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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 3.1902-1903

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Peter Flötner in Strassburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.6478#0246

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Hl

PETER FLÖTNER

IN 5TRASSBURQ

(FLÖTNERWERKE)

Plaketten von Peter Flottier
einem Prunkschränlichen im
-Mteruimsmuseum in Strassbnrg.)

Keine zweite deutsche Künstlergestalt hat im letzten Jahr-
zehnt eine solch rapide Steigerung ihrer Einschätzung er-
fahren, als die Peter Flötners. Vor zehn bis fünfzehn Jahren
war Flötner noch ein Meister zweiten oder dritten Ranges,
der als Holzschnitzer und Holzschneider gelegentlich aner-
kennend genannt wurde, dem man aber keineswegs zutraute,
dass er die deutsche Renaissancebewegung am kräftigsten
und vielseitigsten gefördert habe. Nächst Hans Holbein hat er
aber das meiste Verständnis der neuen Formensprache zuge-
wendet, die bei ihm nicht ein blosses Spiel blieb, wie dies bei
vielen Renaissancemeistern der Fall war, die vielmehr sein
ganzes Denken und Schaffen so durchdrang und erfüllte, dass
er dadurch auch auf alle Zweige der Kunst seinen leben-
digen Einfluss geltend machen konnte.

In Flötners Werken begegnen wir kaum irgendwo einer
Form aus der Gotik; er steht vollständig auf dem Boden einer
neuen Zeit, vor allem in seinen architektonischen Werken.

Seine lebendige Art, die neuen Formen zu erfassen, brachte
den 1522 aus Ansbach nach Nürnberg eingewanderten Meister
bald darauf in Beziehungen zu dem kunstsinnigen Kardinal-
Erzbischof Albrecht von Brandenburg: er beauftragte Flötner
1526 mit der Ausführung des Marktbrunnens in Mainz, der das
früheste Entwicklungsstadium nicht nur der deutschen Renais-
sance bezeichnet, sondern auch als eine der ersten Arbeiten
Flötners in Betracht kommt. Sein Werk ist dann das ganze
1534 ausgeführte zweistöckige Hirschvogelhaus in Nürnberg
mit seinen anmutigen Portal- und Friesverzierungen und
ferner das 1534—1544 entstandene Tucher'sche Schlösschen in
Nürnberg. Diese beiden Häuser würden schon vollauf den
Beweis für die originelle Schaffensart Flötners erbringen, wenn
sich nicht dazu noch ein anderes wertvolles Zeugnis ehren-
vollster Art erbringen liesse. Flötner war auch am Heidelber-
ger Schlossbau beschäftigt. Der berühmte Kamin im Rup-
rechtsbau ist ohne Zweifel sein Werk. Er hat aber auch fin-
den gläsernen Saalbau in Heidelberg gearbeitet.

Albrecht Haupt hat in seiner Studie «Zur Baugeschichte
des Heidelberger Schlosses» darauf hingewiesen, dass Frie-
drich IE dem in Deutschland einzigen Manne, der das gelobte
Kunstland Italien gründlich gesehen, der nach mancherlei
Irrfahrt sich in Nürnberg als Bannerträger der neuen Kunst
 
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