Schoenleber mit dem lockern und
abgestuften Gefüge der schwarz-weißen Linien die
Modellierung des Terrains und die Farbigkeit der
Landschaft in hell-dunkeln Gegensätzen heraus-
arbeitet und die eigenartige Landschaft plastisch
zum Ausdruck bringt. Die 'S ollendung seines
Schwarzweißstiles ist hier erreicht. Er beherrscht,
im Holzschnitt sowohl wie im Kupferstich, die
alte wie die neueste Ausdrucksform vom altmeister-
lich Klaren bis ins kubistisch Gehäufte der Er-
scheinungsformen.

Aus dieser künstlerischen Bewegtheit steigert sich
Schoenleber in der Folge der „Elias"-Blätter (1927)
und der nach Byron gestalteten Folge von „Chillon"
(1928) in die pathetische Dramatik der mit dem
Stichel gearbeiteten Bildformenwelt. Die voran-
gehende klassische Gehaltenheit wird zum Ausdruck
aufgewühlten, fast wilden Erlebens. Angesichts
dieser Steigerungen wird der Wunsch nach Farbe
im Schoenleberschen Schaffen verständlich. Die
Holzschnitte des Jahres 1928/29 weisen auf das
beginnende Studium der menschlichen Form (Akt) ,
schon vom medizinischen Beruf her ihm vertraut,
und der linearen Vereinfachung im Landschaft-
lichen hin (Stadt am Wasser). Darf man aus einer
sechsjährigen erstaunlichen und großartigen Höher-
züchtung des Holzschnittes und des Kupferstiches
auf eine ebensolche rasche und große Vervollkomm-
nung bis ins Vollendete in der Malerei schließen?
W7ie dem auch sei: Auch in dem Bruchstück des
Frühwerkes von Schoenleber offenbart sich ein nach
dem Höchsten strebender und die Vollendung im
Graphischen erreichender Meister. J. a. Bertngcr

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