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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 3.1902-1903

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Schmiede und Schmiedeeisen in Strassburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.6478#0173

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in strassburg

Bemalung einer Türe im alten
.Münzgebaude in Sirassburg;.

Die Geschichte des alten Kunstge-
werbes in Strassburg hat manch glänzendes
Kapitel aufzuweisen. Keines macht aber
auch auf die modern Denkenden und
Empfindenden so tiefen Eindruck als jenes,
das von der Blütezeit der Strassburger
Eisenschmiede erzählt.

In Zeiten, in denen die kunsthand-
werkliche Arbeit in ein enges Verhältnis
zu dem ganzen Leben getreten war, hatte
sie an jener Eindringlichkeit gewonnen,
durch deren Kraft sie wie etwas Selbstver-
ständliches hingenommen wurde. Solchen
Zeiten kann man die Vertiefung- einer
wahrhaft künstlerischen Anschauung kaum
absprechen. Diese Vertiefung äussert sich
aber auch am geringfügigsten Gegenstande,
der dem Zwecke des Gebrauches im täg-
lichen Leben dient.

Strassburgs bürgerlicher Wohlstand
brachte es mit sich, dass hier die Bearbeitung
des Schmiedeeisens ein Gegenstand eifriger
Pflege war, dass das Innere und Äussere
des Hauses mit Arbeiten versehen wurde,
denen der Stempel künstlerischen
Könnens deutlich aufgeprägt ward. Soviel
auch die Not der Zeiten aufräumte, schon
das Vorhandensein der Schmiedearbeiten
in der Anzahl und Güte, wie sie sich

für Strassburg feststellen lässt, würde der
alten Reichsstadt den Ruhmestitel einer
Heinastätte der Kunst verleihen können.

Das Alter der Schmiedezunft in
Strassburg — sie erscheint als festgefügte
Organisation bereits im Anfange des
14. Jahrhunderts - wäre freilich an sich
kein Beweis dafür, dass künstlerische
Arbeiten schon im Mittelalter aus ihr
hervorgingen; denn unter den Schmieden
sind doch wohl zunächst vornehmlich
Hufschmiede zu verstehen.

Erst gegen das Ende des i5. Jahr-
hunderts zu lassen sich «kunstreiche»
Schmiede urkundlich nachweisen. Offenbar
kam durch die Plattner und Harnisch-
macher ein, wenn auch nicht künstlerischer,
so doch kunstfertiger Zug in das Strass-
burger Schmiedehandwerk. Die Unter-
suchungen über die Arbeiten der Strass-
burger Rüstungsschmiede sind noch nicht
so weit gediehen, dass sich ihre Ergeb-
nisse jetzt schon zur Veröffentlichung-
eignen würden. Es sei aber betont, dass
das Plattnerwesen in der Stadt, in der
zahlreiche Turniere abgehalten wurden
und die als Wahrzeichen den « Ys're Mä»
besitzt, ein wohlorganisiertes und hoch-
entwickeltes war und dass sich, nament-
 
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