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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Sydow, Eckart von: Bronzen aus Benin
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0400

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BRONZEN AUS BENIN

Die glänzende und umfangreiche Ausstellung von
Bronze- und Elfenbeinarbeiten aus Benin., die im
Juni/Juli dieses Jahres im Pariser Trocadero-Muse-
um stattfand, lenkte nach einer Beihe von Jahren
wieder den Blick eines größeren Publikums zurück
auf eine Kunstwelt, die zuerst Ende des vorigen
Jahrhunderts das allgemeine Staunen wachgerufen
hatte. Als im Jahre 1897 eine englische Strafexpe-
dition die seit langem streng gewahrte Abgeschlos-
senheit des Königreichs Benin., im Süden der
englischen Kolonie Nigeria, durchbrach und der
britischen Macht neuen Besitz gewann, führte sie
als unerwartete Beute bei ihrer Bückkehr eine An-
zahl von Bronzegußwerken mit sich, die alsbald
die Aufmerksamkeit aller A ölkerkundler auf sich
zogen. Reliefplatten, Rundplastik: Einzelfiguren
und Gruppen, Menschen und Tiere, dazu kunstge-
werbliche Dinge aller Art kamen zu Jlauf und
stellten der Kunstgeschichte ein Rätsel nach dem
anderen. Das Verdienst Felix von Luschans war

KRIEGER ZU PFERD. BRONZE AUS BENIN

es, sogleich die Redeutung dieser Funde erkannt
zu haben, — er sicherte dem Berliner Museum für
Völkerkunde eine sehr große Anzahl von Stücken
und gab durch seine Ankäufe das Signal zu Er-
werbungen seitens der anderen deutschen Museen.
In der Tat stehen denn auch in Paris die deutschen
Leihgaben der Zahl und Qualität nach an erster
Stelle.

Nur zögernd und ohne eindrucksvolle Besultate
hat sich die Kunstgeschichte mit den Beniner Ar-
beiten beschäftigt. Erst in letzter Zeit ist man auf
einige Kennzeichen aufmerksam geworden, die bei
den Reliefplatten eine allgemeine Gruppierung
und Reihung ermöglichen. Bei den figürlichen
Arbeiten hatte Luschan, mehr auf Grund intuitiven
Gefühls, eine Chronologie geschaffen, die in der
gleichen Richtung führte. L nd so stellt sich gegen-
wärtig das Bild der Entwicklung der Beninkunst
in seinen Hauptzügen so dar, daß man von einer
gewissen Parallele zur europäischen Entwicklung
von der Renaissance zum Barock reden darf. Auf
eine Epoche der Einfachheit und Flächenhaftig-
keit folgt eine Zeit, die das Hochrelief betont
und malerische Effekte liebt. Das gilt sowohl
von der Relief-, wie von der Bundplastik.
Der Anfangspunkt der Beliefplatten liegt in den
letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts. Denn
erst 1485 sind Portugiesen in das Hinterland
von Südnigerien gelangt, und im Stil sind die
Darstellungen der frühesten Platten mit Euro-
päern und Eingeborenen einander gleich. Noch
1897 kannte die Tradition der Beninleute den
Namen des großen Gußkünstlers, dem die frühen
Güsse zuzuschreiben wären: Ahammangiwa

D

(= Elefanten-Mohammed), der zur Zeit des Kö-
nigs Esige (1/150 bis 1^90) mit den Portugiesen
nach Benin gekommen sei. Es scheint sich um
einen Haussa zu handeln, der wohl aus Ländern
mit alter Bronzetechnik kam und seine meister-
lich gehandhabte Technik in den Dienst des
Beniner Hofes stellte. Aller Wahrscheinlich-
keit nach aber ist die Technik des Bronzegusses
schon früher dort geübt worden. Woher größ-
tenteils das Material kam, das für den Guß ä
cire perdue Verwendung fand, hat kürzlich der
MünchnerY\ irlschaftshistoriker GeheimratStrie-
der gezeigt: schon im 15. Jahrhundert wurden
Kupfer-, Bronze- und Messingwaren in riesigen
Mengen über Portugal nach Ober-Guinea expor-
tiert. Sie entstammten vielfach süd- und west-
deutschen Werkstätten, — in der Mitte des
16. Jahrhunderts erlangten die Fugger eine ein-
flußreiche Position in diesem Exportgeschäft.
Ls handelte sich lediglich um Gebrauchsdinge:

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